2014

Die Community für Stadienliebhaber und Groundhopper. Übersichtliche Listen aller Spiele und Grounds. Dazu Bilder, Blogs, Berichte, u.v.m.

20.06.2014 Italien – Costa Rica, Arena Pernambuco – Recife

Die erste Nacht unter dem Moskitoschutz-Himmelszelt endete seit längerem Mal wieder mit lautem Weckergebimmel. Das könnte jetzt bedeuten, ich hatte einen supertiefen, guten Schlaf oder aber ich hatte ne scheiß Nacht und bin einfach noch so im Eimer, dass ich nicht vorher munter geworden. Leider trifft letzteres zu. Das Bett war einfach zu klein, zu wackelig und das Netz so kurz, dass ich die ganze Nacht aufgepasst habe, ja mit keiner Zehenspitze das Netz zu berühren, um es dabei eventuell ein Stück anzulupfen. Denn wie auch immer die fliegenden Wenigzeller das machen, sie würden die Lücke finden. Dumm wie ein Brot stundenlang gegen ne Fensterscheibe fliegen, ohne zu schnallen da nicht rauszukommen aber jede Lücke finden um, zu Hause würde ich sagen ein happen zu essen, hier eine tödliche Krankheit zu verbreiten. Dreckszeug und nein, ich hab hier keine lieblich singenden Amseln gesehen, deren Essen die sein könnten und deshalb wichtig sind.

Die leicht zähe Anreise gestern Abend hat zum Entschluss geführt hier keine zweite Nacht zu verbringen. Selbige wäre einfach sinnlos kurz gewesen, zieht man meine morgige Abflugzeit von 7:00 Uhr und die, auch bei besseren Verkehrsverhältnissen, ohne zu wissen, ob die früh um 5 wirklich besser sind als abends um 9, Anreisezeit in Betracht.

Da es gestern schon ein wenig dunkel war, wollte ich heute wenigstens noch einen kleinen Blick in die Anlage werfen, die mir ein so liebliches Nachtlager bot. Da traf es sich günstig, dass das Frühstück auf einer großen Veranda serviert wurde, von der aus man einen guten Überblick über das Gelände hatte. Etwas in die Jahre gekommen ist die Anlage schon, aber im Grundsatz sehr schick angelegt und genial gelegen. Direkt an der Spitze einer Landzunge gelegen, auf deren östlichen Seite sich der Atlantik und auf der westlichen eine Art Lagune breitmachte. Direkt von der Spitze ausgehend in bei Richtungen ein genialer Strand und von dort Landeinwärts Poolanlagen, Liegeflächen und später dann das Haupthaus mit vielen kleinen Reihenbungalows. Zum faul am Strand liegen und seine Ruhe haben wollen sicher sehr geeignet. Ich bin ja aber nicht zum Spaß hier und daher fertig mit Geländebesichtigung und ab zur Nahrungsaufnahme.

Hier waren neben einigen „normalen“ Urlaubern auch schon eine Handvoll Costa-Ricaner zugegen, die nach meinem Empfinden zu den obersten 1000 Costa-Ricas gehören müssen oder ich hab mal wieder ne völlig falsche Vorstellung von dem Land. Äußerst wohlgenährt voll den Pascha raushängen lassen. Eigentlich war dieses Frühstück eine Buffetveranstaltung aber die Kollegen ließen mal geschmeidig das Personal tanzen und sogar den Kaffee aus der 5 Meter entfernt stehenden Kanne heranbringen. Schön, wenn man auch mal den Larry raushängen lassen kann, oh man! Keine Zeit diesem Schauspiel weiter Aufmerksamkeit zu schenken, spachtelte ich mein Rührei mit Würstchen rein und spülte mit Acai-Saft runter. Würstchen mit Ei ist hier absolutes Standardfrühstück und in jedem Hotel und Restaurant zu haben. Auf Flughäfen und an Fressständen in der Stadt gibt’s eher Blätterteigzeug oder anderes gebackenes Gedöns. Aber sobald man sich hinsetzen kann, wird Rührei mit Würstchen aufgeladen. Dabei habe ich schon zwei Varianten kennenlernen dürfen. Die eine mit einer Art Chorizo in zentimeterdicke Stücke geschnitten und mit ein paar Zwiebeln trocken angebraten und eine andere, ähnlich zum englischen Hochgenuss, eher kleine weiche Bockwürstchen in einem Sud aus Tomaten, Zwiebeln und Gewürzen geköchelt. Die Pampe wird dann vorzugsweise über das Rührei gegeben und verputzt. Alles ein wenig labberig und ich definitiv Fan von der knackigeren Version.

