Tag 2 - Indien-Kurztrip

Nachdem das eigentliche Highlight, das Spiel der indischen Nationalmannschaft gegen die Bayern nun schon Geschichte ist, sollten jetzt Land und Leute genauer unte rdie Lupe genommen werden.

Tag 2 begann gegen 9:00 Uhr und sollte vor allem mit Sightseeing und eventuell einem Kick der New Delhi League verbracht werden.
Zuerst aber gings runter ins Restaurant zu einem ganz annehmbaren Frühstück. Ich konnte zwar nicht alles identifizieren was da rum lag, aber das was ich erkannte und zu mir nahm, schmeckte ganz gut. Dazu ne Tageszeitung mit Berichten und Bildern vom Vorabend, der Tag startete verheißungsvoll.
Achja wo wir gerade bei der Tageszeitung waren. Von der Aufmachung her absolut vergleichbar mit zu Hause, das Englisch sehr verständlich, Themen wie gewohnt, Stadt, Region, Land, Welt, Sport, Wetter. Eins hab ich aber auch in den folgenden Tagen nie gesehen und zwar Ansetzungen oder Tabellen.
Dies erschwerte die Planung des heutigen und der nächsten Tage natürlich, da wie schon erwähnt im Internet ein kreatives Durcheinander herrscht, was Spieltage und Anstoßzeiten angeht. Die offizielle Seite begnügt sich mit Tagen und schweigt zu Uhrzeiten komplett, andere Seiten wie kickoffindia.com oder thehardtackle.com haben zwar Zeiten, dafür aber andere Tage als die Seite vom Verband. Auf jeden Fall gings erstmal zurück aufs Zimmer zum Planen. Fixe Anlaufpunkte heute sollten der zentrale Platz (Connaught Place), das India Gate (ein Denkmal für die im Krieg gefallenen indischen Soldaten, nach Art des Arc´d Triumph) und das reine Fussballstadion "Dr. Ambedkar Stadium" sein.
Irgendwo im Netzt stand auch, dass die New Delhi Heroes heute spielen sollten und das sie meistens im oben genannten Stadion spielen würden. Anrufe der um Hilfe gebetenen Rezeptions-Tante bei Verein blieben leider ebenso erfolglos wie meine Mails an den Verband. Nunja dann halt nur zum Ground-Spotten hin. Da in einigermaßen erlaufbaren Nähe noch ein riesiger Cricket-Ground, das Red Fort sowie die größte Moschee in Town angesiedelt waren, sollte es dort als erstes hin gehen. Also ab zur Metro, Ticket für 20 Cent erstanden, Sicherheitsschleuse durchschritten und schwubbs befand ich mich wieder in einem der schicken Metro-Waggons. Heute zur Abwechslung mal wieder etwas luftiger stehend, irgendwie deutlich angenehmer. An der richtigen Station angekommen und ausgestiegen, fiel sofort auf, dass hier trotz einiger Entfernung zur absoluten Innenstadt unendlich viel los war. Wie sich beim Verlassen der Station herausstellte, ist dies die Metro-Station für das Messegelände, auf welchem gerade die New Delhi Motorshow stattfindet. Gerade auf dem Flug hierher hatte ich davon gelesen und wie besorgt Detroit und die restliche westliche Welt ist, dass die Show hier Detroit den Rang ablaufen könnte. Bis das der Fall ist fahr ich und baut Detroit keine Autos mehr, was ein Durcheinander hier! Morgen sollte dann auch prompt in der Zeitung stehen, dass es wohl die letzte Show hier gewesen sein wird, weil sich alle Aussteller über Organisation, Sauberkeit, Infrastruktur usw. beschwert hätten. Wen wundert es? Irgendwie wird geprüft, die Messe in den kommenden Jahren  direkt an der recht jungen Formel1 - Strecke stattfinden lassen zu können.
