Heiligabend - Gepflegter Dreier im Gelobten Land

Israel Tour 2011

Für den winterlichen Feiertagsurlaub durfte dieses Jahr das gelobte Land meine atheistische Anwesenheit ertragen. Seit Jahren stand Israel grundlegend seiner Geschichte ganz oben auf der persönlichen Liste. Des weiteren ist die Enklave bekanntermaßen Mitglied der UEFA, sprich für die angestrebte Europa Komplettierung muss man auch mal den Nah-Ost besuchen... Laut erster grober Spielansetzung konnten max. 3x Spiele in den kommenden 10 Tagen besucht werden, schlechte Quote. Breites Grinsen, die Spielansetzungen detaillierten sich, je näher die Abreise nahte. Mit ein wenig Fahrerei hätten es letztendlich 10x Spiele werden können, wohlgemerkt nur 1. + 2. Liga. Keine Fehler entdeckt, 2d vor Heiligabend flog man spät abends via München nach Tel Aviv.

Kurz was in eigener Sache. Ein Reisebericht über Israel zu verfassen, ohne auf die geschichtliche Entstehung sowie den aktuell religiösen/ politischen Gegebenheiten einzugehen, erscheint mir persönlich als Denkender Mensch unmöglich. Dank der atheistischen Früherziehung sowie einem ausgeprägten vorurteilsfreien Umgang mit anderen Kulturen dürfen einige etwaige kritisch verstandene Passagen bitte als reine Ironie verstanden werden. Hinzufügend, die subjektive Meinungsfreiheit ist mein bester Freund und sollte auch als jene akzeptiert werden. Blöde Kommentare, politische Einbahnstraßen Allüren könnt Ihr Euch also gepflegt sparen. Des weiteren befand ich es für wichtig, dem Bericht einige Hintergrundinformationen beizufügen (Quelle WIKI, nix Klugscheißer), um die teils doch recht komplexen Zusammenhänge besser verständlich zu gestalten. Und zu guter Letzt, vom Gefühl her wird das mehr ein ellenlanger, total ermüdender Reisebericht anstelle vom ursprünglich geplanten knackig verfassten Fussi Ding. Spätestens jetzt sollten sich einige der potenziellen Leser von diesen Zeilen verabschieden, mein vollstes Verständnis dafür.... 


Noch weit vor dem ersten Kaffee angekommen, konnte Runde 1 vom israelischen „Die Welt gegen uns“ Blödsinn starten. Mossad Fragestunde bei der Einreise (ruhig Blut, siehe vorhergehenden Absatz...). Methodik: Vertrauen des Feindes gewinnen durch: a.) ein Unterwäschemodel in Armeeklamotten, b.) Anrede beim Vornamen, c.) leichte Schäkerei, das bricht den härtesten Kerl. Nachfolgend verwickelt man sein Gegenüber in Small Talk. „Wie heißt Deine Freundin?“ (nein, ich bin nicht schwul), „Hast Du Aids?“ (Unterwäschemodel hat wohl keine Kondome dabei), einige Fragen wurden mehrfach gestellt, unterbrochen durch „Waren Deine Großeltern in der NSDAP“ sowie „Was weist Du über den Holocaust?“. Blöd, ich war hochgradig verdächtig: Gegenfragen anstelle von Antworten + emotional ausgeglichener gute Laune Typ + geschichtlich bewandert + keine Bekannte in Israel + keine jüdischen Vorfahren …. 15min. dauerte der Blödsinn, nur unterbrochen von Telefonanrufen in die Zentrale, um diverse Angaben zu überprüfen. Müssen eine Menge Dolmetscher beschäftigen, wie sonst soll der Spaß funktionieren, wenn das Großmütterchen aus Russland anstatt Englisch nur Keule versteht....


Kein Scheiß, letztendlich schaute mir das Unterwäschemodel tief in die Augen, verharrte gefühlt eine Ewigkeit, drückte den Einreisestempel in den Pass, gefolgt von den Worten: „Versprechen Sie mir, dass Sie Israel wieder verlassen werden! Versprechen Sie mir, dass Sie nach Deutschland zurück kehren!“ Aus der Duzerei wurde schlagartig „Mister“, was ein Zoo, was eine Ansage, ich hatte Sie gebrochen...