Fertig, Klamotten geholt, ausgecheckt und nach Taxi gefragt. Wühl, wühl, such, such, kommt in 20 Minuten. What!?!?! Ich habs gestern Abend auf 9 bestellt, da war die Antwort:“ Brauch mer nicht bestellen, immer welche hier oder in 5 Minuten da“. Grummel, geht ja schon wieder gut los. Also noch ein Käffchen und ein bissel in den Ausflugstipps gewühlt. Eigentlich gabs keine bis auf Bootfahren! Meine Aufmerksamkeit wurde trotzdem geweckt und zwar durch was recht hässliches. ABER, es ragt mehrere Meter aus der Erde raus und heißt sogar Torre! Torre do Zeppelin um genau zu sein. Wow, immer noch wenig hübsch, hatte dieses unscheinbare Faltblatt jetzt meine volle Aufmerksamkeit. Ein Turm, was alleine ja schon ausreicht, um mich in Verzücken zu versetzen und jetzt hat der auch noch was mit dem altehrwürdigen Ferdinand zu tun, oder zumindest mit der nach ihm benannten Luftschiffklasse. Was auch immer das alles mit Recife zu tun hat konnte ich dem Faltblatt nicht entnehmen, aber ich hatte Witterung aufgenommen. Auf der heute deutlich schnelleren aber für die Strecke immer noch zu langen Taxifahrt hab ich dank Wiki immerhin schon einmal rausbekommen, dass an diesem Mast das Luftschifft „Graf Zeppelin“ auf seinem ersten Flug nach Brasilien ankerte und das dies bis zur Einweihung des Ankermasts in Rio auch bis 1936 so bestand hatte. Unfassbar, ich war begeistert. Da muss man zu ner Fußball-Weltmeisterschaft fliegen mit dem Ansinnen die Stadt Recife, ob ihres bescheidenen Leumunds ganz schnell abzuhoppen, um zu erfahren, dass dieses Nest Teil deutscher Ingenieurs- und Luftfahrtgeschichte ist. Auch wenn der Turm durch die Geschichte nicht schöner geworden ist, den musste ich live sehen. Aber bevor ich daran denken konnte, musste ich erstmal zu meiner neuen Behausung kommen. Im Bericht von gestern wahrscheinlich vergessen zu erwähnen, hatte ich spontan ein preislich sehr attraktives Hotelzimmer 4 Kilometer vom Flughafen entfernt gebucht. Auffällig preiswert und von einem mir bis dato unbekannten Anbieter, na mal schauen. Aber um schauen zu können, müsste der Kollege am Lenkrad mal irgendwann zielstrebiger zu Werke gehen, auch im Sinne meines Portemonnaies! Es war ihm deutlich anzumerken, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wo er genau hinmusste. Nach einem Frag-Stopp an ner Tanke ging es kurz flüssig weiter, aber leider nicht nachhaltig. Nach 3 Kreuzungen war wieder die pure Verunsicherung zu spüren. Na da wollen wir mal helfen und ihm Googlemaps an die Hand geben, zumal nur noch 2 Minuten Weg vor uns lagen und wir noch 2 mal abbiegen mussten. Und dann das Unfassbare, der konnte mit dem Bild Null Komma Nix anfangen.

