18.09.2010 FC Dynamo Tirana – Shkumbini Peqin 1:0 (0:0)

Auszug von der Interrail Tour 2010.
... Gegen 15Uhr ging es dann per Bummelzug nach Beneveto, weiter mit dem Schnellzug nach Bari. Dort angekommen war es Zeit, sich auf den direkten Weg zum Hafen zu machen. Die Fähre nach Durres (Albanien) sollte nach Plan in 3h ablegen. Vor der Fähre sammelten sich bereits die schweren Autos, Mercedes + BMW, viele in der AMG oder M Ausstattung. Ausnahmslos alle PKW’s mit deutschen bzw. albanischen Kennzeichen, interessant … . Passt zu Albanien, immerhin eines der ärmsten Länder von Europa mit einem durchschnittlichen Monatsgehalt von 285€.

Die einfache Deckspassage kostete 39€, ein Bett in der 4 Mann Kabine 87€. Kurz überlegt, 7h kommst Du auch ohne Bett aus, also nur die einfache Deckspassage gebucht. Schiff über die Laderampe für die Fahrzeuge geentert, musste ich kurz zusammen mit 2 mazedonischen Truckern warten, bis ein weiterer LKW eingeparkt hatte. Man kam situationsbedingt ins Gespräch und betrieb belanglosen Small Talk. Wir 3 sollten noch ein wenig länger das Vergnügen haben…

Borjan und Slozvan (keine Ahnung ob die Namen richtig geschrieben sind), waren gerade auf dem Weg von Spanien/England zurück zum Kosovo, um von dort Ersatzteile von Ford nach Westeuropa zu fahren. Wir trafen uns auf dem Hauptdeck wieder und waren gleich im Beat. Borjan fuhr vor einiger Zeit 3 Jahre kreuz und quer durch Deutschland, entsprechend sprach er ein paar Trucker-Sätze deutsch. Welche er natürlich immer wieder in unsere englische Konservation einbrachte, der Typ war wirklich witzig!

Als Sie erfuhren, dass ich keine Kabine gebucht hatte, glaubten es die Beiden erst, als ich Ihnen mein Ticket zeigte. Ich musste den Eindruck erweckt haben, komplett gestört zu sein, ein Deutscher mit Rucksack ohne Kabine in Richtung Albanien… Man „zwang“ mich darauf hin mit eindeutiger Körpersprache Ihre Dusche zu benutzen, Hand vom Schritt zur Nase, inkl. dem Trucker Zitat: „Riechen immer gut, wichtig.“ Kurz bekam ich Zweifel, auf was ich mich hier einlassen würde, Ihre folgende Klarstellung beruhigte mich dann aber schnell, dass Sie Schwule überhaupt nicht ab konnten. Ok, Dusche passte, das saubere + ungestörte WC nahm ich noch dankend dazu. Die beiden hatten auch sichtlich keine Schmerzen mit mir, ließen Sie mich doch allein in Ihrer Kabine, wo auf dem Bett Spritgeld für min. die nächsten 2 Fahrten lag.



Anschließend zeigten sich die Beiden recht spendabel, Abendessen, Frühstück, Bargetränke ging alles auf Ihre Rechnung. Nicht falsch verstehen, ich machte den Typen schon klar, dass dies nicht notwendig sei, keine Chance, ich wurde in den Stand eines „Kollegas“ berufen. In der Zwischenzeit hatten Sie einen weiteren mazedonischen Teddybär 04 getroffen. Der bot mir auf Nachfrage von den Beiden an, im freien Bett seiner 2-Kabine zu schlafen, da jene leer geblieben war. Ich war mit den Typen im Beat, ohne Zögern nahm ich dankend an.

Nach einer kurzweiligen Nacht ohne Störungen (!) lief die Fähre Durres an. Die „Kollegas“ hatten mir angeboten, mit Ihren Truck bis nach Tirana mitzufahren. Lass ich mich doch nicht 2x bitten. Fetzige Sache, Ausfahren von der Fähre, dass Schieben und Drängeln der 30-40 LKW’s mit 30T im Rücken in Richtung einziger Ausfahrt (Passkontrolle) + albanische Zollabfertigung zu erleben. 3h waren hierfür in Summe fällig, inkl. eines widerlichen Frühstückes in einer der ansässigen Trucker Imbissstände. Ich bin mir nicht sicher, ob Geld geflossen ist, jedenfalls durften wir als eine der ersten das Hafengelände verlassen. Borjan erzähle, dass es auch schon mal 24h dauern kann …

