Klo Hopping im Kosovo

Tour 2011, Mazedonien + Kosovo
Riga Airport: 20°C Sonnenschein, leichte Brise von der Ostsee – sehr angenehm! Skopje Airport: 38°C, Sonnenschein, staubig stehende Hitze – nicht angenehm! Interessanter Flughafen, ein Mix aus Retro Ryainair Style und Straßenkreuzung. Aussteigen auf der Landebahn und zu Fuß die 300m zur einzigen Baracke. Das neue Terminalgebäude links davon wirkte wesentlich einladender, die Eröffnung sollte aber erst in 4d stattfinden. Die Cleveren wählten den indirekten Weg, die Mutigen kreuzten die Route eines zur Landebahn rollenden Fliegers. Schisshasenspiel der anderen Art…. Keine öffentliche Transfermöglichkeit nach Skopje, Trampen auch komplett unbekannt, musste widerwillig die Taximafia herhalten. 20€ für die 25km, ging gut los.



Vom „Transportation Center“ ereilten mich beim Weg zum Hostel „Shanti“ die ersten Eindrücke von Skopje. Sag ich mal, hat schon seine Gründe, dass Mazedonien an Albanien und dem Kosovo grenzt…. Eine selbsgehämmerter Verschlag mit Gypsies davor, 1 klappriger Gaul weidend neben der Hauptstrasse, 3x Strassenhunde sowie überall Müll. Das Hostel bekommt eine extra Empfehlung. Jenes wird von einem jungen einheimischen Pärchen geführt, welche sich im ausgebauten Haus + Garten innig dem „customer service“ verschrieben haben. „Alles no problema, I will do it for you“ - total klasse! Im Garten traf sich jeden Abend die komplette Hostelbelegschaft, super gemütlich„ much fun“ Garantie…



Skopje selber ist ok, ein paar sehr alte Kirchen und Moscheen, ein Hauptplatz mit übergroßen Götzenabbildungen (e.g. Alexander dem Großen), ein paar mächtige „Irgendwas“ Gebäude, Altstadtviertel, dazu über der Stadt thronend die Festung. Das ganze reicht für 5h Sightseeing per Fuß, danach ist man ein Skopje Kenner. Die Jungs bereiteten gerade die Feier zum 20-jährigen Unabhängigkeitstag vor, riesige Fahnen verkleideten die Häuserfassaden, über der Stadt probten die Kampfhubschrauber Ihre Formationsflüge.

Am folgenden Tag ging es per Bus nach Ohrid, von mehreren Backpackern als das Highlight von Mazedonien empfohlen. Und in der Tat, sehr nice. Ohrid selber wäre ein Urlaub wert, gelegen am See, im Hintergrund die Berge, konnte die Stadt begeistern. Viele Klöster direkt am felsigen Ufer, dazu unberührte wilde Natur. Am frühen Abend ging es per Bus wieder zurück, Zeit für Fussi.

06.09.2011 Mazedonien vs. Andorra 1:0 (0:0) – Arena Filip II - 5000 Zusch.

Am Stadion angekommen wurde Geld gegen Tickets getauscht. Unverschämt hoher Preis für ein Länderspiel, ganze 2,80€ für die Haupttribüne. Zum Spiel, selten so einen Grottenkick gesehen. Nicht missverstehen, wir reden hier keineswegs von langweilig, wir reden hier von totalen spielerischen Unvermögen. Dass Andorra nicht wirklich für Hurra-Fußball bekannt ist, ok, verstanden. Dass jene dazu auch mal einen schlechten Tag erwischen, ok, passiert. Das Mazedonien jedoch an diesem Tag in Sachen Fehlpässe, Gestolpere, Ball in den Himmel Gebolze das Ganze noch toppen konnte, alter Falter. Ein Tor fiel, abgefälschter Ball an den Innenpfosten, sagt alles.

Die Zuschauer hatten in der ersten Halbzeit Ihren Spaß, nahmen das Ganze mit Humor. In der zweiten Halbzeit wurde es den Jungs dann doch zu peinlich, totales Fremdschämen, der Mob fühlte sich verarscht. 2x überaus interessante Gepflogenheiten von den Mikrostaatlern irritierten. Zum einen ausgeprägtes Zeitspiel trotz Rückstand, zum anderen die kläglichen Abstöße vom Torwart. Da kam kaum ein Ball über die Mittellinie. Bzgl. Stadion, riesen Kiste für das kleine Volk, Kapazität von 36.000 Leuten. Gefühlt 50m bis zum Spielfeld, die farbliche Sitzgestaltung spiegelte die Nationalflagge wieder, gelbe Sonne auf roten Untergrund. Meine berlinerische Begleitung aus dem Hostel war a bissl pissed off, er hatte sich trotz fussballerisches Neuland etwas mehr erhofft.

Abends im Hostel wurde noch bis tief in die Nacht mit einem freischaffenden US Fotojournalisten über Gott und die Welt philosophiert. Der Typ war ein klassischer Charles Bukowski Verschnitt, sehr cooler Typ. Nach einer Flasche Rum + Jägermeister hatten wir die Lösung aller Weltprobleme analysiert… mehr Sex.

