Interrail Tour 2010, Tag 15-21

Mostar, Bukarest, Wien
Die Fahrt mit dem Zug gen Mostar sollte kürzer als geplant werden, war doch in Konjic bereits Schluss. Ein Erdrutsch hatte die Straße inkl. Gleisanlage „vererdrutscht“. Nach 1h schaffte es die ortsansässige Bahnhofs-Combo Ersatzbusse zu organisieren, per Schienenersatz konnte es weiter gehen. Feine Gegend dort, Berge ohne Ende, dazwischen tiefe Schluchten inkl. Flüsse mit „weißen“ Wasser. Der Ort Jablanica sei für Interessierte als Anhaltspunkt erwähnt, für diverse Sportaktivitäten (Rafting/ Hiking/ Biking) scheint die Gegend allemal recht geeignet zu sein.

Am Hbf Mostar angekommen, wartete bereits die lieb gewonnene Familie Herr Roma und Frau Sinti. Obligatorische Szene, wie die Heuschrecken fragten Sie nach Geld + Zigaretten. Eine klare Ansage bzgl. Nein reichte blöderweise hier in Mostar nicht, die Combo entschloss sich spontan, uns zu begleiten. Fetziges Gefühl, neue Stadt, sprich eine kurze Orientierung könnte ab und wann erforderlich sein, hierzu eventuell auch kurz einen ungestörten Moment, und 5 Romas tanzen direkt vor Deiner Nase rum. Nach 10min war Ihnen Ihre Zeitverschwendung bewusst geworden, mit einer Vielzahl von Nettigkeiten über unsere Eltern verließen Sie uns.

So langsam war die Schmerzschwelle überschritten, wie im vorherigen Blog kommuniziert, ist nun die „Schonzeit“ bzgl. Klischeebildung vorbei. Folgende Szene, welche sich ca. 4h später am gleichen Bahnhof abspielte. Man will ja nicht wirklich in Mostar alt werden, also wollte man sich direkt am Bahnhof noch einmal nach dem Status erkundigen. Dort angekommen sah ich ein junges Mädchen (~5 Jahre), in viel zu großen Klamotten angezogen, dazu Absatzschuhe Größe 40+. Sie kommt mit Ihrem jüngeren Bruder und fragt nach Geld. Verständlich sowie vernünftigerweise klares Nein. Die Touris, welche zeitgleich mit einem Bus angekommen waren, gaben ebenfalls kein Geld. Daraufhin steuert das Mädel wieder in Richtung Bahnhofshalle, zielstrebig zu 4 Roma Kerlen. Der Wahrnehmung nach gehörte die Combo zusammen, man fragt das Kind nach dem erbettelten Geld, Sie schüttelt mit dem Kopf und zeigt die leere Hand. Bums, bekommt Sie dermaßen eine gescheuert, dass Sie umfliegt. Kurzschlussreaktion (…da selber stolzer Papa), sofort hin. 2 Typen aus dem angekommenen Bus folgten mir spontan. Bei der Combo angelangt sah ich noch deutlich die Abdrücke der Hand auf dem Gesicht des Mädchens, also keine Touri-Show, was hier gespielt wurde. Sie hockte neben den Kerlen und schaute nur beschämt nach unten. Was der kann, kann ich schon lange, den Typen ein paar schöne Grüße bestellt. Scheinbar gut getroffen, die rote Suppe aus der Nase gab mir ein gutes Gefühl. Fetzige Reaktion der 3 anderen Romas. Eher gelangweilt sahen Sie Ihren blutenden „Kollega“ an, ohne auch nur im geringstem den Anschein zu erwecken, irgendetwas unternehmen zu wollen. Beihilfe, weg rennen, Ihre Messer zeigen … nichts! In der Zwischenzeit waren zwei Polizisten zu uns geeilt. Wie sich im nun folgenden Gespräch herausstellte, jedoch nicht etwa um die Schweine zur Rechenschaft zu stellen, sondern um uns darin zu hindern, Ihnen Ihre Beine zu brechen. Wir wurden sehr betont angewiesen, uns sofort vom Ort des Geschehens zu entfernen, dass hier sei nicht unsere Angelegenheit. Kein weiterer Kommentar….

Zurück zu Mostar, abgesehen von der Altstadt (Weltkulturerbe) ist die Stadt hässlich wie die Nacht. Wohnblocks, kaputte Straßen, überall verdreckt wie Neapel nach dem Müllstreik. Die Altstadt sowie die Berge, welche die Stadt analog Sarajevo komplett umschließen, zugegebenermaßen jedoch beeindruckend. Durch Mostar windet sich der Fluss Neretva. Großes Kino, trotz Stadtquerung beeindruckt der Fluss mit türkis schimmernden Wasser.




Der Fluss markierte während des Balkankrieges die kroatisch/bosnische Frontlinie. Für Interessierte, im „Touri-Stadmuseum“ läuft in einer Endlosschleife der jugoslawische YouTube Channel, Amateuraufnahmen jener Zeit, diesmal aber zum Glück ohne die Detailaufnahmen wie in Sarajevo. Klar zu sehen, die Kroaten mochten die Brücke als Symbol für die bosnische „Standhaftigkeit“ nicht wirklich, über 3 Wochen lang lag die Brücke unter Dauerbeschuss. Schien gar nicht so einfach zu sein, auf den Videos sieht man etliche Volltreffer ohne wirkliche Wirkung. Rustikale Bauweise. Also wurde durch dem Beschuss „Stein für Stein“ abgetragen, letztendlich mit Erfolg. Die alte Steinbrücke „Stari Most“ fiel zusammen, die Altstadt war ebenfalls komplett zerstört wurden.

Eine Katastrophe für die Stadt. Ohne diese „Hot Spots“ würde selbst Familie Sinti + Roma aus Mostar abhauen. Die EU finanzierte nachfolgend den kompletten Wiederaufbau. Hat Sie diesmal richtig gemacht, die Brücke ist beeindruckend schön. Die Altstadt wurde ebenfalls im Originalzustand rekonstruiert (soweit halt wie möglich), alles im Stil vom 16/17. Jahrhundert gestaltet. Alte einfache Steinhäuser, enge Gassen, der Straßenbelag aus musterförmigen Steinmosaiken gestaltet. Und selbstredend, alles ist auf die Touris ausgerichtet. In der sogenannten Touri-Info sollten wir 4€ für einen einfachen Stadtplan auf den Tisch packen, Vollklatsche!

Die Unterkunft wurde schnell gefunden. Hostel Nina, ein umgebautes Mehrfamilienhaus, Zimmer ok. Das Bad war dauerbesetzt, nutze jenes doch die komplette Großfamilie inkl. dem Übernachtungsgästen. Witzig, der Abwasserschlauch von der Waschmaschine war fachmännisch direkt an das WC installiert, im Detail mit Klebeband auf der Klobrille festgeklebt.

Nach der 1. Runde Sightseeing wurde wie bereits erwähnt die Bahnhofsinfo geentert. Wir waren Freunde, der Bahnverkehr sollte am späten Abend wieder aufgenommen werden. Dass war es dann aber auch schon mit der Freundschaft. Die erste „sinnvolle“ Zugverbindung nach Bukarest sollte erst am nächsten Abend über Belgrad gehen, Fahrzeit 25h. Problem, ich würde einen Tag länger in Mostar bleiben müssen, hatte ich doch bereits die Wahrnehmung, hier alles in max. 4h sehen zu können. Alle anderen Verbindungen waren Mist, die eine Route über Zagreb (38h?!?!?), bei der anderen mit teils RE Zügen inkl. 4x Umsteigen durch das nächtliche Rumänien. Blieb mal wieder als beste Alternative nur der Bus übrig, mit dem es letztendlich noch am gleichen Abend für 14€ gen Belgrad ging (Fahrzeit 10h). Carlos war sichtlich nicht glücklich darüber, dass sich unsere Wege bereits früher als geplant trennten, hatten wir doch recht viel Spaß zusammen gehabt.

Im Bus sitzend wollte ich die Zeit nutzen, um ein wenig am Blog zu arbeiten. Irgendetwas war jedoch komisch, ein Gefühl, was immer intensiver wurde. Fast zu spät bekam ich den Grund hierfür mit, mir war schlicht kotzübel! Wann werde ich endlich begreifen, dass in diesem Teil von Europa Überlandfahrten mit dem Bus aber auch überhaupt gar nichts mit Autobahnen zu tun haben. Der Südteil von Bosnien ist durch unzählige Flüsse sowie steilen Bergketten stark zerklüftet, einige Gebirgszüge sind über 2000m hoch. Entsprechend ging es nun die ersten 6h Serpentinen hoch und runter, kaum ein Abschnitt, mit einer Geraden länger als 50m. Etliche Haarnadelkurven ermutigten mich, die Schutzhülle vom Notebook bereit zu legen, um diese im Fall von …. mit Organik abzufüllen. Hatte ich doch zeitweise wirklich damit zu kämpfen, nicht leidenschaftslos den Bus voll zukotzen.

Nach einer schlaflosen Nacht gegen 7Uhr war der Busbahnhof Belgrad erreicht. Gepäck auf den Buckel in Richtung Bahnhofshalle und …. es stockte mir der Atem. Alter Falter, roch es hier nach Pisse. Der Gestank wollte gar nicht mehr weggehen, soweit ich mich auch zwecks Selbstschutz vom Bahnhof entfernte. Irgendetwas stimmte nicht, also erstmal Selbstkontrolle … stank ich so? Uih, Mr. Hobby-Backpacker, Du hast ein Problem. Nur warum, war mir nicht ganz klar, war ich doch erst 1 Tag vorher duschen inkl. Klamottenwechsel sowie hatte ich das Bettnässen bereits vor zig Jahren aufgegeben. Rucksackkontrolle - jener war trocken; ... nur der Schlafsack, welcher außen am Rucksack hing – klitschnass. Mit Pisse! Nerv, bei der blöden Kurvenfahrerei muss das Bord WC in das darunterliegende Gepäckabteil gelaufen sein. Großes Kino, ein Schlafsack nimmt die Nässe ja nun wirklich sehr gerne auf. Ok, ab in das nächste öffentliche Klo – Gruß an McDoof – und den Schlafsack soweit halt wie möglich gewaschen. Zum trocknen ging es in den Park direkt vor dem Bahnhof, den Schlafsack großflächig über einer Bank der Sonne ausgesetzt. Nun galt ich wirklich als Penner, so jedenfalls sah die Mimik der Leute aus, welche in der Rushhour den Park durchquerten. Selbst die zahlreich vertretene Familie Sinti/Roma belästigte mich in den 2h nicht ein einziges Mal… ;-) Dämlich: Erst 4-5 Wochen nach meiner Heimkehr nach DD kam mir zum ersten Mal der Gedanke, warum ich eigentlich nicht gleich den Schlafsack weggeschmissen und mir in Belgrad einen neuen gekauft habe. Ohne Worte!

Am frühen Abend ging es dann per Schnellzug gen Bukarest, was Schnellzug hier auch immer bedeuten mag. 15h für 550km, kein weiterer Kommentar. Den Schaffner 5€ in die Hand gedrückt, hatte ich mal wieder ein Schlafabteil für mich alleine. Eine Neuerung wurde entdeckt, das Abteil konnte man durch 2 Schließungen verriegeln, eine davon war so installiert, das selbst der Schaffner jene von außen nicht entriegeln konnte. Zusätzlich waren die Zugtüren von innen mit schweren Ketten verriegelt, willkommen in Rumänien.

Früh morgens in Bukarest angekommen, rief mir der Bahnhof bereits laut entgegen, weg wir! Hartes Gemüse, dagegen waren die bis dahin erlebten Bahnhofsgeschichten Kindergeburtstag. Es schien, als ob ich endlich bei Familie Sinti/Roma zu Hause angekommen war, in bester Gesellschaft mit etlichen Gästen aus dem „Volk, was keiner braucht“. Des weiterem musste hier noch gestern eine wüste Hbf-Party stattgefunden hatte, lagen doch die Typen von Alk stinkend bereits direkt vor dem Eingang vom Bahnhofs McDoof. Auch cool, steigst Du erstmal über ein paar halbtote Typen drüber, um an Deinen „Good Morning Cappuccino“ zu kommen. Morgenhygiene ersparte ich mir, schon auf dem Weg zum Hbf-WC kam mir allein vom Geruch der Brechreiz.

Die Unterkunft (Hostel Butterfly) war schnell gefunden, ist es doch nur 10min zu Fuß vom Bahnhof entfernt. Sollte jemand von den Lesern mal in Bukarest verweilen, das Hostel ist hiermit wärmstens empfohlen. Sauber + gemütlich, sehr (!) nette Rezeptionsbesetzung, generelles feines Publikum. Dazu ist die Gegend sicher, da sich in der unmittelbaren Nachbarschaft etliche Staatsgebäude befinden, inkl. den dazugehörigen Aufpassern in Uniform.

Tag1 in Bukarest – Sightseeing: Was in Bukarest sofort auffällt, die Strassenköter Quote war rekordverdächtig hoch. Keine Seltenheit, dass man Rudel von bis zu 10-15 Kötern sah. Als Highlight ist definitiv der Besuch der Datscha von Ceausescu zu benennen. Nach dem Pentagon immerhin das 2. größte Gebäude der Welt. In der Führung bekommt man feine Dinge zu sehen, Fenstervorhänge mit einem Gewicht von 1,6T, Teppiche so groß, dass Sie im eigentlichen Raum hergestellt wurden (nicht transportabel wegen Gewicht + Größe?!), größten Kronleuchter der Welt usw.. Heutiger Marktwert (bzw. Bausumme) wird auf ~5 Mrd. Euro geschätzt. Nach 2h Führung hatten wir laut Aussage vom Guide gerade einmal 5% des Gebäudes gesehen… beeindruckend sowie ein gutes Anschauungsbeispiel über dem menschlichen Größenwahn.





Ansonsten fällt Bukarest unter die Kategorie „gesichtslose Großstadt nach kommunistischer Bauart“. Beispiel: Ceausescu wollte von seiner „Villa“ aus keine Kirchen sehen, der Abriss war wohl schon beschlossene Sache. Zum Glück waren nicht alle im damaligen Zentralkomitee mit Ihm einer Meinung, so einigte man sich letztendlich darauf, durch Hochhäuser die Kirchen so zu umschließen, dass jene von den Hauptstrassen nicht mehr zu sehen sind. Und tatsächlich, beim Blick über den 40m Balkon der Ceausescu Villa sieht man keine einzige Kirche.

Positiv zu erwähnen ist das Nachtleben. Fetzige Clubs – von Schickeria bis Alternativ, jede Menge partygeiler Rumänen sowie eine Unbekümmertheit unter den Leuten, net schlecht. Dazu später mehr….

30.09.2010 Steaua Bukarest – SSC Neapel 3:3 (3:1) – Stadion Steaua - 24530 Zusch.

Im Hostel lernte ich Martjen kennen, Soldat aus den Niederlanden, welcher vor seinen anstehenden 2. Einsatz in Afghanistan noch mal eben 3 Wochen Urlaub in Rumänien machen wollte. Und da dachte man immer, ich sei gestört…

Witziger Typ, wir waren sofort im Beat. Er ist bekennender Hardcore Fan von Roda Kerkrade, schnell war uns klar, dass wir zusammen das anstehende Match besuchen werden.