Kaum auf der Autobahn bekam ich Krampfzustände im linken Fuß, so oft bremste ich imaginär mit. Beschleunigungsstreifen oder klar markierte Autobahnzubringer gibt es nicht, Eselfuhrwerke + Fußgänger auf der Piste trugen Ihr übriges dazu. Auch geil, es gibt keine Bushaltestellen, die Leute stehen einfach an/auf der Piste, wenn ein Bus oder Fugues (Kleinbuss) mit dem richtigen Schild bzgl. Zielort vorbeikommt, geht der Arm raus. Dann erfolgt meist ein irres Bremsmanöver, der Fugues hält, der Kunde rennt hinterher und steigt ein. Als Summe entsteht ein Gemähre und Hektik auf der Piste, alter Falter! Neben der Autobahn jede Menge nicht fertig gestellter Häuser, teils bereits bewohnt, teils nur das Skelett vom Bau zu sehen. Dazu unendlich viele „Car Service Station“, Plätze voll mit zerlegten Autos zur Ersatzteilgewinnung. Wo die wohl alle her kommen?!?!? Kurz vor Tirana ließen mich die „Kollegas“ raus, da Sie vor Tirana in Richtung Norden abbiegen mussten. Stand ich dann mal per Anhalter an der albanischen Autobahn, auch net schlecht. Ihr Tipp, bei einem vorbeifahrenden Fugues den Arm rausstrecken, funktionierte sofort. Schön dicht gedrängt saß ich inmitten einer albanischen Großfamilie gen Innenstadt. Für 1€ fuhr mich mein Fahrer direkt bis vor das Hotel, dankend angenommen, waren es doch schon wieder Temperaturen um die 30°C draußen.



Albanien: 1967 erfolge ein komplettes Religionsverbot, alle Moscheen und Kirchen wurden platt gemacht. In den Jahren bis 1982 scheiterte das Land kläglich, das sowjetische bzw. chinesische Staatssystem zu kopieren. Hungersnöte mit zig Toten sowie ein paar kleinere Staatsbankrotte waren das Ergebnis. Dank seiner glorreichen Außenpolitik schaffte es man dann doch tatsächlich, seit 1982 keinen einzigen Bündnispartner mehr zu haben. Zum Vergleich, Nordkorea mit seiner verkorksten Politik hat selbst heute noch die Russen und China. Man versuchte nun mit dieser selbstisolierten Situation positiv umzugehen, eine eigene Form von Totalkommunismus wurde entwickelt. Als einer der ersten genialen Einfälle vom Diktator Hoxha wurden ca. 60.000 1-Mann Bunker im kompletten Land errichtet. Befürchtete er doch einen Überfall von den sowjetischen Bündnispartnern sowohl wie von der Nato. Jene Bunker sieht man noch heute überall in und um Tirana verteilt. Dazu hörte man vorab, dass auf den Strassen zwischen den Eselskarren und Fußgängern fast nur Autos von Mercedes Benz zu sehen sind, und dass obwohl die Wirtschaft, die Infrastruktur inkl. der eigentlichen Strassen komplett im Argen liegt. Bzgl. Umweltverschmutzung belegt Albanien den ruhmreichen Platz 1 in Europa. Auch spannend, bis 1990 war der private Besitz von Kfz jeglicher Art verboten. Dazu soll alles ein wenig wie vor 1970 sein, Polizeistaat, einige Ecken seien für Nichtalbaner nicht zum verweilen empfohlen. Und zu guter Letzt, alles Gauner, nur am Klauen und Touris ausnehmen.

Um es kurz zu machen und so klischeehaft jenes klingen mag, alles entspricht der Wahrheit, dass Letztere mal außen vorgelassen. Die meisten Albaner waren mir gegenüber sehr freundlich und hilfsbereit, jeder war halt irgendwie auf das „kleine“ Geschäft aus. Ok, eine gesunde Aufmerksamkeit auf seine Wertsachen + Gesundheit war trotzdem angebracht, einige Straßen habe ich aufgrund von "Ungereimtheiten" gemieden. Um es vorweg zu nehmen, das trifft aber auf Gesamt Südost-Europa zu.