Ich hab mich schon in diversen Ländern gewundert, wenn nicht aufgeregt, dass keine Sau dort ne Landkarte oder nen Stadtplan lesen konnte. Die wohnen in der Stadt und können nach mehrminütigen Studium des dargereichten Kartenwerks keine Aussage treffen. Genau das gleiche Bild hier! Ich meine, der ist Taxifahrer, die haben die gleichen Buchstaben wie wir und die Straßennamen waren nichtmal sinnlos übersetzt von wegen Setubalstraße an Stelle von Rua Setubal und er konnte nichts damit anfangen. Nicht einmal nach einem weiteren Stopp! Ich dacht der will mich verarschen aber dazu sah er zu verzweifelt aus. Da mit dieser Navigationshilfe ja wirklich nichts mehr falsch zu machen war, gab ich ihn leicht erregt den Befehl loszufahren. Tat er zum Glück auch und nach einmal „lentamente“, zweimal „a esquerda – agora“ und einem abschließenden „pare“ standen wir auch vor dem Hotel. Ob das sprachlich und inhaltlich auch nur einigermaßen das bedeutete, was ich sagen wollte, weiß ich bis heute nicht, waren aber die Worte die der Translator ausspuckte und geklappt hats ja auch. Keine Ahnung was mich geritten hat aber ich fragte den Typen allen ernstes, ob er eben 5 Minuten warten und mich dann weiter chauffieren könnte. Per Körpersprache vermittelte er die Frage wohin und ich zeigte ihm ein Bild von dem Torre do Zeppelin. Reaktion hätte ich mir ja schon ausmalen können...noch nie gesehen. Grrr….zweiter versuch ein Bild vom Stadion….na immerhin. So ein bissel auf dem Weg von Hier zum Stadion lag bzw. stand der Turm, vielleicht schaffte ich es ja mit spontan abgegebenen Befehlen wie eben, ihn dorthin zu navigieren. Wenn nicht, müsste nach dem Spiel irgendeine Idee sprießen.

