Interrail Tour 2010, Tag 3-5

Barcelona, Madrid
Die Gestaltung der nächsten Tage drängte sich mir förmlich auf, an aufeinanderfolgenden Tagen wurde Champions League in 2 nicht weit voneinander entfernten Stadien ausgetragen, welche mit ganz oben auf meiner Top10 Liste stehen. Besser gesagt, standen. Camp Nou sowie Estadio Santiago Bernabeu …

Es gibt 3 Alternativen, um mit dem Zug von Bratislava nach Barcelona zu kommen. Die erste ist von der Strecke reizvoll, sollte man doch bei Tag komplett die Alpen durchqueren (Brat-Wien-Villach-Venedig-Mailand). Vom Nachteil war die Anzahl der Umstiege (6x).sowie dass für alle Umstiege nur wenige Minuten Zeit war. Die 2. Route fiel aus, da ich hier über DD-FRA-Paris gefahren wäre und das Interrail Ticket nicht im Heimatland gilt. Ich entschied mich aufgrund dessen für die 3. Route (Brat-Wien-Zürich), welche mir in Wien noch zeitmäßig erlaubte, einen Kaffee Melange in einem der typischen Wiener Kaffeehäuser zu schlürfen.

Anschließend ging es in 7h direkt nach Zürich (über Salzb-Innsbruck), eine recht kurzweilige Fahrt, da es dem Flachländer wie meiner Wenigkeit doch einiges zu bieten hatte. Ab Innsbruck fährt man im Inn-Tal entlang, links/rechts sind zwar „nur“ die Voralpen zu sehen … wie gesagt, für einen Flachländer vollkommen ausreichend… Dazu hatte der Regen in den Tagen zuvor jeden noch so kleinen Bach zu beeindruckender Größe anwachsen lassen, welche teils imposant den Berg herabstürzen.

In Zürich angekommen hatte ich 4h Zeit, bevor es weiter ging. Gute Gelegenheit, um kurz die Füße in den Züricher See zu tauchen (Info über aktuelles Fischsterben bekannt??) bzw. die letzten Besorgungen an Verpflegung zu besorgen. Sollte es doch dann 16h im Hotelzug nach Barcelona gehen. Kurz was zum Hotelzug, ganz klares No Go. Erstens ist der Reservierungsaufschlag 50€ teurer als beim normalen Nachtzug (da Privatgesellschaft), zum anderen der Platz für Typen mit europäischer Standardlänge milde ausgedrückt ein Tritt in die Eier! Zum Glück waren wir nur zu zweit im 4’er – Abteil, keine Ahnung, wie dass in Vollbesetzung hätte funktionieren sollen. Bzgl. meinem Mitstreiter im Abteil, sehr angenehmer schweizerischer Zeitgenosse, welcher sich spontan entschieden hatte, bei einer kleinen Auszeit in Marokko den Kopf frei zu bekommen. Ziemlich zerknautscht in Barcelona angekommen verbrachten wir zwei noch ein wenig Zeit im Hafen + Frühstück, bevor wieder jeder seine eigenen Wege ging. Robin, viel Spaß in Marokko + viel Erfolg!

Nach dem Einchecken im Hotel (35€ in Barcelona, ist gekauft…) ging es direkt zum Stadion zwecks Ticketkauf. Bereits jede Menge Athener rund ums Stadion, die sichtlich Ihren Spaß hatten. Ein paar von Ihnen stellten einen Stierkampf nach, in einer leicht abgewandelten Version natürlich. Zum Schluss von den Schauspiel sah das ganze doch sehr nach einer zoophilen Nummer aus, was sonst hat der Torero mit einer rhythmischen Hüftbewegung hinter dem Stier zu suchen…

74€ für das Ticket hingeblättert, Messi + Co sollen ja schließlich nicht hungern. Dann ab zum Entspannen in einer der typischen spanischen Cafes (starke Erinnerung an Bilbao, Grüße an die Jungs). Irgendwie mag ich die Atmosphäre dort, Du sitzt an der Theke, kommst mit wirklich jedem ins schnackeln, leckeres verschiedenartigstes Zeug zum Essen, Cafe, Schnaps und Kippe tun Ihr übriges. Nach gefühlten 15min (real waren es ~3h) musste ich dann doch mal los, um wenigstens noch ein wenig Sightseeing zu veranstalten. Nette Combo dort kennen gelernt + viel Spaß miteinander gehabt (Grüße an Maria + Hector), werktags gut angeheitert + ??? durch die Rushhour zu spazieren hat was…

Zum Sightseeing ging es diesmal schwerpunktmäßig in das neu gestaltete Hafengebiet sowie in die Region um den Palast + dass sich dahinter befindliche Olympiagelände. Die anderen POI kannte ich bereits, war dies doch nicht mein erster Trip nach Barcelona. Die Wertung erübrigt sich, die Stadt ist ein klares „Must see“ (min. 3-4d einplanen). Das Olympiagelände befindet sich auf der Hügelkette direkt in der Nähe vom Hafen, von dort oben hat man einen herrlichen Blick über die Stadt + Mittelmeer. Mittlerweile kann man auch mit einer Gondelbahn direkt von/über den Hafen hinweg dort hinauf fahren, leichte Irritation mit der Höhe (ca. 60m) + mein Alkoholpegel ließen mich davon Abstand nehmen.