Mein Begleiter der kommenden Tage war ein alter Hunday Sonata Y3 – Baujahr 95, groß und schwer, fuhr sich wie ein Bus. Gefiel, mal was anderes im Vergleich zu den Gaben der in der Heimat ansässigen Vermietstationen. Der erste motorisierte Ausritt auf den Spuren der Kreuzzüge, es ging direkt nach Akkon. Gründung vom Deutschritterorden, Richard Eisenherz, Templerorden, letzte Station der Kreuzritter vor dem endgültigen Aus. Dazu Paulus, Napoleon, Schauplatz eines 4-tätigen arabisch-jüdischen Konfliktes 2008. Hier stank es nach Geschichte, die Erwartungshaltung vom Trip bereits jetzt bestätigt. Die Altstadt, umschlossen von den Mauern des Hafen + Festung, komplett in den Händen der israelischen Arabern (political correctness Beschreibung). Die schmalen Gassen nahezu menschenleer (8Uhr morgens gilt auch hier noch als sehr früh), unscheinbare Kirchen mit arabischen Parolen besprüht, schmale Gänge, kleine verschachtelte Innenhöfe. In Summe verlief ich mich mehrfach, bevor ich die Stadt einigermaßen verstand. Nach 6h bekam ich von den massiv geschichtlichen Input Kopfschmerzen, ging gut los. Nein, man muss sich nicht jedes Datum merken...


Achja, Fussi - schlechtes Gewissen, Hapoel Akkon (Stadion Napoleon) wurde ein Besuch abgestattet. Tor offen, netter Plausch mit den Rasenmann, ein paar Fotos.

Wiki schließt Wissenslücken. Geläufige Vornamen der israelischen Clubs? Hapoel bzw. Maccabi! Erklärung: Das Wort Hapoel bedeutet auf hebräisch Arbeiter, diese Vereine haben Ihre Ursprünge in der israelischen Arbeiterbewegung. Der Begriff Maccabi wird vom Namen einer Priesterfamilie, den Makkabäern abgeleitet, deren Mitglieder als Freiheitskämpfer angesehen sind. Im Vereinswappen ist der Davidstern in der Ausführung der Maccabi Bewegung prominent, deren Ziel die Förderung des Bewusstseins der jüdischen Jugend für religiöse, kulturelle und nationale Werte ist.


Weiter ging es in das 40km entfernte Nazareth, zu Hause bei Maria und Josef. Die Verkündungsbasilika, der Erzengel Gabriel haute hier seinen Besten raus, so von wegen unbefleckte Empfängnis. Bekanntes Nachbarschafts- verhältnis, israelische Araber bewohnen Nazareth, die Israelis ohne den Zusatz "Araber" die weit aus modernere Nachbarstadt Nazareth-Illit, (1957 gegründet). Abends zurück gen Tel Aviv, Check-in im Hostel, ab in die Koje... schlummer. Zeit für a bissl Fussi...




Hapoel Bnei Lod vs. Maccabi Umm Al Fahm 0:0 - Hatikva Neighborhood Stadium - 550 Zusch. (24.12.2011, 15Uhr)


Spiel 1 der Tour stand an, 2.Liga, der Klassiker Hapoel vs. Maccabi. Ticketschalter auf der gegenüberliegenden Stadionseite vom einzigen Eingang, clever. Reines Fußballstadion, nah am Spielfeld, keine Gästefans. Die Heim-Elf wurde von ca. 30x Supportern unterstützt, Ultras will ich Sie nicht nennen. Paar Fahnen, eine Trommel, ab und wann Gesänge, viel Verzweiflung. Schließlich gingen die Hausherren als Tabellenführer in die Partie, schafften es jedoch trotz klarer Überlegenheit nicht wirklich, Ihre Sympathisanten zum positiven Durchdrehen zu bewegen. Nicht mein Problem, direkt nach Abpfiff ging es weiter gen Petach Tikwa, 13km entfernt.





Hapoel Petach Tikwa vs. Maccabi Haifa 3:1 - HaMoshava Stadium – 5.000 Zusch. (24.12.2011 - 17:30Uhr)


Überraschung – das Duell hier hieß Hapoel vs. Maccabi. Der Ground erinnerte a bissl an Braga, Tribünen auf den Längsgeraden, die Torseiten unbesetzt. Sinnvolle Fantrennung, Petach Tikwa Mob auf der einen, Haifa Mob auf der gegenüberliegenden Tribüne. Reiselustiges Volk, das waren mind. 1500x. Sehr gute Stimmung, speziell beim Haifa Mob, und das trotz der Niederlage. Teilweise brachial laut, der Nähe sowie der direkten phonetischen Einstrahlung sei Dank. Das Spiel war klasse, 4x Tore, 2:0 in der 56min., der Anschlusstreffer von Haifa direkt im Anschluss, das erlösende Tor zum 3:1 erst in der Nachspielzeit. Massiv Chancen auf beiden Seiten, speziell im Schlussdrittel, sorgte für Nervosität auf den Rängen. Verständlich, schließlich gewann hier der weit abgeschlagene Tabellenletzer gegen einen der israelischen Top4 Mannschaften. Da kann man sich auch mal freuen... Petach Tikwa ist eine Hochburg der ultraorthodoxen Juden, was selbst im Stadion nicht zu übersehen war. Ultrastyle, einige komplett in schwarz bekleidet, anstelle der Sturmhaube trug man jedoch Schlapphut, dazu lange Bärte, die Schläfenlocken bis zu den Brustwarzen. Religion und Fußball? Passt, zur Halbzeitpause wurde feierlich die Chanukkia angezündet (10-armiger Kerzenleuchter), jüdisches Fest zum Gedenken an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem (164 v. Chr). Die damit einhergehenden Brachots (Segnungen) wurden gemeinsam im Sprachgesang zelebriert, nicht hässlich das Ganze, warum nicht auch so geballt das eigene Team anfeuern. Ein Typ neben mir wurde kurz nach Beginn der Prozession sichtlich unruhig, er riss seinen Sohn das Programmheft aus den Händen und legte es mir hastig auf den Kopf. Verbunden mit einem Lächeln und dem Satz: „Please, respect our religion“. Seine Motivation, es sei unsittlich, bei einer jüdischen Prozession den „da oben“ sein nacktes Haupthaar zu zuwenden. Gilt btw. bei allen Situationen, wo „der da oben“ genauer hinschaut, so in etwa beim Besuch auf einem jüdischen Friedhof, der Synagoge, Klagemauer etc.. Dies auch der Grund, warum orthodoxe Juden zu jeder Zeit eine Kopfbedeckung tragen, „der da oben“ achtet ja auf seine Schäfchen bekanntlich Vollzeit. Ein kleiner Blick in die Runde, Tatsache, egal ob Vereinsschal, Jacke, Fahne, Taschentücher, klassische Kippa, kein verschuppter Haaransatz trübte den Blick. Die Programmheft Lösung schien gesellschaftsfähig voll akzeptiert, jeder fünfte nahm hiervon Gebrauch. Spiel vorbei, zurück in Richtung Jaffa, der Dreier wollte komplettiert werden... 

Hapoel Tel Aviv vs. Bnei Yehuda 1:1 - Bloomfield Stadium – 7.000 Zusch. (24.12.2011 - 21Uhr) 
 


Wo ist Maccabi? Ok, Kaugummi Witz... Schicker Ground, trotz dass der komplett umlaufende Rang eine sehr flache Anstellung aufzeigte. Dazu die grauen Sitze, passende Flutlichtmasten, wirkte alles sehr stimmig. Generell beliebte Kiste, gleich 3x Erstligisten tragen hier Ihre Heimspiele aus. Das Spielerische Niveau sehr überschaubar, ebenso der Hapoel Mob. Ab und wann eine blockübergreifende Gesangseinlage, mehr nicht. Hatte ich mehr erwartet. Positiv dagegen die Jungs von Bnei Yehuda, guter abwechslungsreicher Dauersupport. Legten sich dazu in der 2.Hz gepflegt mit den Ordnern an, ein paar fliegende Sitzschalen folgten. Emotional verwirrt die Jungs, es war Heiligabend, wohl Strapsen unterm Weihnachtsbaum gefunden...

Done, mein erster Fussi - 90min komplett – Flutlicht – Dreier. Genau genommen, mein allererster Fussi Dreier überhaupt. Und auch mein letzter, scheiß Extrem Gehoppe.... (lol). Ab auf die Piste.

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