Also rein ins Hotel und den Fahrer 5 Minuten angezeigt. Diese wurden dank nicht vorliegender Reservierung leicht überschritten. Immerhin hatte das Hotel mehr als einen Angestellten am Checkin und die anwesende Dame konnte und wollte auch noch sehr gut Englisch sprechen und war auch sonst um Lösung des Problems bemüht. Mail weiterleiten, anrufen, warten, nochmal fragen wo ich gebucht hätte (Antwort: “Guck in die Mail, hab ich Dir ja vor wenigen Minuten weitergeleitet und Du hast auch schon Empfang bestätigt“), warten…irgendwann dröselte mein Geduldsfaden langsam auf und ich stoppte das Spiel! Laptop raus, Mail an den Anbieter geschrieben, und der Tante erklärt, dass ich jetzt Klamotten hier lasse, zum Spiel gehe und nach meiner Wiederkehr gegen 6 habe ich hier ein Zimmer oder ein Taxi bringt mich zu einem vergleichbar guten und exakt gleichpreiswerten Ausweichhotel. Souverän und freundlich versprach sie es bis dahin auf jeden Fall geklärt zu haben. Schon im rausgehen entdeckte ich schon wieder meinen Turm, dieses mal auf einer 30-seitigen, viersprachigen !!! (portugiesisch, spanisch, englisch und DEUTSCH) Broschüre, die den Turm und ein angebliches Projekt, da einen ganzen Technikpark einzurichten, beleuchtete. Mit dabei eine Anfahrts-Skizze, die ich dem Fahrer auch gleich unter die Nase hielt! Ergebnis: Draufstarren, in die Hand nehmen, drehen, blättern, wieder auf die Skizze starren, drehen, Kopfschütteln. Oh man, lass gut sein, Stadion Feuer frei. War ehh nur noch 2:10 h bis zum Anpfiff, Ziel zwei Stunden vor Anpfiff im Stadion zu sein, mal wieder nicht zu schaffen. Wie sich im Verlauf der Geschichte herausstellen sollte, war das eines meiner geringsten Probleme, zwei Stunden vor Kick-Off nicht im Stadion zu sein. Auch nur in der Nähe wäre schon schön gewesen. Die laut Maps und Karte richtige Ausfahrt, die auch mein Helldriver ansteuerte, wurde wenige Wagen vor uns kurzerhand von Motorradpolizisten gesperrt. Die Fahrer der Autos vor uns und auch wir näherten uns mit offenen Fenster fragend den Beamten, die aber zu keiner Auskunft bereit waren, außer wild drohend zur Weiterfahrt aufzufordern. Und jetzt kam der unfassbare Orientierungssinn des Kollegen so richtig zum tragen. Dieses Mal allerdings mit einer unbekannten Selbstsicherheit, so das ich ehrlich annahm, er hätte etwas in der Hinterhand. Ich muss aufhören meinem Gefühl zu misstrauen und politisch korrekt das Gute im Brasilianer zu sehen. Immer weiter entfernten wir uns vom Ziel, ohne das zu erkennen gewesen wäre, was der eigentliche Plan war. Als nur noch wenig mehr als eine Stunde bis Kick-Off war und wir definitiv nicht in Laufreichweite waren, protestierte ich das erste mal energischer, was mit Händen und Füssen abgewiegelt wurde von wegen gleich Straße, groß, frei. Dies Straße gabs wirklich war aber noch ein Stückchen weiter außerhalb und auch nicht sonderlich flüssig zu befahren. Die Uhr tickte und tickte, an einer etwas dichter besiedelten Stelle standen im abstand von 20-30 Metern rechts und links von der Straße bewaffnete Polizisten, die nichts weiter zu tun hatte, als fahrenden Autos zu signalisieren, dass sie weiter fahren sollten und das auf ner Strecke von knapp nem Kilometer. Was ne Verschwendung. Noch einige wilde Turns gedreht, denen man zumindest Unterstellen konnte, dass sie zur Abkürzung dienten und 16 min vor Anpfiff war das Stadion zu sehen. Wir mittlerweile auf ner 6 spurigen Straße, durften diese nicht verlassen (alle Ausfahrten versperrt) und der Kollege war drauf und dran, am Stadion vorbeizufahren. Auf die Frage was das jetzt wird, wieder wildes Gestikulieren mit dem Inhalt Polizei, nix halten hier, weiterfahren und gucken wann wir runterkönnen. Ja genau! Ich fahr jetzt mit Dir am Stadion vorbei wieder Richtung Innenstadt (auf der Straße auf der wir eigentlich hätten auch herkommen wollen / sollen), in der Hoffnung, dass bald ne Möglichkeit zum Abfahren kommt. Ab jetzt wurde es laut und hektisch und es hat nicht viel gefehlt, dann hätte ich die Handbremse bedient. Geld vorgeworfen, deutlichste Ansage gemacht und nachdem er die Tür entriegelt hat noch im Rollen die Tür aufgerissen, hat er dann endlich auch mal die Bremse durchgetreten. Raus, gleich im Sprung über die Straße, Böschung runter und im Mittelstrecke-Sprint zum Stadion. Ein kurzer Pflicht-Foto-Stopp, gefolgt von einem offensiven Warteschlangendurchmarsch, Tasche gescannt, Bier gekauft, Hymnen ausklingen hören, ersten Aufgang genommen und in den Oberrang gestürzt und knapp aber klar vor Anpfiff gesessen und Becherfoto gemacht! Ergebnis, gefühlt das komplette Facebook beschwert sich, dass das Foto nicht wie gewohnt an der Mittellinie entstand! Sorry, mein Fehler. Wird in der Halbzeitpause korrigiert, jetzt ist erstmal Durchschnaufen, Biertrinken, Fußball gucken angesagt, achja und runterkühlen. Knapp 30 Grad Außentemperatur, längerer Sprint nach schlechter Nacht und 2 Stunden klimatisiertes Taxi forderten ihren Tribut…ich schwitze wir ein Tier! Zum Spiel kann man ganz viel schreiben, ich wie so oft lieber wenig! Das Wichtigste: Italien verliert und ist auf einem guten Weg den Auftaktsieg gegen England zu verspielen und sich schon in der Vorrunde zu verabschieden. Mir wäre es nur recht, können Sie uns im Verlauf des Turniers nichts mehr versauen. Alle Details der Spielstatistik sprechen für Italien, außer die eine Entscheidende, die erzielten Tore. Da hatte Italien 0, Costa Rica 1! Aber um mal zu verdeutlichen, was das eigentlich für ein Spiel war, 2 Statistiken. Ballbesitz 61% zu 39% pro Italien. Auch bei den Fehlpässen wird deutlich, wer hier eigentlich wie gespielt hat. Italien 62 Fehlpässe bei insgesamt 575 gespielten Pässen. Costa Rica 84 Fehlpässe bei gerade einmal 372 gespielten. Aber wie immer kackt die Ente hinten und da steht es 0:1 gegen Italien. Nach dem Spiel hieß es natürlich erstmal alles nachholen, was mir dank des Verkehrs, um es mal nicht auf die Nase am Lenkrad zu schieben, vor dem Spiel verwehrt hat. Ausgiebige Stadionrunden im Inneren, Fotos über Fotos und schlussendlich noch der Versuch außen herum eine Runde zu drehen. Dieser Versuch wurde jäh gestoppt durch den Kollegen Preußen der mich beim Ticketsammeln aufgespürt hat bzw. ich ihm ins Revier gelatscht bin!

