Tag 1 - Indien-Kurztrip

Anlässlich eines freundschaftlichen Vergleichs zwischen der indischen Nationalmannschaft und dem FC Bayern München, welcher sein Wintertrainingslager in Katar damit beschließen wollte, sollte es für mich mal wieder ein neues Land zu erobern geben. Leider viel weniger Fußball als geplant, aber immerhin 2 Spiele, eins davon im zweitgrößten Stadion der Welt sollten es am Ende doch geworden sein. Und viele Eindrücke vom ach so modernen und im Aufschwung befindlichen Subkontinent.

Herzlich Willkommen an Board von Regionalexpress RE 4812 auf der Fahrt von Heilbronn nach Mannheim. Sollte also doch noch wahr werden, was sich beim Champions League - Auswärtsspiel der Bayern in Neapel erstmals andeutete, im Folgenden aber mehrfach ins Wanken kam. Mit Möchtegern-Problemen bepackt gaben sich so die Deutsche Post, die indische Botschaft, mein Kalender, der iranische Fußballverband und dann auf Grund der späten Buchungszeit auch noch die Fluggesellschaften den Staffelstab bis heute weiter. Genauer gesagt bis vor ca. 18 Stunden, denn ziemlich genau Mitternacht war der Heimflug gebucht. Dieses ganze Trara führt leider dazu, dass ich zu einem Geburtstag nicht zu Hause sein werde, bei dem ich gerne gewesen wäre. Das Leben und ganz speziell meiner eins ist aber halt kein Ponyhof.
Ja was war denn nun bei jenem Spiel in Neapel vorgefallen, dass ich mich nach langer Zeit mal wieder zu einem Bericht hinreisen und Euch ein Stück an einer Hopping-Tour teilhaben lasse. Anlässlich dieses Spiels hatte ich mal wieder das Vergnügen, einen sehr guten Freund meines Kollegen, Freunds und damaligen Reisepartners im Mannschaftshotel der Bayern besuchen zu dürfen. Noch viel spannender als den Blick vom Dach des Hotels auf den Vesuv und das Meer fand ich das, was ganz beiläufig ausgeplaudert wurde. Nämlich dass die Bayern im Anschluss an ihr erneut im Wüstenstaat Katar aufgeschlagenes Wintertrainingslager planen, ein Freundschaftsspiel in Indien zu absolvieren. Neben der Freundschaft steht sicher auch die Erschließung neue Märkte im Fokus der Reise aber mal ehrlich, warum ich zu der unerwarteten Gelegenheit komme nach den beiden Asien-Cups 2007 und 2011 erneut auf dem asiatischen Kontinent zu wildern, ist mir herzlichst egal.
Die anfänglichen Planungen gingen leicht von der Hand - Bahrain, Oman und nicht zuletzt Sri Lanka bewarben sich intensiv darum auf der Hinreise von mir behoppt zu werden. Da hatte ich auch noch nicht auf der Rechnung, dass das Ausstellen eines Visums im Jahr 2011 noch immer einem Projekt zur Besiedlung des Monds gleichkommt. "Nein! - meine Oma, weder väterlicher- noch mütterlicherseits ist in Pakistan oder in von Pakistan besetzten Gebieten zur Welt gekommen"!  Aber okay, doofe Fragen sind das eine.  Aussagen bezüglich der Bearbeitungszeit und Dauer, speziell nach Zahlung von horrenden Express-Gebühren das Andere. Und zwar insbesondere dann, wenn die Aussagen nicht eingehalten werden. Wie dem auch sei, ich sitz ja nun hier, hab ein Visum im Pass, alle Flüge gebucht, eine 99,9 %tige Chance auf ein Ticket für das Spiel der indischen Nationalmannschaft gegen Bayern und die 0-80 %tige Chance auf 1-3 Ligaspiele. Dass die Chancen so schlecht eingeschätzt werden, liegt nicht zuletzt an einigen Berichten über erfolglose Hoppingversuche im Netz. Pünktlichkeit, Termintreue und verbindliche Kommunikation scheinen jetzt nicht die herausstechenden Eigenschaften der Bewohner des Subkontinents zu sein. Aber mal schauen, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