14.09.2010 FC Barcelona – Panathinaikos Athen 5:1 (3:1) – Stadion Camp Nou - 69738 Zusch.

Zeit in Richtung Stadion aufzubrechen, wollte ich doch noch ein paar nette Fotos vom Innenbereich machen. Von außen betrachtet wirkt das Camp Nou dann doch eher hässlich, hat man aber erstmal den Innenbereich betreten, erfüllt einen sofort der gewisse „Aha – Effekt“. Kann mir gut vorstellen, dass letzteres auch bei Personen eintritt, welche nicht die gleiche Klatsche haben wie die Mitglieder auf Groundlager.de … *grins*



Angenehm, ich konnte mich komplett frei bewegen, so durfte ich meinen Aktivitäten bzgl. Fotografieren freien Lauf lassen. Werde mich mal jetzt nicht weiter über das Stadion auslassen, sonst bekomme ich zu Hause blöde Sprüche an die Backe geschmissen. Und doch, man kann auch zu Gebäuden eine Beziehung aufbauen ... *lol*

Obwohl sehr einseitig dominiert, war das Spiel sehr unterhaltsam. Athen hatte im kompletten Spiel gerade mal 1 Schuss (!) auf das Tor – und erzielte dabei das 0:1. Danach wurde die seit der ersten Minute stattfindende „Barca-Show" endlich mit Toren belohnt. Wenn die Superelf vor dem Tor nicht ganz so verspielt gewesen wäre, hätte Athen noch deutlich mehr Gegentore bekommen. Alleine Messi + Villa hatten 4-5 100%’er, die Sie nach einfach mal hoch genialen Kombinationen an den Pfosten knallten oder knapp vorbei schoben.



Generell habe ich während des Spiels verstanden, was mit der Begrifflichkeit „Barca-Show“ gemeint ist. Man wusste ja bereits vor dem Anstoß, dass Barca mehr als sehr wahrscheinlich gewinnen wird (gerade mal 1x Niederlage innerhalb der gesamten letzten Liga-Saison). Damit trotzdem das Produkt Barca funktioniert, benötigt der Konsument einen alternativen Grund, gewillt zu sein, kontinuierlich viel Geld für das Live-Erlebnis auszugeben. Kleine Kopfrechnung, Papa mit Sohn – 4 Heimspiele im Monat - ordentliche Plätze - der Kleine will auch mal Pommes und Cola, macht bestimmt 600-800€ im Monat. Also wird Fußball mehr gezaubert als gespielt. Hier einen Hackentrick, dort das Tänzchen mit den Gegenspieler, irrwitzige Solos durch teils 3-4 Gegner hindurch, kongeniale Kurzpassspiel – dass war Show, kein Fußball. Und es funktioniert, fast 70000 Leute hatten sichtlich Ihren Spass.

Nette Aktion, als Messi einen Elfmeter unglaublich kläglich verschoss, stand dass komplette Stadion mit zur Huldigung ausgestreckten Armen auf, verbeugte sich und rief laut Messi … Messi … Messi. Personenkult extrem.

Der Gästeblock war gut gefüllt, etwa 2000-3000 waren aus Athen mit angereist. Stimmung + Auftreten wusste zu gefallen, speziell natürlich beim Führungstreffer komplettes Durchdrehen. Ab und wann gab es leichtes Gerangel mit den Ordnungsdiensten, speziell als eine Ihrer Fahnen von Barca-Fans gerissen wurde. Keine Pyrotechnik, was mich sehr verwunderte, sind doch die griechischen Fans hierfür bekannt. Einlasskontrollen im Stadion gab es keine, weder Scanner noch das geliebte Abtätscheln (gilt wahrscheinlich nur für die Heimfans). Anyway, gut zu wissen für unsere EFU’s, wenn wir dann bald im Camp Nou spielen … ;-)



Früh morgens ging es dann per AVC Nonstop nach Madrid. 600km in 2 1/2h nenne ich sportlich, Spitzengeschwindigkeit vom Zug waren laut Anzeige 330km/h. Der Service in der 1.Klasse erinnerte stark an die Business Class im Flieger. Angenehmes Reisen sag ich mal. Das leckere Frühstück inkl. Getränke frei Haus sowie die blöden Blicke der Business Guys bzgl. dem Fremdpartikel Back Packer in „Ihrer“ 1. Klasse waren den Interrail Aufschlag von 10€ wert.

Gleiches Spiel, in Madrid angekommen galt es sich kurz zu orientieren, danach mit der Metro auf direkten Weg ins Hotel. Bei dem Gewicht vom Rucksack (~15kg) ist man dann doch froh, wenn man diesen sicher abgestellt weis als immer noch auf dem eigenen Rücken. Business Idee: Service Rucksackträger für Back-Packer an Bahnhöfen, in Nepal funktioniert dass ja auch. Muss ich mal drüber nachdenken... ;-)

Nettes Hotel (40€), zwar ein wenig außerhalb gelegen, jedoch weit über *** Kategorie empfunden. Da das Zimmer noch nicht fertig war, musste ich mir noch ein wenig die Zeit vertreiben. Der Außenpool wurde entdeckt, blöderweise war mein Rucksack inkl. Badehose an der Rezeption abgestellt. Dann halt mit Unterhose, so konnte ich die notwendige Dusche zeitlich einsparen und die Unterhose fühlte sich auch wieder sauber an.

Die Metrostation verlassen steht man auch direkt schon davor. Nett! Selten ein Stadion so integriert in das Stadtbild gesehen. Normalerweise hat man noch Parks/ Plätze usw. um das Stadion herum, hier gibt es nur einen übersichtlichen Vorplatz mit Tankstelle, die anderen 3 Stadionseiten sind jediglich durch eine 2-spurige Strasse von den mehrstöckigen Wohnhäusern getrennt. Für die User von Groundlager.de unnötig zu erwähnen, dass wir hier nicht von einem „normalen“ Stadion reden, gefühlte Höhe 40-50m. Am offiziellen Ticketschalter die günstigste Karte gekauft (80€), eine Runde um das Stadion gedreht und ab in die City zum Sightseeing. Ich habe aufgrund fehlender Zeit nur die Hot Spots gesehen (Royal Palais, Grande Market, Kathedrale, Stierkampf Arena), deswegen gebe ich mal keine Wertung ab. Dass ich auf den Postkarten fast ausschließlich genau diese 4 Gebäude gesehen habe, machte mich ein wenig stutzig, reden wir hier doch von der Hauptstadt. Vom Gefühl + Eindruck finde ich Barcelona jedenfalls wesentlicher spannender.

Auf dem Grande Market (nett anzuschauen, da die 4 Gebäudeflügel komplett geschlossen erscheinen) saßen in den Kaffees jede Menge Holländer, nett laut, fast alle mit komplett gehackten recht sportlich massiven Körperdimensionen. Und in der Mitte saß seelenruhig Spiderman, wie geil! Gut vertreten war auch die Staatsmacht, jene standen in 10’er Gruppen jeweils am Rand und beobachteten das Treiben. Kurz kam der Gedanke auf, dass das Gesamtbild sehr stark an dem Innenhof einer Vollzugsanstalt erinnerte….


15.09.2010 Real Madrid – Ajax Amsterdam 2:0 (1:0) – Estadio Santiago Bernabeu – 69396 Zusch.

Wieder im Stadion angekommen, hieß es hoch oben den 5. Rang zum Fotoshooting zu entern. Hier im Innenbereich angekommen erstmal kurzes Verschnaufen. Alter Falter, wie steil war dass denn hier. Klar, musste ja, nur so konnte erreicht werden, dass man selbst von der letzten Reihe noch einen guten Blick auf das Spielfeld hatte, ohne das Fernglas benutzen zu müssen. Und dass bei einer Gesamtkapazität von 80000. Jede Stufe wurde nun entsprechend sehr bedacht erklommen, immer eine Hand am Geländer. Zum Fotografieren wurde sich natürlich dann auch schön hingesetzt. Komisches Gefühl für mich, wie gesagt, Höhe betrachtet mein Körper mit sehr gesunden Respekt.



Zum Stadion selber gleiche Geschichte wie mit dem Camp Nou, Details erspare ich mir. Was Stadien weltweit betrifft spielen beide definitiv im oberen Drittel der 1.Kasse. Estadio Santiago Bernabeu mag sogar noch sehr sehr lange meine persönliche Liste anführen.

Ich bin definitiv kein Experte im Thema Stadien, kenne aber dato kein Anderes, was mit Madrid vergleichbar wäre. Eventuelle Neubauten werden es wohl auch sehr schwer haben, beim Betrachten des leeren Stadions jenes „Uih“ Gefühl beim Besucher zu generieren, wie hier im Santiago Bernabeu erreicht.

Dass Spiel war sehr unterhaltsam, Real war überlegen, jedoch nicht so erdrückend wie Barca am Tag zuvor. Ajax hielt gut mit, Ronaldo erwischte einen grottigen Tag , bei seinen gefühlten 30 Schüssen aufs Tor klatsche der Ball 3 gegen die Latte, alle anderen wurden gehalten oder gingen knapp vorbei. Khedira + Özil spielten in der Startelf, der letztere war nicht nur für mich der beste Mann auf den Platz. Am nächsten Tag war sein Abbild in mehreren Zeitungen auf der Titelseite zu sehen.

Der Gästeblock war sehr ansehnlich gefühlt + beflaggt. Logisch, war es doch das erste Spiel von Ajax seit Ewigkeiten in der Champions League, und dann noch in Madrid. Außer ein paar Schlachtgesängen war jedoch nichts zu hören oder zu sehen. Hatte ich mir ein wenig mehr erhofft, haben doch die Jungs von Ajax nicht den schlechtesten Ruf…



Nach dem Spiel ging es direkt weder ins Hotel, mein Körper verlangte nach Schlaf. Sollten doch die kommenden beiden Tage recht anspruchsvoll werden.

Weiter ging es gen …

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