Der Plan möglichst zeitnah die Biege zu machen, um meinen Turm noch besichtigen zu können, geriet ins Wanken, da es natürlich eine Menge zu bequatschen gab. Wie laufen die Geschäfte, wie sind die Busfahrten, wie ist der Schwarzmarkt, schon irgendjemanden irgendetwas passiert, was gibt’s an den Spielorten wo zu beachten usw. usf.! Dazu gönnten wir uns einen einheimischen Fladen, man will ja auch Mal kennenlernen, was der geneigte Fußballfan hier angeblich so ist! Übereinstimmende Meinung war, dass man das nicht ausspucken muss, genau so wenig gibt es allerdings einen Grund das nochmal zu ersteigern. Keinen Grund gibt es auch, dass zwar noch Essen verkauft wird aber keine Getränke mehr. Noch tausende Leute im Stadion, die bei 28 Grad zu großen Teilen noch Durst hatten, aber Ausschankschluss. Wieder bei voller Beschallung mit Musik und Fressständen, wo noch frisch gebacken wird. Und das traf nicht nur auf Bier zu, auch der Cola-Stand war zwar von unzähligen Helfern belegt, das einzige Wort was die aber sprechen konnten oder wollten war aber NO! Bitte, dann halt wieder kein Geld verdienen. Da der Kollege noch seinen Mitreisenden aufgabeln musste und der Bus zur Weiterfahrt nach Fortaleza auch in 3 Stunden losgehen sollte, wurde das Ticketsammeln eingestellt, das Quatschen auf dem Fußmarsch zur U-Bahn fortgesetzt und der Kollege Nils eingesammelt. Der packte dann auch gleich mal ne richtige Harke aus, in dem wir ne Absperrung im Metrohügel auf sein Geheiß umgingen und über einen komplett anderen als den vorgegebenen Weg deutlich vor allen andere auf dem Bahnsteig waren. Woher auch immer man das wissen konnte. Mir wars egal, ich war ohne Ticket in der Metro Richtung Innenstadt, aber auch Richtung Zeppelin-Turm. Die Kollegen schon nach 2 Stationen am Busbahnhof aus der Metro verabschiedet hatte ich noch 5 Stationen Zeit mir zu überlegen, ob ich aussteige und in der einsetzenden Dämmerung zu dem Turm trampele! Wider der Vernunft stieg ich natürlich aus und ging erhobenen Hauptes und kräftigen Schrittes über die Überführung, entlang des „Wohngebietes“ mit offener Kanalisation hin zum Schotterweg in das kleine Wäldchen. Wenn dort jemand auf mich wartet, komm ich da nicht wieder raus. Erleichternder Weise kommt nach ca. 400 Meter ein kleines Trainingscamp einer Spezialeinheit einer der vielen verschiedenen Parteien. Hier war reges Treiben und so verflog die Anspannung gänzlich. Das gefährlichste waren jetzt wohl die 2 frei umherlaufenden Pferde, die sich das Gras um den Turm herum schmecken ließen. Immer noch nicht schön der Turm und vom angedachten Science-Park noch nicht viel zu sehen, beeindruckte der Gedanke, dass hier vor 80 Jahren nach einem Non-Stopp-Flug von Frankfurt am Main hierher, ein deutsches Luftschiff an dem Mast festgemacht hat, ungemein. Tollkühne Leute damals, in Frankfurt in etwas einzusteigen, was dann mal geschmeidige 80 Stunden durch die Luft schwebt! Nicht ganz so tollkühn und trotzdem wieder mit einem mulmigen Gefühl im Gepäck ging‘s nach ein paar Minuten zurück zur Metro. Mittlerweile war es richtig dunkel und ich kann nicht behaupten froh gewesen zu sein, wenige Minuten später in einem ziemlich modernen Metrowagen Richtung Downtown zu sitzen. Dort raus, nahm ich ein Taxi direkt zum Hotel und nach einer kurzen Dusche verbrachte ich den Abend bei Kokosnuss, Bier und Chips am wenige Meter vor dem Hotel liegenden Strand. Meer und 25 Grad auch bei Nacht haben irgendwie was. Betten auch und so war die nächste Amtshandlung Schlafen. Ihr werdet es ahnen, morgen geht es gegen 5 weiter und zwar zum nächsten Spiel der deutschen Elf nach Fortaleza. Netter Begleitumstand, dort wird Kollege Mögel getroffen….so zumindest der Plan!