Am nächsten Tag wurde der Länderpunkt im Kosovo angegangen. Ich hatte mir das Spiel in Mitrovice heraus gesucht, aufgrund der Bedeutung der Stadt sowie vom größten Stadion im Land. Dafür musste das Land einmal komplett durchquert werden. Sprich 150km Busfahrt – Fußball – 150km Busfahrt, alles easy going. Es sollte anders kommen... Es begann mit der Unfähigkeit, des Kellners, welcher der festen Überzeugung war, mir früh morgens einen Eiskaffee über mein Hemd zu kippen. Klasse, sah aus wie übergeben, mehrfach. Zurück ins Hostel, Klamotten wechseln, wurde der Bus natürlich verpasst. Kurze Umplanung, sollte es nun erst mal gen Pristhina gehen, Rest würde sich finden. Ich machte es mir im komplett leeren Retro Style Bus so richtig schön gemütlich, als mich 3x Probleme auf einmal ereilten: 

  • Der Bus hielt mitten auf der Stadtautobahn, keine 500m vom Busbahnhof entfernt, da kamen auch schon ~60 Kosovoalbaner im wahrsten Sinne aus dem Busch gesprungen. Verstehe, klassische Win-Win Situation; des Busfahrers zweites Gehalt, ermäßigter Fahrpreis für die Passagiere. Problem, der Bus hatte nur ~50x Sitzplätze. Natürlich noch lange kein Grund, nicht auch die restlichen Jungs mit aufzunehmen, welche so bis zur Grenze verstreut an der Straße standen. Auffällig, keine einzige Frau.

  • Der Motor vom Bus streikte, der Fahrer konnte ab und wann kein Gas mehr geben. Lösung, der 2.Fahrer öffnete die innere Verkleidung zum Motorraum und gab mit der Hand Gas, inkl. der Verteilung von Dieselgeruch und Abgase im kompletten Gefährt. Klingt nicht weiter schlimm, nur sollte man wissen, dass die Jungs auf den bergigen + kurvigen Landpisten gerne kamikazemäßig überholen. Und es auch weiterhin taten, mit der Handgaslösung….

  • Eine seit Tagen leichte Verstimmung der natürlich angeborenen Endausscheidungskette gipfelte zum Permulationspunkt. Um die Endlösung im Bus zu vermeiden, musste dem Fahrer erst mal der Grund meines „Wunsches“ klar gemacht sowie folgend förmlich gezwungen werden, spontan auf Zuruf anzuhalten, um dem dringenden Bedürfnis nachzukommen. In der Summe 4x, und das im mittlerweile komplett überfüllten Stehplatzbus. Hatte fest damit gerechnet (sowie vollstes Verständnis aufgebracht), dass die Jungs ohne mich weiterfahren, sobald ich im Schuppen bzw. im Busch verschwunden war. Aber nein, sehr zu meinen Erstaunen wollten Sie mich den Ortsansässigen nicht so einfach ausliefern. 


Nicht mein Tag heute. Das Verdauungsproblem sollte mich noch den kompletten Tag beschäftigen, Klo-Hopping im Kosovo! Schon erstaunlich, wie tief die Ekelgrenze bei „Not“ sinken kann. Ich habe „schwarze Löcher“ gesehen, alter Falter, da hätten sogar die Gypsies boykottiert! Problem, dass Klopapier wurde bei den meisten Örtlichkeiten händisch rationiert zugeteilt. Mach den Typen mal klar, dass 2x Blättchen nicht genügen, er gefälligst die komplette Rolle herauszurücken hat. Trotz allen erwischte es mich dann doch noch lauwarm, eine neue Boxershort vom Basar musste her. Die alte entsprach, ehhh, nicht mehr der aseptischen Norm. Problem - Lösung, hygienische Einwegartikel für ältere Damen, welche zweckentfremdet als Sitzeinlage dienten. Kohletabletten helfen? Ich hätte einen ganzen Eimer Kohle benötigt.... Egal, nur die Harten komm in Garten... (grins)


Nach Umstieg in Pristina war nach 3,5h im Summe Mitrovica erreicht. Hier ging es sogleich in Richtung Brücke, welche den kosovanischen mit dem wesentlich kleineren serbischen Stadtteil verbindet. Oder halt auch nicht, ein Überqueren der Brücke könnte diverse Missverständnisse nach sich führen. Grund, da Serbien den Kosovo anstatt eines souveränen Staates eher als eine abtrünnige serbische Enklave tituliert, wird von den Grenzern der kosovanische Einreisestempel aus dem Pass heraus gerissen, gefolgt von den Einreisemodalitäten nach Serbien. Das Zurückgehen ist keine große Sache, die kosovanische Grenzpolizei kennt das Spiel. Blöd nur, dass man Serbien nicht offiziell verlässt, wie gesagt, jene sehen den Kosovo nach wie vor als serbisches Staatsgebiet an. Sollte man später noch einmal nach Serbien einreisen wollen (und sei es nur im Zug auf Transit), hat man das Problem. Offiziell noch in Serbien gemeldet stellt sich die Frage, wie man Serbien ohne beglaubigte Ausreise verlassen hat. Möglicher Diskussionsbedarf mit den für Freundlichkeit und Verständnis bekannten serbischen Grenzbeamten, bei denen man sich nicht auf eine gemeinsame Sprache einigen kann, ließen mich von der Brückenquerung Abstand nehmen.

Weiter lesen? Hier.....

Stadionpanoramen - Schmalympics - 3C Deutschland GmbH