Der Sturm Kyrill - Fluch oder Segen

2 Spiele in 2 Ländern und ein Sturm, der vieles veränderte...

RSC Anderlecht – St. Truidense 2:0(1:0) Zuschauer: 24119(600)

 

Für mich standen am dritten Januarwochende diesen Jahres endlich die Länderpunkte Belgien und Niederlande auf dem Plan. So begab man sich noch zu einer relativ hopperfreundlichen Zeit um 8.00 Uhr an den städtischen Bahnhof, von wo die Reise losgehen sollte. Man hatte zwar noch leichte Zweifel, da auf Grund des Sturmes 2 Tage zuvor bei der Bahn alles noch nicht wieder planmäßig lief. Plan B und C lagen zwar bereit, aber die Zugbindung des Winter-Spezialtickets ließ keine Veränderung der Zugroute ohne erhöhten Preisaufwand zu. So ging es fix nach Leipzig, um dort in den ICE nach Frankfurt zu steigen. Auf der Fahrt kam man dann an dem einen oder anderen Flüsschen an, welches ein bissel arg viel Wasser mit sich trug. In Frankfurt ne Stunde lang abgegammelt, bis man endlich in den nächsten ICE nach Brüssel steigen konnte. Klappt auch wieder alles problemlos und so war man sogar überpünktlich in Brüssel. So wartete man dann noch ne Weile, bis der Zug nach Antwerpen einfuhr und wunderte sich, ob es in Belgien überhaupt ne einheimische weiße Bevölkerungsschicht gibt… Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt war man dann auch abends viertel 7 am Zielpunkt der heutigen Reise, Antwerpen, angekommen. Man fragte noch schnell einen Royal-Fan, ob das Spiel auch wirklich heute ist, welcher diese Frage mit Ja beantwortete. So begab ich mich in die Straßenbahn und fuhr zum Stadion. Als ich dann vor dem Stadion war und mich wunderte, warum kein Licht im Stadion ist, kam auch schon der erste Ordner auf mich zu und sagte mir, dass heute nicht gespielt werden kann, da durch den Sturm Kyrill Teile vom Dach abgeflogen sind und man aus Sicherheitsgründen nicht spielen darf/kann. Kurz schockiert und an Plan B denkend reagierte ich aber blitzschnell und rannte wieder zurück zur Straßenbahnhaltestelle, um dort in die kommende Bahn reinzuspringen. Nach kurzer Fahrt, gings wieder an der unterirdischen Straßenbahnhaltestelle am Bahnhof raus und fix in den Bahnhof. Dort sah ich auf der Abfahrtstafel, dass in 3 Minuten ein Zug nach Brüssel fahren sollte BINGO also nix wie rein. Drinnen dann ohne Ticket auf den Schaffner gewartet, welcher auch kam. Man wollte ja nicht Schwarzfahren und machte sich auch beim Schaffner bemerkbar, nur irgendwie war man Luft für ihn und so kam ich kostenlos bis Brüssel. In Brüssel angekommen zeigte die Uhr noch 10 Minuten bis zum Anpfiff. Schnellen Schrittes gings dann zum Stadtplan, welcher mir aber net so richtig verraten wollte, wo das Stadion war. Kurz die nebenan stehende Policja gefragt und man wusste, dass man zwingend in die Metro muss. So musste ich wieder durch den ganzen Bahnhof, um dann runter zur Metrostation zu kommen. Dort erblickte ich wieder die hübsche - französisch aussehende - junge Frau, welche mir schon von Antwerpen nach Brüssel half. Also ließ ich mir meinen Ausstiegspunkt sagen, nur leider verstand ich den net… Hatte das Gefühl meine Russischkenntnisse würden mir jetzt auch net helfen. Wie der Zufall es so wollte, lernte sie seit einem Jahr Deutsch und meinte, dass sie mir Bescheid geben würde, wenn ich aussteigen müsste. Vielen Dank noch mal an sie. Man kam dann also ungefähr 5 Minuten nach Anpfiff am Stadion an, wo man von einer angeblichen Kasse zur nächsten geschickt wurde, nur dumm, dass das Spiel leider schon ausverkauft war. Man zögerte dann nicht lange, zückte seinen Presseausweis und ließ sich durch irgendwelche Seiteneingänge und Hinterzimmer führen und war auf einmal drinne. Dachte man sich doch, man könnte einen Presseplatz einnehmen… Nur auf der Tribüne wurde man darauf hingewiesen, dass dieser Presseausweis nicht in Belgien gültig ist!?! Also flog man raus und fand sich hinter der Tribüne auf den Aufgängen zu den normalen Sitzplätzen wieder. Ich überlegte nicht lange und schaute nach, ob vielleicht an den Eingängen zu den Tribünen Ordner stehen, war leider auch so, aber genau in dem Moment als ich schaute, kamen auch 3 Anderlecht-Fans raus und gingen aufs Klo. Ich tat ihnen das gleich und ging dann als erster der 3 durch den Eingang, den sie vorher Richtung Klo verlassen hatten und siehe da  - ich wurde nicht kontrolliert. Schnell suchte man sich nen freien Platz, was gar net so schwer war - Puh geschafft – ich war bereits ab der 15. Minute im Stadion. Der Platz, den ich ergatterte, war genau an der Plexiglasscheibe in Richtung Gästeblock, welcher aus 2 Teilen bestand, unten Stehplätze und im 2. Rang Sitzplätze. Die Gäste waren auch schön am Supporten, werden wohl so um die 600 gewesen sein, welche sich aus St. Truidense in Brüssel eingefunden hatten. Anderlecht war auch schön am Singen, teilweise sah man auch Armbewegung.  Das Spiel gestaltete sich spielerisch ganz gut, mit einem ständigem Hin und Her. Am Anfang waren sogar die Gäste etwas überlegen, bekamen aber in der 27. Minute durch Hassan das 1:0 für Anderlecht zu sehen. Anderlecht wurde nur kurzzeitig etwas stärker, gab aber dann wieder das Spiel leicht an Truidense ab. In der 2. Hälfte dann das gleiche Bild, wobei dann Anderlecht die ein oder andere Großchance vergab. Dennoch schafften sie es dann in der 80. Minute das 2:0 nachzulegen. Die 24119 Zuschauer merkten auch, dass das Spiel nun entschieden war, nur der Gästeanhang wollte sich net so richtig damit abfinden und supportete weiter. Truidense macht dann auch noch in der 90. Minute den Anschlusstreffer, welcher aber durch ein angebliches Foul nicht anerkannt wurde. Nach dem Abpfiff freuten sich die Anderlecht-Anhänger, bis auf einen Punkt an den Tabellenführer aus Genk rangekommen zu sein. Ich begab mich mit dem nächsten Zug, der ab 23.00 Uhr fuhr, nach Rotterdam. Dort dann umgestiegen und über Den Haag nach Amsterdam

 

Ajax Amsterdam – FC Utrecht 2:0(2:0) 44740(0)

 

In Amsterdam angekommen, war es erst 1.30 Uhr, demzufolge noch exakt 11 Stunden bis zum Anpfiff im Stadion, äh in der ArenA. Ich begab mich zuerst auf die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht. Nach 3 Anfragen in jeweils verschiedenen Preiskategorien musste ich immer mit derselben Antwort vorlieb nehmen, nämlich „Ausgebucht!“. Also stellte ich mich darauf ein, dass es eine lange Nacht ohne Schlaf werden sollte. Drei Mal die Stadt durchkurvt und mal hier, mal da angehalten, begab ich mich auf den Weg zur Arena. Nach nicht mal 3 Kilometern wollten aber meine Beine net mehr so richtig und ich begab mich zu einer Feuerwache, die nen schönen, ruhig gelegenen und überdachten Eingang hatte und wollte eine Runde schlafen. Dies erwies sich aber nur in der Hinsicht positiv, dass ich vor dem starken Regen geschützt war. Mehr als ein Stündchen Schlaf sprang nicht heraus und so gings wieder zurück zum Bahnhof, welcher aber leider nur maginal geöffnet war. Irgendwie bekam ich die Zeit bis um 8 irgendwie rum, um dann mit der Metro wieder zur Amsterdam ArenA zu fahren. Dort ein unverschämt teures Ticket gekauft und es waren nur noch 4 Stunden bis zum Anpfiff. Ich erkundete die Umgebung etwas und war enttäuscht von den neumodischen Glasbauten. Zum Glück entdeckte ich auf dem Rückweg zur ArenA direkt am Stadion einen Media Markt, welcher auch bis eine halbe Stunde vor Anpfiff mein Unterschlupf vor dem starken Wind sein sollte. Dort testet man ausgiebig die Playstation 3 und kam zu dem Urteil: Durchgefallen! Danach wie gesagt ab ins Stadion, wo man mit einer Rolltreppe in den 2. Rang hoch fuhr, ArenA halt. Ich nahm neben 4 anderen Deutschen Wichtigtuern(?) Hoppern(?) ...was weiß ich, Platz. Das Spiel begann mit einer Choreo, die aber viel zu früh begonnen wurde und somit nach und nach zum Vorschein kam, dies zog sich bestimmt um die 10 Minuten hin bis sie komplett war, machte aber danach nen schönen Eindruck. Sie bestand aus einem Spruchband, was schon sehr früh aufgehangen wurde, einer Blockfahne, die aber am Dach hochgezogen wurde, und aus einer Blockfahne hinter dem Tor über die Tribüne. 44740 wollten diese Choreo und das Spiel sehen. Sie konnten sich an einem sehr schnellen Spiel erfreuen, wo schon nach 11 Minuten durch Heitinga das 1:0 für Ajax fiel. Gerade mal 10 Minuten klingelte es ein 2. Mal im Utrechter Gehäuse, wobei dieses Tor eines der schönen Sorte war. Sneijder drehte den Ball von der Ecke des 16 Meterraumes ins lange Eck gegen den Pfosten und von dort aus ging er ins Tor, das hatte was von Lahm zur WM 06. Amsterdam blieb dann das ganze Spiel klar überlegen und vergab zudem haufenweise Großchancen. Utrecht hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn man mit 6:0 oder noch höher wieder heimgefahren wäre. Nur zum Leidwesen des neutralen Zuschauers blieb es beim 2:0. Nach dem Spiel gings schnurstracks zur Metrohaltestelle an der ArenA, wo man eigentlich zum Bahnhof fahren wollte, um von dort in den IC nach Hannover zu steigen. Nur leider haben sie die Metrostation während des Spiels mal komplett dicht gemacht. So war man gezwungen um die gesamte ArenA zu laufen und sich zur nächsten Metrostation zu begeben. Dort war leider der Andrang auch dementsprechend und man konnte seine letzte Bahn, die einen zum Zug gebracht hätte, nur noch von hinten wegfahren sehen. Dumm gelaufen! Also fuhr man notgedrungen mit der nächsten. Am Bahnhof Zuid angekommen, wurde einem dann gesagt, dass der IC nach Hannover gar nicht fahren würde, da es im Streckennetz zu einem Computerausfall rund um Amsterdam gekommen war. Ich sollte mich über Utrecht auf den Weg nach Amersfoort machen, da ich dort ne Chance hätte,von da aus nach Deutschland zu kommen. In Amersfoort wollte so recht nichts nach Deutschland rollen, also begab ich mich in den nächsten Zug, der bis in die Nähe der Grenze nach Hengelo fahren sollte. Dort angekommen, hieß es dann, dass sie den ursprünglichen IC nach Hannover gestrichen hätten und man den nehmen sollte, der 2 Stunden später über Hengelo fahren würde. So vergammelte man die Zeit mit Musikhören. Pünktlich 2 Stunden später traf dann auch der Zug nach Hannover ein und man freute sich endlich mal etwas schlafen zu können. Zum Schlafen kam es aus unerklärlichen Gründen nicht. Ob es wohl daran lag, dass ich mir den Kopf darüber zerbrach, ob die verdammt hübsche Frau hinter mir, mit der ich in Hengelo den IC bestiegen hatte, mit der Frau zusammen war, die sie die ganze Zeit in Hengelo in den Händen hielt und mit nem Kuss verabschiedete oder ob es daran lag, dass vor mir ein Film auf einem Laptop lief, ich weiß es nicht. In Hannover angekommen, durfte ich dann erfahren, dass mein Zug nach Magdeburg 30 Minuten Verspätung hatte, auf Grund eines Personenschadens… Die letzten Kilometer von Magdeburg bis nach Hause wurden dann per PKW bewältigt. Wieder daheim konnte man ungefähr Montag halb 2 endlich den am Wochenende verpassten Schlaf „nachholen“, nach ca. 4 Stunden Schlaf ging der Alltag wieder los…

 

Diese Tour war erfolgreich, da trotz aller Widrigkeiten mit 1725 Eisenbahn-Kilometern endlich diese 2 Länderpunkte geschafft wurden.

 

Fantom

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