19.06.2014 Ticketbeschaffung, Transfer, Ruhetag und Halbzeit nach besuchten Stadien
Jäh durch den schrecklichsten aller Laute, dem Weckerklingeln aus eben jenen Hoppergründen erwacht, hieß es Sachen zusammenraffen, auschecken und die paar Meter zum Airport rüber dackeln. Ganz schön düster da draußen, aber egal, hab ja den ganzen Tag ein Dach über den Kopf, wenn auch nur aus Blech, aber immerhin! Also raus aus dem Hotel und ALTER!!!!

18.06.2014 Australien – Niederlande, Estadio Beira-Rio – Porto Alegre
Und die geht damit los, dass das in Cuiaba gestartete Flugzeug leider nicht bis Porto Alegre durchfliegen wollte, sondern planmäßig in Sao Paulo zu Boden ging. Da das Gepäck zum Glück bis zum Zielort durchgecheckt war, stolperte ich nur schlaftrunken aus dem Flieger und zum nächsten Gate. Hier unten wirkt nicht immer alles wirklich gut organisiert und auf den Anzeigetafeln im Terminal fehlen auch manchmal Info bzw. die Statusinfo wechselt in einem Moment von „Check-In Open“ zu „Final Call“, aber schlussendlich haben die das mit den Anschlussflügen echt raus.

17.06.2014 Russland – Südkorea, Arena Pantanal - Cuiaba
…denn, wie sollte es anders sein, stand mal wieder ein ziemlich früher Weiterflug an und das obwohl ich heute mein erstes 18:00 Uhr – Spiel haben sollte. Halb 7 sollte der Flug von Salvador nach Brasilia gehen und von dort viertel 1 weiter nach Cuiaba, der Hauptstadt des Bundesstaates Mato Grosso. Das witzige an dem Weiterflug war, dass dieser genau eine Stunde dauert und auf Grund Zeitverschiebung die Ankunftszeit identisch mit der Abflugzeit war.

16.06.2014 Deutschland – Portugl, Arena Fonte Nova – Salvador
Wenn ich beim Aufwachen schon gewusst hätte, was ich beim Schreiben weiß, ich wär wahrscheinlich noch motivierter in den Tag gestartet. Aber auch so war schon gut. Lange und fest gepennt, dadurch ziemlich fit aber auch hungrig, begab ich mich nach unten, um das ibis-Frühstück zu checken. Alles da was das Herz begehrt, solche Auswahl hat man auf CL-Auswärtsfahrten nach Italien, Frankreich, Spanien nicht in deutlich besseren Hotels. Einzig die Tatsache, dass Maracuja-Saft hier die zwei Geschmacksrichtungen sauer und bitter miteinander Vereinte und wie alles schmeckte, nur nicht wie ein leckerer frühstückstauglicher Obstsaft. Wer weiß, was uns da in Deutschland als Maracujasaft aufgetischt wird, oder was heute Morgen hier in der Küche schief gelaufen ist. Das komplette Untergeschoss, samt Frühstückssaal, Rezeption, Aufenthaltsbereich und Bar war ein einziges Gewusele aus nahezu 100% WM-Touristen, darunter auch etliche Deutsche.

15.06.2014 Schweiz – Ecuador, Estadio Nacional – Brasilia
Guten Morgen und Grüezi Miteinander, was ne geniale Nacht mit ausreichend Schlaf! In einem zwar winzigen aber top ausgestatteten Zimmer und das Beste kommt erst noch. Eine sehr wohlwollend proportionierte Dusche ohne jegliche Stufe, Tasse, Kabine, whatever und mit Urwalddusche-Duschkopf. Ob ich hier je wieder rauskomme?

14.06.2014 Kolumbien – Griechenland, Estadio Mineirao – Belo Horizonte
Lieber unruhig schlafen wie die beiden Teams, als gar nicht! Gepäck ohne erkennbare Not erst 2 Stunden vor Abflug losgeworden und 40 Minuten vor Abflug Boarding, da blieb kaum Zeit zum grunzen. Außerdem war hier ein ganz schönes Gewusele am Flughafen. Dafür, dass das Teil in der Größe irgendwo zwischen Erfurt-Weimar und Halle-Leipzig liegen muss, fliegen hier speziell nachts irgendwie mehr Maschinen rum. Nach TAP und TAM gabs heute mit Azul eine weitere Airline und irgendwie wusste die zu gefallen. Da gabs echt Live-TV drin. Wie live das Signal da hoch kommt, konnte ich leider nicht überprüfen, denn bevor irgendeine Nachrichtensendung oder was mit Uhr kam, hat es mich dahin gerafft! Diverse Versuche mich mit Essen, Getränken und nervigen Sicherheitsgedöns wach zu halten waren zum Scheitern verurteilt.

Auf nach Brasilien!
Vorgeplänkel: Bisher gab es für mich nie einen Grund, vor dem eigentlichen Trip-Bericht irgendwelche Worte zu verlieren. Nachdem ja aber in diversen Foren, im Gesichtsbuch und auch schon in Presse und Rundfunk der Eindruck erweckt wird, dass ein Besuch der WM politisch völlig inkorrekt ist, tue ich dies dieses Mal aber. Kurz und knapp: Leckt mich!

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