18.09.2010 FC Dynamo TiranaShkumbini Peqin 1:0 (0:0) – Stadium Kombëtar Qemal Stafa – 3000 Zusch.

Das Hotel war gleich in der Nähe vom Stadion gebucht, ist es doch in Tirana als Foreigner einigermaßen schwierig, das öffentliche Transportsystem zu verstehen, schlussfolgernd zu nutzen. Es gibt kaum erkenntliche Haltestellen, keine Fahrpläne, generell waren die meisten Busse komplett überfüllt. Nett zu wissen, dass Adressensystem wird dato erst eingeführt. Zum warm werden erstmal eine kleine Runde um das Stadion gedreht, wurde mir sofort klar, dass das Fotografieren nicht einfach werden sollte. Überall machte man mir auf unterschiedlichste Art und Weise klar, dass ich keine Fotos machen dürfte. Ok, neuer Plan musste her, würde ich halt am nächsten Tag hierfür sehr früh aufstehen müssen, wenn die Strassen noch einigermaßen leer sind. Bzgl. Polizeistaat, selten so viele Uniformierte gesehen wie hier. Ohne übertreiben zu wollen, ich hatte nie das Gefühl, dass gerade kein Polizist in meinem Sichtfeld war. Jene scheinen auch gut Respekt zu genießen, als eine Gruppe von Supportern einen Schlachtruf auf der Strasse anstimmte, reichte ein Pfiff aus der Trillerpfeife vom Herrn Staatsbedienstenten, und schon war Ruhe. Angenehm, direkt vor dem Stadion wurde ein Einkaufsmarkt erspäht inkl. Cafe auf dem Dach, perfekt geschaffen für lecker Sandwich + Stadion Bilder …



Karte für das Stadion gekauft (500 Lek's = 4€), betrat ich den Ground. Die verwunderten Blicke irritierten mich nicht sonderlich, scheint halt noch was besonderers zu sein, wenn sich ein Bleichgesicht hier in das Stadion verirrt. Den Ground selber hätte ich mir schlimmer vorgestellt, die hochgezogene Gegengerade würde bei voller Besetzung bestimmt einen guten Eindruck machen. Wie sollte es anders sein, waren unzählige Polizisten im Stadion, welche während des Spiels noch Ihren Auftritt haben sollten. Ich hatte mich auf die Haupttribüne ein wenig nach außen platziert, blöderweise stellte sich jener als der gemischte Block raus, besetzt mit Supportern von beiden Mannschaften, welche das Spiel im Schatten der Dachtribüne sehen wollten. Wenn sich Albaner über das Wetter unterhalten, dann sieht/hört sich das für den Mitteleuropäer an, als wenn Sie gleich mit dem Messer aufeinander los gehen. Entsprechend könnt ihr Euch vorstellen, was los war, als ein rüdes Foul auf dem Spielfeld begangen wurde. Alle sprangen auf und „diskutierten“ mit Ihren Nachbarn, da gemischter Block teilweise nicht immer einer Meinung. Es fehlte nicht viel und ich hätte mich umgesetzt, alter Falter! Fingen doch 4 Typen vor mir an, sich mit den Typen hinter mir in die Wolle zu kriegen, über meinen Kopf hinweg. Sie machten auch nicht wirklich den Anschein, als dass Sie Ihre Konversation + begonnenen Handgreiflichkeiten zeitnah beenden wollten. Ok, meine Rolle war dann halt imaginäre Grenzlinie, welche immer noch sitzend den Treiben über meinen Kopf zusah. Als dann auch noch die nicht wirklich deeskalierend wirkende Polizei hinzukam, hatte ich für einen Moment ein doch recht flaues Gefühl in der Magengegend. Ein paar Ansagen von der Staatsgewalt und die Situation beruhigte sich wieder, ich war nicht wirklich traurig darüber. Generell war das Spiel hässlich, viele grobschlächtige Fouls, die Spielanlage auf einem ganz tiefen Niveau. Als das Siegtor für Tirana fiel, drehten dann mal wieder alle durch, da aus höchst abseitsverdächtiger Position erzielt. Die Stimmung in den beiden eigentlichen Fanlagern auf der Gegengeraden war grottig, außer ein paar Schlachtrufen kam gar nichts. Tirana Ultras hatten dafür aber schön aufgeflaggt, vor allem die große Dynamo Fahne wusste zu gefallen. Was gar nicht ging, 4-5 jährige Kinder, welche komplett zerlumpft im Stadion Sonnenblumenkerne verkauften. Nach dem Spiel erstmal zurück ins Hotel, Körperhygiene + Schlafen. Am späten Abend bin ich noch ein wenig durch die Straßen getingelt, soweit es halt mein Selbsterhaltungstrieb ermöglichte. Ich bin mir sicher, dass überhaupt nichts passiert wäre, es gibt aber so Gegebenheiten, die man in bestimmten Momenten nicht braucht. Ohne weiteren Kommentar...







Am nächsten Morgen ging es bereits 7Uhr zum Sightseeing, wollte ich doch endlich ein paar Fotos machen. Die Straßen waren menschenleer, wäre fast perfekt, wenn da nicht die unzähligen Straßenköter gewesen wären. Ich habe es eh nicht mit Hunden, vor allem nicht mit auf mich zulaufenden kläffenden Viechern, welche einen Schatten wie ein Pferd werfen. Ok, in der rechten Hand die Kamera, in der linken Hand ein Stein, gelang es mir, mich einigermaßen vernünftig durch die Straßen zu bewegen.