So zurück von der nahen Zukunft in die Gegenwart. Mittlerweile wurde der Regionalexpress in Mannheim gegen einen ICE getauscht und auch dieser schon wieder verlassen und zwar am Frankfurt Flughafen Fernbahnhof. Geschmeidige 2 1/2 Stunden vor Abflug machte ich mir Gedanken, ob die Check-In - Schalter schon auf haben...dies aber nur bis ich an Schalter 576 die wohl längste Schlange je auf einem Flughafen gesehen hab. Nach 10 Minuten des Wartens, Null Zentimetern Fortschritt und einem kurzen, knackigem Disput mit einem Fraport-Ordner, der die Schlange wegen angeblich fehlender Fluchtmöglichkeiten "umstrukturieren" wollte (Dialog-Zitat:"Wollen Sie sich bitte auch da und dorthin begeben und den Weg freimachen? - Wollen Sie eventuell mal mit Air India reden, dass die gefälligst noch nen Schalter aufmachen, dann brauchen Sie hier nicht versuchen 500 Leute und deren Gepäck zu sortieren, so dass alles schön aussieht?! - Ich bin nur Fraport-Mitarbeiter, das ist Angelegenheit von Air India? - An wen wendet sich Ihr Vermieter wenn zu Ihrer Geburtstagsparty 30 ihrer Gäste im Treppenhaus Krach machen, an Sie als Mieter oder an die Gäste? - Na an mich als Mieter natürlich! (triumphierend grins) - Ach!? Und wer ist HIER Vermieter, Mieter und Gast? - Ach machen Sie doch was Sie wollen! - Geht klar!) war ich soweit und hätte auf Business upgegradet. Also Handy raus, Air India - Seite aufgerufen und nach Upgrade gesucht. Im Web leider nur einen Tag im Voraus möglich. Man hätte zwar noch eine Telefonnummer anwählen können aber irgendwie war die Vorstellung weitere sinnfreie Dialoge zu führen noch gruseliger als hier noch max. 2 Stunden zu stehen. Und es dauerte fast die kompletten 2 Stunden. Nach erfolgtem Check-In (welches wegen VISA-Kontrolle übrigens nicht im Web stattfinden konnte) hieß es dann sofort Boarding. Aber der Reihe nach. Vorher spielten sich noch lustige Szenen ab. Direkt vor mir waren 2 Paare, sehr offensichtlich indischer Natur aber auf Grund Sprache (ziemlich perfektes Deutsch), Kleidung (sehr westlich, um nicht zu sagen für einen Flug extrem elegant) und Anzahl Koffer (zusammen hatten die 3 Rollies vollgestapelt und noch unzähliges Handgepäck dabei) wohl keine indischen Touristen, die mal kurz zu Besuch in Deutschland waren. Eines der Paare hatte noch ein kleines Kind dabei, welches aber zum Glück wenig lärmend mit den Frauen weit außerhalb der Schlange auf einer Bank wartete. Kurz bevor es dann in die mit Absperrbändern regulierte 5-Meter - Zone vor den Schaltern ging, versuchten sich 3 ähnlich bepackte Inder vorzudrängen. Möglich wurde dies, weil die beiden Kollegen vor mir immer einiges Gehampel veranstalten mussten, ihren Hausstand zu bewegen. Das Gehampel war aber nicht so groß, als dass sie den Vordrängelversuch nicht mitbekommen hätten....und dann war natürlich Alarm in der Hütte. Meine Fresse! Etliche Minuten Gezerre, Geschubse und Geschrei später wurde man von einem Air India - Mitarbeiter zu einem Reißverschlussverfahren genötigt. Dass Kompromisse IMMER faul sind, zeigte sich auch her wieder. Die komplette Zeit, die ich dem Schauspiel noch beiwohnen durfte wurde sich nur angegiftet, mit dem Rolli gestoßen und verflucht...leider auf auswärtig! Und dann entlud sich der brodelnde Vulkan. Zuerst besaß die Check-In - Tante doch wirklich die Frechheit und wollte die zu den vorgelegten Pässen passenden Ehefrauen und Kind sehen. Laut diskutierend, wild gestikulierend ließ der Kamerad das noch über sich ergehen und schaffte Frau und Kind bei. Als er dann aber jeweils pro einzucheckende Person das passende Gepäck aus seiner LKW-Ladung auf die Waage legen sollte war es aus! Zu geil wie der Typ abging. Da ich parallel abgefertigt wurde und mittlerweile Security-Beamte alarmiert wurden, dachte ich, ich sehe die nicht wieder im Flugzeug.
Wie schon erwähnt war so viel Zeit verstrichen, dass nicht mal ich auf dem Weg vom Check-In zum Boarding und ins Flugzeug was erleben konnte. Ach ja Flugzeug, trotz eingecheckter Fluggast 234 von gefühlt 2000 hat der Check-In - Kollege meine Frage nach einem Emergency-Exit - Platz sehr Ernst genommen, kurz telefoniert und mir den letzten Platz zugeteilt! Ein Traum oder nach Blick auf die Sitze der Maschine eine lebenserhaltende Maßnahme. Alter Falter war das eng hier. Also Platz genommen, Reiseführer parat gelegt und darauf gewartet, dass selbiger runterfällt weil ich eingeschlafen bin. Hmm denkst Du, klassischer Fall von Rechnung ohne Sitznachbarn gemacht. Selbiger war Mitte 20, gerade Ausbildung als Straßenbauer abgeschlossen und nun mit seiner Mutter unterwegs nach Nepal, einen Monat Urlaub machen. Was, wann, wie und wo genau wussten sie noch nicht, nicht einmal für die erste Nacht hatten sie eine Unterkunft gebucht. Nur Hin- und Rückflug, ne Menge gute Laune und zumindest auf Seiten der Mutter unendlich viel Backpacker - Urlaubserfahrung, speziell in Asien. Einfach nur kultig! Ja und redselig waren die beiden, was natürlich meinen Schlafplan durchkreuzte. So fand ich erst einige Stunden, mehrere Whisky-Cola, etliche Reisegeschichten und sogar halbstündiges Stadionbilder gucken später einige Minuten Schlaf. Denn man wird ja nicht 10 Minuten vor Landung unsanft aus seinen Träumen gerissen sondern 4 Stunden nach dem Abendessen mit einem Frühstück und das Ganze 1 1/2 Stunden vor Touch-down,  elende Schlafdiebe!
Kurz vor dem Aufsetzen richtete der Pilot noch ein paar Worte an uns, bei denen ich dachte, dass mich mein Englisch verlassen hat. Neben Ortszeit, Flugdauer und Pünktlichkeit (welch Heldentat, so ganz ohne Stau da oben, hier würde selbst die Deutsche Bahn keine Verspätung hinbekommen, ziemlich häufig runterfallen, wenn man das mal mit liegen gebliebenen Zügen vergleicht, aber nie zu spät) fiel auch ein Kommentar zur Temperatur. VIER Grad fiel ihm aus dem Gesicht und mir die Kinnlade runter, hatte ich mich doch auf Grund der Vorhersage der Wetter-App meines Handys ganz spontan 10 Minuten vor Abfahrt meines Zuges GEGEN meinen zu der Zeit an meinem Körper befindlichen Pullover entschieden. Gratulation! Egal, jetzt konnte ich  ehh nix machen und wenn es später wirklich unerträglich kalt werden würde, konnte ich mir ja immer noch 2 irgendwas in der indischen Größe XXL kaufen, diese zusammennähen lassen und anziehen. Jetzt hieß es erst einmal ein Transportmittel für den Weg in die Stadt finden. Taxi schien mir zu langweilig, den eigentlich ausgeschilderten Bus hab ich nicht gefunden, dafür machte mich der ebenfalls ausgeschilderte Airport Express sehr neugierig. Was soll ich sagen bzw. schreiben!? Einfach nur genial! Man hatte trotz aller Warnungen und Vorurteile gegenüber indischen Metropolen absolut das Gefühl in einer sinnvollen Stadt zu sein. Überragend sauber und sehr modern kam der Bahnhof daher. Etwas irritierten die mit Sturmgewehren bewaffneten Sicherheitsleute und auch der Gepäck-Scanner samt Sicherheitsschleuse sind für deutsche Verhältnisse deutlich zu viel des Guten. Aber letzteres kennt man ja zumindest von London schon. Also für deutlich unter einem Euro ein Ticket gelöst (Automaten gab es seltsamer Weise nicht, wird wohl an dem "leichten" Überangebot an Arbeitskräften liegen?!) und wenige Minuten später ging die Fahrt in einem ebenfalls absolut modernen Zug gen New Delhi Station los. Was genau ich dort wollte, wusste ich auch noch nicht, aber da sowohl mein Hotel als auch das der Bayern irgendwo in der Innenstadt liegen sollte, konnte es so falsch erst einmal nicht sein!
Da die Metro außerhalb des absoluten Stadtzentrums oberirdisch verkehrt, konnte man sich schon einen ersten Eindruck vom Land außerhalb des Airports und der Metrostation machen, der war zwar nicht besonders gut, aber 1. war es auch nicht vollends gruselig und 2. ist auch der Weg von den Flughäfen in Moskau, Kiew oder selbst London nicht wirklich vielversprechend. Also war ich erst einmal noch sehr entspannt und voller Vorfreude. NOCH, das ist das entscheidende Wort des vorhergehenden Satzes, denn nach knapp 20 Minuten erreichten wir die Metro-Station New Delhi gleich gegenüber der New Delhi Railway Station. Mit meinem wahrscheinlich etwas zu europäischen Verständnis von Innenstädten und Bahnhöfen (und ja, wenn man aus Erfurt kommt ist man, was die Themen Innenstadt und Bahnhof angeht, sicher etwas verwöhnt :-)) war bzw. bin ich hier sowas von fehl am Platze. Und da hab ich meine Erwartungen auf Grund verschiedenster Warnungen, unter anderem von HPeter und meinem alten Herren, schon gehörig herunter gefahren! Aber was sich hier nach dem Verlassen der Metrostation dar bot war unfassbar...unfassbar abartig. Würde ich jetzt von kaputten Straßen berichten, hätte wahrscheinlich jeder ne Straße vor Augen, die mal wieder dringend repariert werden sollte...Aber Halt! Hier war keine Straße im herkömmlichen Sinn! Hier waren irgendwann zur Kolonialzeit aufgestellte Bordsteinkanten, die krumm, schief oder gar nicht mehr im Staub lagen. Irgendwo dazwischen waren Flecken von Asphalt, Löscher und Dreck und obendrauf Hunderte von Tuk-Tuk´s, Autos in der Größe eines Ur-Minis aber der Form eines Kleinbusses, Fahrräder mit Tonnen Gepäck, Hunde, barfüßige Leute und nochmal Müll. Es dauerte auch gerade mal 10 Sekunden bis ich den ersten "Gesprächspartner" hatte. Leicht übermüdet und vollends von dem Anblick geschockt, hatte ich aber wenig Skrupel dem Gespräch deutlich aus dem Weg zu gehen. Da irgendwann in der schönen Heimat mal der Plan bestand mit dem Zug nach Agra (Taj Mahal) zu fahren, wollte ich das beste aus der Situation machen und im gegenüber liegenden Bahnhof wegen einer dringend erforderlichen (so zumindest alle Reiseführer und Erfahrungsberichte im Netz) Reservierung vorsprechen. Es waren nur ca. 250 Meter, aber mindestens genauso viele unangenehme Reize von Nase, Augen und Ohren. Wie schon an der Metrostation war auch hier eine Art Sicherheitsschleuse installiert, zwei kleine Unterschiede: hier wollten hunderte Leute rein, nicht eine Hand voll und die Waffen der Sicherheitsbeamten waren deutlich größer. Vor allem wegen Punkt 1 wurde der Plan gecancelt und an Stelle dessen überlegt wie man von hier wegkommen könnte. Wer gut aufgepasst hast so 10, 11 Sätze zuvor könnte ins Feld führen, dass ich ja nur eins der hundert Tuk-Tuk´s nehmen muss. Das fiel und fällt allerdings aus wegen iss nicht. Also bleibt noch so ein 2-Mann - Van (es sollte sich im Verlauf der Reise noch rausstellen, dass da mit viel gutem Willen und vor allem Anlauf auch deutlich mehr Leute reingehen) , der auch schnell gefunden war, da mich der Fahrer als sein Opfer auserwählt hatte. Auf die Frage, ob er weiß wo die zwei von mir genannten und gezeigten Hotels sind, gabs natürlich 2,3 "Yes Sir", sehr gehaltvoll wie sich rausstellen sollte. Nach knapp 20 Minuten Fahrt sind wir dann an EINEM Hotel angekommen! Bevor wir allerdings einfahren durften, untersuchten wieder ausreichend bewaffnete Kollegen das Auto. Sogar mit Spiegeln wurde unter dem Auto gesucht, meine Fresse haben die hier Schiss vor irgendwas. Irgendwann waren wir dann auch drin - ich ihm verklickert, dass er kurz warten soll und husch ab an die Rezeption. Na na na Uwe, doch nicht einfach so husch, husch...natürlich auch hier erst einmal durch die Schleuse und Bauchtasche durchsuchen lassen. Jetzt aber! