Krakówer Derby

Hutnik, Cracovia und Wisla Kraków kämpfen um Punkte...

Am Freitag, dem 27.08.2006, war nach langer Zeit mal wieder eine Tour nach Polen gestartet. So ging es schon 5.50 Uhr zu dritt ab dem Leipziger Bahnhof mit dem Zug Richtung Polen. Unser Ziel des Tages hieß Lodz. Nach nur 13 Stunden Zugfahrt und  kleinem Aufenthalt mit kurzer Stadtbesichtigung in Wroclaw war auch schon Lodz-Kaliszka erreicht. Dort entschied man kurzer Hand ein Taxi zu nehmen, da es bis zum Anpfiff des Spiels nicht mehr lange Zeit war. Schnell ging’s in die Stadt, um dort das Hotel aufzusuchen, welches man sich aus dem Internet rausgesucht hatte. Dummerweise war kein Platz für uns 3 mehr frei, so musste von dort aus rumtelefoniert werden, was die zunächst unfreundliche Dame an der Rezeption dann für uns doch erledigte. Schnell zu der Unterkunft, das Zimmer klar gemacht und wieder ein Taxi gerufen, welches uns noch ganz schnell zum Stadion bringen sollte, da in 15 Minuten das Spiel zwischen Widzew Lodz und Legia Warszawa beginnen sollte. Kurz vorm Stadion, als man schon das Flutlicht sah, sorgten Schranken dafür, dass man das Stadion doch erst 3 Minuten vor Anpfiff ereichte. Nun begab man sich auf die Suche nach Eintrittskarten. Da das Spiel ausverkauft war, hoffte man auf den Schwarzmarkt, aber dumm nur, dass man erst so spät am Stadion ankam und so kein Schwarzhändler mehr zu sehen war. Außerdem standen noch weitere um die 600 Fans ebenfalls ohne Karte vorm Stadion, wovon ¾ sicherlich in die „Erlebnisorientierte Ecke“ zu stellen sind. Jedes Eingangstor ins Stadion wurde massivst durch die Polizei geschützt, da eben die Menge vor den Eingängen stand und hineinwollte. So kamen wir leider nicht mehr ins Stadion, konnten aber durch ein Tor etwas hineinschauen. Stimmungsmäßig kam draußen sehr viel an und man ärgerte sich um so mehr keine Karte bekommen zu haben. Auf dem Rückweg ins Hostel machte man sich Hoffnung auf einen besseren Verlauf des nächsten Tages. So ging es am nächsten Morgen schon wieder früh mit dem Zug nach Krakow, wo 2 Spiele auf dem Programm standen. Zum einen die Begegnung Hutnik Krakow gegen Wisla II Krakow um 13.00 Uhr und das Krakauer-Derby zwischen Wisla Krakow und Cracovia Krakow um 18.15 Uhr. In Krakow selbst wurden schnell die Formalitäten mit der Unterkunft geklärt, so dass das erste Spiel angesteuert wurde. Pünktlich erreichte man das Stadion, welches sich in Nowa Huta befindet, einem Stadtteil im Baustil von Eisenhüttenstadt. Für 5 Zloty gönnte man sich eine Eintrittskarte und betrat das Stadion ohne Probleme. Das Spiel begann auch pünktlich und dazu mit einer Choreo bestehend aus einer Blockfahne mit dem „Kleinen Maulwurf“ drauf und silbernen und metallicblauen Zetteln ringsherum. 2 kleinere Pyroshows gab es dann während des Spiels zu bestaunen. Einmal ein paar wenige Bengalen und einmal Fontänen. Zu guter Letzt wurde noch eine Blockfahne in blau-hellblau-weiß hochgezogen. Zu diesem Derby in der 3. Liga in Polen fanden sich nur 1000 Zuschauer ein, was auch daran lag, das keine Gästefans anwesend waren. Das Spiel an sich war nicht so der Knaller, viele Fehler, ungenaue Pässe und eine eklatante Abschlussschwäche wurden uns offenbart. So endet das Spiel 1:0 für die Gäste. Sofort nach dem Spiel machte man sich auf den Weg zum anderen Stadion, um nicht wieder ohne Karten dazustehen, da das Spiel als „Ausverkauft“ galt. Wir erreichten 1 ½ Stunden vor Spielbeginn das Stadion: Keine Karten zu bekommen! So gingen wir noch ums Stadion, um vielleicht doch eine offene Kasse zu finden. Man fand keine und so schmiss man sich dem erst besten Schwarzhändler an den Hals. So kauften meine beiden Begleiter Haupttribünen-karten für 100 Zloty(Orginalpreis 40 Zloty) und ich für 80. Meine Karte stellte sich dann auch als Glücksgriff heraus, da sie für den Hintertorblock war, wo sich auch der Gästeblock befand. So konnte man die Cracoviafans mal aus nächster Nähe, eine Polizeiaktion mit derbem Pfefferspray und Knüppeleinsatz aus nicht mehr als 10 Metern betrachten. Die Auswirkungen bekam man dann aber auch sehr stark auf Augen und Lunge zu spüren…
Das Spiel begann pünktlich 18.15 Uhr mit einer sehr nett anzusehenden Choreo seitens der Wislafans. Zu sehen war über den ganzen Block, mit hochgehaltenen Papptafeln, die „1906“ und nach dem Umdrehen „2006“, was aufzeigen sollte, dass Wisla Krakow 100 Jahre alt geworden ist. Dazu hing noch ein Spruchband, welcher zum Choreo gehörte, am Zaun, dessen Übersetzung aber meine Polnischkenntnisse übertrifft.
Gleich in der ersten Minute ging Wisla mit 1:0 in Führung. Stimmungsmäßig war Wisla von beginn an sehr laut. Von Cracovia hörte man nur vereinzelte Rufe, welche aber durch ein lautes Pfeifkonzert immer wieder von den Wislafans übertönt wurden. Bis zur Halbzeit traf Wisla noch 2 Mal und machte so ihre Überlegenheit deutlich. In der Halbzeitpause wurden alle Zaunfahnen auf Seiten Wislas abgehangen und ein Schalteppich, mit Cracoviaschals, von gut und gerne 60Metern aufgehangen. Zu Beginn der 2. Halbzeit wurden auch alle diese Schals angezündet, was ein sehr nettes Bild ergab. Daraufhin wurde von Cracoviaseite mit der Zerlegung des Gästeblockes begonnen, die Sitzschalen flog nur so auf die benachbarten Sitzreihen der Wislafans, auf die Polizei und in Richtung Spielfeld. Dies versuchte die Polizei mit Einsatz von Pfefferspray zu unterbinden, was aber nicht gelang. Dies rief die Wislafans, welche auch auf der Hintertortribüne waren, auf den Plan. Die Polizei ließ es sich erst eine Weile gefallen; getreten und bepöpelt zu werden, aber dann räumten sie den ganzen unteren Weg der Hintertortribüne innerhalb von 40 Sekunden mit einer Knüppelorgie und Pfefferspray frei. Im Gästeblock kehrte erst Ruhe ein, als ca. 80 Polizisten den Block stürmten und die Fans ganz nach oben drängten. Als sich dann alles beruhigt hatte, wurde auf Wislaseite auf der Gegengerade hunderte blau-weiß-rote Fahnen verteilt, welche dann alle zur gleichen Zeit geschwenkt wurden, was schon ein krasses Bild ergab, dazu wurde noch etwas Pyro im Block gezündet. Das Spiel gewann Wisla am Ende auch verdient mit 3:0, aber es hätte höher ausfallen können, wenn sie nicht schon nach ihrem 3. Tor ein paar Gänge zurückgeschaltet hätten. Im Stadion waren um die 15000 Zuschauer, wovon ca. 800 auf Seiten Cracovias waren. Nach dem Spiel wurde das letzte Geld, was man noch hatte, in einer Disko in der Stadt vertrunken (Wir waren nahezu nüchtern!). Am nächsten Morgen war man eine Stunde zu früh am Bahnhof, da man gänzlich vergessen hatte, dass die Zeit von Sommer- auf Winterzeit umgestellt wurde. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn die Zeit anstatt zurück eine Stunde vorgestellt worden wäre. Man musste ja schließlich am nächsten Tag wieder auf Arbeit bzw. in die Schule; und die Fahrtzeit von Krakow nach Leipzig ist mit ihren ca. 14 Stunden auch nicht gerade eine geringe. Die Fahrt verlief ereignislos und so erreichte man um ca. 21.00 Uhr Leipzig Hauptbahnhof. Als Fazit ist zu sagen, dass das Derby zwischen Wisla Krakow und Cracovia Krakow immer noch hält, was es verspricht, obwohl die polnischen Fans immer mehr mit Repressionen vom Verband rechnen mussten und noch müssen, da man sich für die Europameisterschaft 2012 bewirbt.
Eine sehr schöne Tour, welche nur durch den Reinfall in Lodz getrübt wurde.

 

Fantom

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