Mit dem Taxi 5h vor Spielbeginn zum Stadion und die Karten besorgt (18€). Vor dem Stadion bereits jede Menge sportbegeisterter Rumänen, nette Combo. Nachdem wir unsere Karten hatten und wieder in Richtung Hauptstraße gingen, gab es direkt am Ticketschalter noch ein paar blutige Nasen. Aus einem Taxi stiegen 4 Italiener aus. Grundlegend Ihrer Daunenjacken sowie Sonnenbrillen im Haar nicht wirklich schwer zu erkennen. Welches der Rumänen-Combo dem Anschein nach ebenfalls bestens bekannt war.

Zurück in der Innenstadt kam man in einer Bar mit ein paar „Jungs“ ins Gespräch, welche wir bereits im Hostel gesehen hatten. Es stellte sich heraus, dass jene „Sportbegeisterte“ von Roter Stern Belgrad waren. Grund Ihrer Anwesenheit: Fanfreundschaft zum SSC Neapel sowie Zitat Oberhauer „fuck + destroy the Steaua Bastards“. Die Vorfreude auf das Spiel wurde nicht kleiner … Leider gab es am Spieltag keine Tickets mehr für den Gästeblock, wäre gerne Ihrer Einladung nachgekommen. Unzählige alkoholische Getränke später fuhr man im 8’er-Taxi gemeinsam zum Stadion, der Taxifahrer wird sicherlich 3 Kreuze gemacht haben, als er es hinter sich hatte… ;-)

Vorweg genommen, in diesen Spiel wurde das geboten, warum einige Bekloppte auf dieser Welt Ihr „Social Network“ direkt im Stadion aufbauen. Vor dem Anpfiff ein feiner 4minütiger Schlagabtausch am Innenzaun vom Gästeblock, Bengalen, Rauch, Sitzschalen wechselten eifrig die Blöcke (feines Video gemacht ...
www.youtube.com/watch). Danach drehte Steaua auf den Platz mal so richtig durch, nach 17min. stand es bereits 3:0. Stimmung im Stadion entsprechend. Kurz darauf rote Karte für die Rumänen. In der zweiten Halbzeit wahnwitzige Chancen im Minutentakt auf beiden Seiten, ein Wunder, dass es nach 90min. nur 3:2 stand. Als Nachspielzeit wurden 4min. angezeigt, real gespielt wurde jedoch 10min. Und wie es in so einem Spiel sein muss, Neapel schoss das 3:3 in der allerletzten Sekunde. Grenzenlose „vermummte“ Freude im Gästeblock, der rumänische Mob entsprechend am kollektiven Durchdrehen, auf den Platz sowie auf den Rängen. Dazwischen die Staatsmacht, welche an diesen Abend für Ihr Geld mal zur Abwechslung wirklich arbeiten musste. Spass + Riot pur, wohin man auch schaute.





Nach dem Spiel fanden wir uns nach einigen Kneipenbesuchen alla „Coyote Ugly“ schön vergnügt und sternhagelvoll in einer Karaoke Bar wieder und ja, unsere Performance von „Pink – Dear Mr. President“ war aber mal so richtig schlecht… ;-) Die Belohnung dafür: ein voll besetzter Tisch mit rumänischen Mädels war unser neues zu Hause. Was wohl nicht in der Gunst von jeden Einheimischen fiel, ein Typ in Steaua Jacke kam auf uns zu, er sei ein ganzer harter Junge, zeigte seine Knast/Ghetto Tattos und offerierte sein Wunsch, dass er sich mit uns draußen Schlägern will. Martjen, (kaum zu halten vor Vorfreude) war im Beat, auf geht’s. Der Typ schaute ein wenig irritiert, er grinste wie Barbie und bestellte Cocktails für den kompletten Tisch. Die Mädels fanden die Steroideaktion landestypisch toll, wir wurden geliebt! Wie sich folgend herausstellte, arbeitete Stephen (da hat wohl einer seinen rumänischen Namen abgelegt…) in England und war nur wegen dem Spiel in die Heimat zurück gekehrt. Letztendlich fuhr er mit uns durch das nächtliche Bukarest zum Club Hopping, irgendwie hatte er Freude gefunden, uns von den Reizen seiner Heimatstadt zu überzeugen. Abgedrehte Clubs + Publikum, beeindruckend, wenn ich auch das Gefühl nicht los wurde, dass das kein Puderzucker auf den Tischen war. Gegen 8Uhr war Feierabend, der Körper + Magen wollten einfach nicht mehr – grandioser Tag!

Gegen 14Uhr war die körperliche Biomechanik wieder so einigermaßen Einsatz bereit, es folgte eine gemütliche Ausnüchterungstour durch die Downtown. Michael begleitete uns, ebenfalls Hostel Bewohner. Fetziger Typ, Heimatort Sydney, 22 Jahre, Student. Seine Planung: 3-monatige Tour durch Europa. Sag ich mal leicht überzogen, aus den geplanten 3x waren bereits 11x geworden. Hätte er ein Fabel für Groundhopping, er hätte Europa nahezu komplett.

Am Abend spielte Dynamo Bukarest noch ein Ligaspiel, es wurde jedoch so langsam Zeit für die Heimreise. Die einzige Zugverbindung in Richtung Budapest fiel leider zeitgleich mit dem Spielbeginn, shit happens… Zeit für eine kleine Tour in Richtung Dynamo Stadion war aber noch drin. Nett, das Stadion ist komplett im Boden versenkt, sprich man betritt von der Strasse aus die oberste Sitzreihe. Btw., die Metro in Bukarest ist sehr speziell, je mehr ich auch Müllermilch Schoko mit Wodka trank, es kam nicht wirklich ein Gefühl von Sicherheit auf.

Die Zugfahrt verging irre schnell. Viel über den geschichtlichen Hintergrund von Rumänien gelernt, dank meiner Mitfahrerin im Abteil (rumänische Studentin für Geschichte + Politik, 21 Jahre, verheiratet (???)). Nach dem Geschichtsseminar hieß es Schlafen bis Ankunft in Budapest.

„Leider“ erfolgte jene mit 1h Verspätung, der Anschlusszug nach Dresden war bereits weg. Ein Blick auf Soccerway.com vs. Fahrplan kam die Ernüchterung auf. Auswahl: 8h sinnfreies Warten in Budapest oder mit dem Schnellzug nach Wien, Austria-Graz schauen und sich danach wieder an den eigentlichen 8h Wartezeit Zug in Brasov ankoppeln lassen (schwierige Entscheidung…).

02.10.2010 Austria Wien – Sturm Graz 2:3 (1:1) – Stadion Horsch - 9500 Zusch.

Feiner, entspannter Abschluss der Tour. Nette Pyrotechnik Aktionen seitens der Austria Ultras, spannendes Spiel, viele Tore. Mehr gibt es über das Össispiel auch nicht wirklich zu berichten.





Zurück zum Bahnhof und dann doch erstmal ein wenig gestaunt. Der gewählte Zug war mit folgenden Zielorten deklariert: Minsk, Moskau, Hamburg, Warschau. Jeweils 2x Abteile pro Zug per Zielort. Da willst Du mal im richtigen Abteil sein…. ;-) Nach 10h Zugfahrt mit den „Multi-Destination-Train“ war Dresden gegen 5Uhr erreicht. Und siehe da, eine Gruppe sportlich motiviertes Jungvolk (es lebe das Komasaufen!?!) suchte am Bahnhof Stress mit mir. Da musst Du erst durch halb Europa reisen, um mal endlich wieder so richtig blöd angemacht zu werden…. *lol*

Fazit:

7x Länderpunkte (+2x gefühlte mehr in Polen/Kroatien), 11x Spiele gesehen, ein Haufen interessanter + durchgeknallter Leute kennen gelernt, viel vom Land + Leben gesehen. In der Nachbetrachtung hatte sich die Tour zu einer gesund ausgeglichen Mixtur aller anversierten Themen entwickelt. Hinzu kam ein schöner Kopf-Reset. Kurz gefasst, jederzeit gerne wieder!!!
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