Dank einer parallel zur Metro-Linie verlaufenden Bahnstrecke war die Orientierung ein Kinderspiel und es also nur noch eine Frage von Minuten, bis das erste Ziel Cicket-Ground erreicht war. Der Weg dorthin führte auch am Headquarter meiner Morgenlektüre der Times of India vorbei. Hallejulia, was ein Getümmel von Autos, Mopeds, Rikschas, Garküchen und Menschen hier. Das Haus sah wie fast alles hier komplett heruntergewirtschaftet aus, aber reicht offensichtlich um ne ganz passable Zeitung zu Stande zu bringen. Dass die Garküchen allerdings Essen zu Stande bekommen, welches nicht lebensgefährlich ist, halt ich für ne These. Die Luft hier in Neu Delhi ist an sich schon eine Katastrophe, hier an der 6-spurigen Straße erst recht. Das alles hindert hier aber keinen, 20 Zentimeter vom Fahrbahnrand in einem nach allen Seiten hin offenen Stand mit bloßen Händen Reis in irgendwas (Weinblatt?) einzuwickeln, das Blatt anzulecken und auf nem Brettchen zu rollen und anschließend zu verkaufen. Das hier jeder und überall auf die Straße rotzt (auch wenn 2 Meter daneben ein Grünstreifen ist, auf dem man die Aule nicht so ekelhaft deutlich sehen würde wie auf dem dreckigen Asphalt) habe ich noch gar nicht erwähnt, ist aber nachvollziehbar, weil man wirklich nach allerkürzester Zeit durch die Luft einen Belag im Maul hat, dass man zwingend spucken muss. Und genau in dieser Luft rollt man hier frisch gekochten, nassen, klebrigen Reis auf einem feuchten Holzbrett in irgendwas ein..Mahlzeit! So ein Röllchen dürfte man in Deutschland wahrscheinlich nicht mal im Hausmüll entsorgen, sondern müsste es auf Grund der hohen Belastung mit ALLEM auf ne Sondermülldeponie bringen.
Das Cricket-Stadion war dann schon von ziemlich weit her zu erkennen, ist auch ein riesen Kollos. Rein konnte man leider nicht, aber eine komplette Umrundung und ein Blick über die deutlich niedrigere, vom Rest des Stadions abgesetzte Haupttribüne war drin. Echt recht beeindruckend, wenn das Spiel nicht so grottig wäre, müsste man das Ding echt mal bei einem Match begutachten.
In der direkten Nachbarschaft befand sich dann auch das oben angesprochene reine Fußballstadion welches mit einer doppelstöckigen Haupt- und 3 einstöckigen Tribünen sowie 4 Flutlichtmasten glänzen konnte. Alles wieder ziemlich heruntergekommen aber so langsam fang ich an zu glauben, dass das gar nicht alles kaputt und verdreckt sondern ein Baustil ist. Romanik, Gotik, Renaissance, Barock, Bauhaus und jetzt neu aus Indien „Gammel“! In dem Ground und speziell auf dem Feld waren gut 20 Leute mit irgendetwas beschäftigt. Womit genau war nur bei einem deutlich zu erkennen, nämlich mit Linien ziehen bzw. Abkreiden, wie wir Fachleute sagen :-)! Die Maschine, die wir seit den frühen Achtzigern beim SV Concordia Erfurt dafür hatten war sicher kein technisches Meisterwerk und sehr sicher optimierungswürdig, aber das hier war der Hammer. Am Seitenrand des Feldes stand ein Eimer mit Kreide (oder was auch immer hier aufs Feld geworfen wird) und auf dem Feld wuselte einer umher, der irgendwas aus Plaste in der Form eines kleinen Milchtopfs in der Hand hatte. Damit ist er dann nach jeweils 30 Sekunden (für mehr reichte der Inhalt nicht) zurück zur Auslinie und hat nachgefüllt. Zurück aufs Feld und entlang einer gespannten Schnur dreimal geschüttelt war das Töpfchen schon wieder leer. Das Spiel spielte er auch noch, als er auf der gegenüber liegenden Seite abkreiden musste. Der große Eimer am Seitenrand muss dort befestigt gewesen sein, anders ist nicht zu erklären, warum er den nicht mitgeschleppt hat. Aber zu erklären ist hier eh nix! Wie zum Geier kann man sich denn in so einem Land nicht schon lange ne Schubkarre oder irgendwas umgebaut haben, um das Feld abzukreiden. Egal, ganz allein deren Problem oder halt auch Nichtproblem. Ich hatte ein ganz anderes, denn eigentlich ist Abkreiden (neben Tornetzte aufhängen und Eckfahnen aufstellen) immer ein gutes Zeichen für ein nahendes Spiel. Einerseits wurden aber weder Eckfahnen noch Tornetze herangebracht, andererseits waren die Linien, die der gute Mann zog auch nicht an den Stellen, wo ich sie erwarten würde. Nach und nach wurde es deutlicher und stellte sich als Kleinfeld heraus. Hmm, Frauenfußball und Kleinfeldspiele werden von mir persönlich aber nicht zum Ground machen gezählt (und daher auch nicht angeschaut), daher war jetzt guter Rat teuer. Zu teuer für mich, denn mir gelang es nicht, aus irgendeinem der Anwesenden etwas herauszubekommen, zumindest nichts was über übertrieben freundliches Grinsen und Kopfschütteln bzw. Nicken herausging. Nicht einmal die simpelste Frage, ob hier heute noch Fußball ist,  konnte oder wollte beantwortet werden. Weder wenn man ganze Sätze sprach, noch bei der Reduzierung auf das minimal Notwendige:" Today, Kick?" oder "Today, Football? oder auch "Today Match?" Immer die gleiche Reaktion, breites Grinsen und entweder Nicken oder Kopfschütteln, was hier ja eher andersrum zu deuten ist. Mir reichte es jedenfalls und ich verabschiedete mich nach einer ausgiebigen Foto-Session vom Ort des (Nicht)-Geschehens Richtung Moschee.
Wäre das hier ein Video-Block würde ich jetzt eine Warnung einblenden die schwache Gemüter auf die folgenden Bilder vorbereiten sollte. "Meiner" sechsspurigen Straße weiter Richtung Osten folgend wurde die Gegend zusehends muslimischer, was ich an nix weiter festmachte, als an häufiger auftretenden vermummten Frauen und an einer größer werdenden Anzahl Minaretts. Die Seitenstraßen wurden immer enger und dunkler und alsbald erschien auf der rechten Seite das Red Fort, auf der linken Seite die Moschee.
Auf Grund der doch schon fortgeschrittenen Zeit und der Tatsache, dass nur in Richtung Moschee irgendwann mal wieder eine Metro-Station kommt, musste sich das Red Fort damit begnügen von mir Tele-gespottet worden zu sein. Wird es verschmerzen können nehme ich an. Dafür wollte ich, die aus der Ferne doch recht groß und ansehnlich wirkende Moschee etwas genauer in Augenschein nehmen. Zwischen mich und dieses Vorhaben hat irgendein "Stadtplaner" in längst vergangener Zeit einen Basar gelegt, den es zu Durchschreiten galt. Dieser Basar hatte leider so überhaupt gar nix mit dem zu tun, was erfahrenere Hopperkollegen gerne von Basaren in Damaskus, Beirut usw. Berichten, nämlich von farbenfrohem Treiben, einem Meer an Farben, ein Mix aus (angenehmen Gerüchen), freundlicher und offener Stimmung. Hier war alles armselig, träge, schwarz-grau aber gerochen hat es hier auch, leider nicht weil sich leckere Gewürzberge aneinanderreihten sondern weil hier Unmengen an Viehzeug zu gegen war. Da waren einerseits natürlich die wilden Hunde, andererseits, die in aus Bambusrohr zusammengebastelten Käfigen untergebrachten Hühner, bei denen ich nicht ganz sicher bin, ob die zum Verkauf standen, oder Eier fürs Essen legen sollten. Außerdem waren zwischen Klamottenständen (wie nennt man eigentlich einen Stand ohne Stand, also wenn die Auslage einfach auf den Boden gepfeffert und sich davor gesetzt wird), Eisenwarenfachhändlern, Garküchen, Verpackungsmaterialhändlern (hier wurde alles Mögliche Leere verkauft (leere Flaschen, Tüten, Kistchen, Pappen)) und ab und an sogar mal richtigen Ständen kleine Gatter aufgebaut in denen sich Ziegen gemeinsam mit Hühnern und anderem Getier tummelten. Was genau da noch alles rumgesprungen ist, kann ich leider nicht sagen, ich hab mich nicht viel näher herangetraut. Ich weiß, es klingt unfreundlich und der Situation der Menschen sicher nicht gerecht werdend, aber um diesen Basar treffend zu beschreiben, kann ich es nicht unerwähnt lassen. Die Tiere waren den ganzen Tag in den Käfigen und Gattern und Streu oder sowas ähnliches war da drin nicht zu erkennen....
Den krönenden Abschluss aber bildeten 3 Ziegen ganz oben an der Treppe, die vom Bazar zum Eingang aufs Moschee-Gelände führt und selbst noch Bestandteil des Bazars ist. Stehen schön mittig da (keine Ahnung, ob und was die da für eine Funktion hatten (Verkaufsobjekt, religiöse Aufgaben, Maskottchen, keine Ahnung) und verrichten erstmal so intensiv ihre Notdurft, dass alles kaskadenartig die Treppe runter lief, auf der unter anderem Leute in Planen eingewickelt schliefen (bestenfalls hat der eine da noch nur geschlafen), kleine Kinder mit noch viel kleineren Kindern auf dem Arm bettelnden, Sachen versucht wurden unters Volk zu bringen und ich lang schlenderte. Bloß schnell weg hier! Auf dem Plan sah es eigentlich so aus als könnte man das Gelände der Moschee durchqueren und so auf der anderen Seite vom Hügel wieder hinaus ins wahre Leben gehen. Leider haben die Architekten des recht beeindruckenden Gebäudes andere Pläne gehabt bzw. sind von Mohamed angehalten worden dafür zu sorgen, dass der heilige Bau nicht mit Nichtachtung bestraft werden kann. So war es unmöglich auf dem eingezäunten und bewachten Gelände der Moschee selbige zu umgehen, einmal auf dem Gelände musste man durch die Moschee oder halt wieder raus. Da von draußen zu sehen und hören war, dass offensichtlich gerade Leute beteten war das Innere für mich Tabu, auch die Tatsache, dass ich da hätte schuhlos durchlaufen müssen, ließ die Angelegenheit nicht verlockender wirken. Also kehrt Marsch und einen Weg außen um die Moschee gesucht. Hier wurde es dann gleich nochmal richtig armselig, denn direkt am Moschee-Hügel war eine kleine slum-ähnliche Siedlung, wahrscheinlich die Wohnstätten der Markttreibenden. Ich hatte schon in Südafrika das "Vergnügen" mit Slums in Berührung zu kommen, aber so innenstadtnah und so ärmlichst hatte echt ne neue Qualität, eine sehr traurige. Für die persönlichen Schicksale macht dies sicher keinen Unterschied, aber ich könnt ne Macke bekommen, wenn das alles hier völlig ignoriert und von und mit indischen Politikern gesprochen wird, als wäre das ein ganz normales, aufstrebendes Land mit ungeahnten wirtschaftlichen Perspektiven. Ahhhhrghh, in Mumbai leben die Hälfte aller Bewohner erstmal in Siedlungen ohne fließend Wasser und Kanalisation....HALLO! Ich denk nicht, dass das Verhältnis hier in Delhi besser ist und hier gibt es Stellen, die wären im Mittelalter wahrscheinlich bereinigt worden. Und die demokratischen Führer (ho ho ho größte Demokratie der Welt, dass ich nicht lache. Wie viel der über eine Milliarde Menschen sind wohl so gemeldet, dass sie wahlberechtigt sind, können lesen und Kreuze machen ) des Landes treiben sich auf Wirtschafts-, Klima- und Zukunftsgipfeln rum und labern mit, als hätten sie ein ganz normales Land zu Hause.
Okay, schon wieder abgeregt und mittlerweile auch das schlimmste Viertel hinter mich gebracht, die Moschee halb umrundet, kam ich in ein oberflächlich betrachtet besseres Viertel. Immerhin standen hier Häuser und man konnte erahnen, dass darin sogar Wasser aus der Wand kommt. Die Fußwege waren kaum begehbar, weil auch als Gewerberaum genutzt. Garküchen, Messerschleifer, Schumacher und etwas weniger qualifiziert Schuhputzer, Schlosser, Kammmacher, einfach alles konnte man hier im Viertel auf der Straße erledigen. Eigentlich praktisch, wenn nicht auch hier wieder alles, aber wirklich alles auf der, sich in eine Gosse verwandelnden Straße landen würde. Keine Ahnung, ob das was da vor sich her waberte irgendwann mal (Regen-) Wasser war, jetzt war es eine ölige, schmierige, haarige, staubige und vor allem stinkende, dickflüssige Pampe...halli hallo! Und alles fuhr und watete da durch. Ich war nur am Hüpfen und Ausfallschritte machen. Aber auch dies wurde bald jäh eingeschränkt, weil hier so viel Betrieb war und sich wahrscheinlich gerade die absoluten Könige des geregelten Straßenverkehrs eingefunden haben. Unter Aufbringung aller Fähigkeiten hinsichtlich Rücksichtnahme, Ordnung und Koordination haben sie es vollbracht und einen schier unlösbaren Knoten aus ca. 10 Tuk-Tuks, 5 Mopeds, 5 Autos, 3 LKW (mini) und 20 Rikschas gebaut. Klingt erst einmal nicht so wild, aber weil hier ja wie gesagt jeder fährt wie er denkt, standen halt in 3 bis 5 Spuren die Fahrzeuge (in Deutschland ist die Gasse ganz knapp zweispurig markiert, vielleicht sogar nur eine und mit Gegenverkehr beachten ausgeschildert) jedes in eine andere Richtung, manche im "Spurwechsel" begriffen kreuz und quer umeinander und nix ging mehr. Halt! Nicht ganz, Hupe ging natürlich bei allen noch! Ich hab das ganze ca. 5 Minuten beobachtet und hätte gerne erlebt wie das ausgegangen ist, aber erstens ließ der Gestank nicht nach, zweitens konnte ich mich auch irgendwie nicht an das Gehupe gewöhnen und es begann zu nerven und drittens und ausschlaggebend wurde es jetzt auf dem als Gewerbefläche genutzten Gehweg richtig eng, weil die sich auf der Straße mittlerweile so eng verzahnt hatten, dass Fußgänger aus den Fußweg "ausweichen" mussten. Also Beobachtungsposten verlassen und weitergezogen. So zu 100% sicher bin ich mir nicht, ob die noch dort stehen :-). Das Viertel wurde nach nem knappen Kilometer etwas besser und sogar freundlicher und bunter und endete an einem belebten Platz, welcher sich als der entpuppte, nach dem ich suchte. Obwohl es ja gar kein Suchen, sondern ein intuitiv richtiges Hingehen war, auf jeden Fall konnte man hier deutlich das etwas seltsame Metro-Zeichen sehen, welches auf den Eingang zu einer anderen Welt hindeutet! Und so war es auch hier wieder, mit Betreten der Unterwelt war alles sauber, frisch gewienerte Fließen, polierte Metallgitter und Handläufe, durchsichtige Glasscheiben. Einzig etwas fehl am Platze auch hier wieder ein Zweimann-MG-Nest aus Sandsäcken. Irgendwie immer ein kleiner Stich, wenn man die sieht, weil ganz ohne Grund werden die die hier sicher nicht hinstellen. Und was in so nem Typen vorgeht, den ganzen Tag mit nem geladenen MG in nem U-Bahn - Schacht zu hocken und Richtung Eingang zu zielen, kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Aber da setz ich mal auf die sicher hervorragende psychologische Betreuung der Polizeibeamten hier in Indien...hüstel.
Da nun die nächste Etappe in Sachen Sightseeing dran sein sollte wurde ein Ticket von hier -Chawri Bazar- zum Connaught Place bzw. der Metro-Station Rajiv Chowk gelöst. Eine kurze aber nach den Erlebnissen der letzten Stunden mehr als entspannende Fahrt später erblickte man wieder Tageslicht und seht her, bis auf den ständigen Staub, sogar ganz nettes!
Beim Connaught Place handelt es sich aus der Luft betrachtet (zur Not hilft auch ein Blick auf den Stadtplan) um einen riesigen Kreisverkehr mit einem recht ansehnlichen Park in der Mitte, von dem aus sternförmig (total überraschend und ungewöhnlich für einen Kreisverkehr) 9 recht große Straßen in alle Himmelsrichtungen abgehen. Der Park ist, wie soll es auch anders sein, auch wieder nur durch Sicherheitsschleusen zugänglich. Ein klein wenig lästig das Ganze, aber zunehmend ist ein System zu erkennen, welches ganz gut gefällt. Alles was sich hinter so einer Schleuse befindet, hat einen baulichen und hygienischen Zustand der vermuten lässt, dass man sich hier ohne Gefahr für Leib und Leben längere Zeit aufhalten kann. Dies wurde auch hier vollends bestätigt. Gepflegter Rasen, Fußwege mit eben verlegten Platten, durchgängige nicht rostende Geländer und sogar Bänke luden zum Verweilen ein. Ansonsten auf der 4-spurigen Straße im Kreisverkehr das übliche Hup-Orchester und eine fast durchgängige Bebauung mit ganz netten Häusern und Arkaden, heutzutage vorwiegend von Modeläden, Souvenirshops und Fressbuden besetzt. Unter bzw. durch die Arkaden patrouillierten hier etwas größere Verbände von Polizei oder Militär mit richtig schwerem Gerät und Schutzanzug. Außer den Beamten und mir waren endlich auch mal ein paar andere Touristen auszumachen, so dass ich etwas beruhigt war, nicht der einzige Irre zu sein. Wo Touristen sind, meist auch die Leute nicht weit, die versuchen die Touristen abzuzocken. So natürlich auch hier. In 10 Minuten wurde ich dann auch sechsmal angesprochen und mir neben üblichen Tant unter anderem ein „Ear-Cleaning“ angeboten. Bis ich kapiert habe was der will, hätte man fast annehmen können, ich hätte wahrlich eine Ohr-Reinigung nötig. Allerdings lag es nicht an akustischen Problemen, sondern einfach an meiner fehlenden Vorstellungskraft, dass einem hier jemand auf der Straße sowas verticken will. Irgendwann nervten die Leute dann so intensiv, dass ich mich entschloss zum nächsten Hot-Spot weiter zu ziehen. Die Metro ist zwar wirklich ein absolutes Highlight und perfektes Fortbewegungsmittel, aber ein bissel was sehen wollte ich auch noch. Daher fiel die Wahl auf den Fußbus.  Die ziemlich genau 3 Kilometer Fußweg zum India Gate führten dann auch mal durch durchweg passables Gebiet. Ein paar nette Regierungsgebäude mit deutlich englischem Einfluss aber vor allem müllfreie Straßen ließen die nur wenige Stunden zurückliegenden Erlebnisse etwas verblassen. Das Gate selbst konnte dann auch einigermaßen gefallen, doch nach Arc de Triomphe, Arco de la Victoria und Arco della Pace reiß es nicht zwingend vom Hocker. Aber sollte man schon gesehen haben. Aufgemuntert durch den netten Spazierganz wurde ich tollkühn und entschloss mich auch die vom Gate wegführende Rajpath (The Royal Street) zu durchschreiten. An deren anderem Ende liegt nämlich nicht nur der Präsidentenpalast sondern auch eine Metro-Station, die mich später zum Hard Rock Cafe bringen sollte. Dass ich diesen wirklich sehr breiten und schönen Boulevard zu Fuß durchschreiten wollte, gefiel einem Tuk-Tuk – Fahrer überhaupt nicht. Sich erst noch hupend nähernd, hielt er kurz vor mir an, stieg aus und versuchte mich aufs Intensivste davon zu überzeugen, mit ihm zu fahren. Keine Ahnung, ob er nicht verstehen wollte oder konnte, aber ich wollte einfach nur GEHEN! Er verabschiedete sich dann mit den Worten, dass er am Ende der Straße auf mich warten würde, zum Glück „verpassten“ wir uns dann aber. Der Lohn für das Nichtbenutzen des „Taxis“ folgte dann auch auf dem Fuß. Für den nahenden Nationalfeiertag wurde der zwei Kilometer lange Boulevard auf Hochglanz gebracht und tausende von Stühlen und Bänken aufgestellt. War das Abladen der Stühle schon ein Schauspiel für sich, sollte das Erneuern der Fahrbahnmarkierung (erinnert irgendwie an Besuche des Staatsratsvorsitzenden zu DDR-Zeiten, wenn die von ihm befahren Straßen, Wege und umliegenden Häuser „angemalt“ wurden) sogar das Abkreiden des Fußballplatzes heute Vormittag noch deutlich übertreffen. Vier „Fachkräfte“ waren mit einem Farbeimer, einem pinselähnlichen Gegenstand und einem Werkzeug bewaffnet, welches ich kurz näher beschreiben muss! Zwei Holzstöckchen waren mit zwei maximal 10 Meter langen dünnen Seilen verbunden. Diese Konstruktion wurde auf die Straße gelegt, ein Kollege stellte sich auf das eine Holzstöckchen, ein andere Kollege zog die Seile straff, legte das zweite Stöckchen nieder und stellte sich ebenfalls drauf. Die anderen beiden Fachkräfte gingen mit Eimer und „Pinsel“ parallel zur so aufgesetzten Schablone und klecksten Farbe rein. Selbstverständlich ohne vorher den Sand von der Straße zu kehren oder auch nur Blätter, Stöckchen und Steine aus dem Weg zu räumen. Mal ganz davon abgesehen, wie lange das halten soll, möchte ich auch nicht wissen, wie lange die für die zwei Kilometer brauchen wollen.           
Der Rest des Weges war unspektakulär, das MG-Nest in der Metro-Station ist auch schon fast zur Normalität geworden, also schnell Ticket gezogen und ab zum letzten Ziel für heute, dem HArd Rock Cafe. Von vielen als absolute Touri-Scheiße verpönt, freu ich mich jedes Mal ein neues besuchen zu können. Fast immer nette Bedienungen, überall auf der Welt sehr genießbares Essen und nach meinem Zufalls-Glas 2000 in New York auch immer ein neues Sammelobjekt bieten ausreichend Gründe für einen Abstecher.    
Dass Stadtpläne in „Schwellenländern“ selten maßstabsgerecht sind, daran hab ich mich schon gewöhnt, dass aber nicht mal die Proportionen  ansatzweise stimmen war neu. Dank dieser vermurksten Karte nahm ich, wie sich später rausstellte, eine Station zu spät zum Aussteigen. In der wenig sehenswerten Oberwelt angekommen, stand relativ schnell fest, dass ich ca. 2 Kilometer zu weit südlich war. Aber umkehren ist was für Mädchen, also Augen zu und durch. Da die folgenden 10 Sätze sehr große Ähnlichkeiten mit denen aufweisen würden, die ich von der Gegend um die Moschee zum Besten gab, erspare ich dem geneigten Leser dieses Deja-vu – Erlebnis. Hinzufügen muss ich nur, dass bis auf ca. 100 Meter an das Mega-Shopping-Center mir Hard Rock Cafe und Hilton heran das absolute Chaos herrschte. Absolut abartig. Unter anderem kommt man da an einer megamodernen Klinik vorbei, an deren Mauer eine Müllhalde von unglaublichem Ausmaß Ihren Platz hatte. Sowohl außerhalb als auch auf dem Klinikgelände waren zudem hunderte von Hunden unterwegs, von denen die Hälfte aussah, als wenn sie dringend in der Klinik behandelt werden sollten. Ähnlich wie am Vormittag sehnte ich mich jetzt nur noch, nach einem sauberen Ort, einem Waschbecken, was zu Trinken und Ruhe! Dies alles versprach das anvisierte Hard Rock Cafe, welches nach einer kleinen Odyssee durch das Einkaufzentrum dann auch gefunden wurde.     
Nach der Odyssee und nach einem weiteren grandiosen Gespräch mit einem Eingeborenen. Hätte ich das heute nicht schon einmal im Stadion erlebt, hätte ich gedacht der Typ will mich verarschen. Unter der riesigen Leuchtreklame des Hard Rock Cafe‘s  stehend aber den Eingang nicht sehend, fragte ich einen umher stehenden Angestellten wo denn der Eingang sei. Auch hier wieder nur Grinsen als Antwort, egal was man fragte. Also einfach nicht mehr fragen und auf sich selbst verlassen. Das klappte dann auch ganz gut und so konnte man dann recht schnell einen sehr gemütlichen Abend verbringen.

Nach lecker Mampf, einigen King Fisher – Bieren, einiger Konversation mit den Kellnern und dem Kauf eines neuen Glases, gings dann unspektakulär in einem richtigen Taxi über schon einigermaßen leere Straßen zurück zum Hotel. Tag 2 in dieser ziemlich kranken Stadt hatte einiges Licht, aber auch verdammt viel Schatten zu bieten. Eine gefühlte Stunde unter der (kalten) Dusche konnte einiges an Schatten wegspülen, den Rest wollte ich versuchen im Schlaf zu vergessen. Gute Nacht!

Stadionpanoramen - Schmalympics - 3C Deutschland GmbH