Tirana hat genau eine ansehnliche Straße, welche sich wie ein Faden vom Süden (Uni) zum Norden (Hauptbahnhof) zieht, in der Mitte kreuzt jene den Hauptplatz. Dieser Boulevard wurde schön hergerichtet, alle anliegenden Gebäude so halbwegs ansehnlich renoviert. Der Hauptplatz zeigte sich mir als eine einzige Baustelle, der Beschilderung nach wird dieses Bauvorhaben durch die EU finanziert. Randnotiz, die Autobahn von Durres (größter Hafen) nach Tirana wurde ebenfalls von der EU finanziert, der Bau von 1km Piste kostete hierbei mehr als in Deutschland. Verlässt man diesen Boulevard, zeigt sich ein komplett anderes Bild. Dreckig, verfallen, Wohngettos, keine Struktur. Der derzeitige Bürgermeister Edi Rama (war unter anderen Boxer und Maler, letzteres verließ Ihn anzuordnen, alle Häuser bunt zu verzieren. Macht es auch nicht ansehnlicher. Einige Ecken waren komplett zugemüllt sowie ein Haufen bettelnder Kinder liefen durch die Straßen. Dagegen waren die Preise im Supermarkt bzw. im Cafe mit Deutschland vergleichbar, keine Ahnung, wie das funktioniert. Die Bewertung lasse ich weg, in Tirana gibt es bzgl. dem obligatorischem Touri-Zeug aber auch mal gar nichts zu sehen. Dass was man jedoch vom normalen Lebensalltag zu sehen bekommt, ist viel wert.



Laut Planung wollte ich mit den Zug gen Süden von Albanien fahren, von dort mit einem Fugues über die Grenze nach Griechenland. Eine direkte Fahrt ins Ausland geht nicht, da es immer noch keine einzige grenzüberschreitende Gleisverbindung gibt. Am „Hauptbahnhof“ angekommen, fand ich einen menschenleeren Bahnhofsraum (ich will es nicht Halle nennen…), auf den beiden Gleisen standen 6 Waggons ohne Lok, die Scheiben komplett eingeschlagen. Personal? Fehlanzeige! Keine Ahnung, wann hier der letzte Zug gefahren ist.



Also blieb mir nichts anderes übrig, als bei einen der unzähligen privaten Busunternehmen eine Fahrt direkt nach Athen zu buchen (17h – 25€). Was mir bis dahin nicht klar war, überall hielt der Bus, sobald jemand den „berühmten Arm“ raus streckte, es wurden alle größeren Städte im Südteil direkt angefahren bzw. hörte die Autobahn 50km außerhalb von Tirana auf. Es wurde spannend, sobald man die Hauptstadt verlassen hatte, bekam man einen guten Einblick, wie das wirkliche Leben in Albanien sein muss. Dagegen war Tirana noch ein Traum in weiß! Schwer zu beschreiben, dass hier fiel auch nicht mehr in die Kategorie „einfaches Leben“.

Weiter ging es auf Landstraßen, deren sinnvollen Umschreibung mir die geeigneten Worte fehlen. Schotterpiste, Schlaglöcher, unterspülter Straßenbelag, fehlende Leitplanken, Sorge dass trotz Schrittgeschwindigkeit der Bus vom Wackeln umkippt, alles passt irgendwie. Zu allem Überfluss wurde das Gelände auch noch hügelig, 7h sollte es nun die Serpentinen hoch und runter gehen. Die Straßen wurden so eng, dass man bei entgegenkommenden LKW’s oder Bussen nur in Schrittgeschwindigkeit vorbei fahren konnte, der Abgrund auf der rechten Seite grüßte bereits. Die Fahrer kannten die Strecken in und auswendig, für den Nichtkenner ein heftiger Kick, wenn der Bus mit 60km/h auf eine nicht einsehbare Kurve zurast. Zum Vergleich, für die 400km in Griechenland benötigten wir 5h, für die 250km in Albanien 11h. Dazu gesellten sich 3h an der Grenze, willkommen in Europa. Gepäckkontrolle, Ausweise abgeben, in einen von außen nicht einsehbaren Bereich einfahren, alle aussteigen und in Reihe aufstellen, einzeln vor den griechischen Grenztypen antreten und blöde Fragen beantworten. Schienen es nicht vergessen zu haben, dass Deutschland Ihnen einige Euros bzgl. Ihrer Gehaltssicherung überwiesen hatte, ich kam relativ zügig durch. Dummerweise startete der Bus nicht ohne die Anderen, so hieß es auch für mich warten, bis alle fertig waren.
Stadionpanoramen - Schmalympics - 3C Deutschland GmbH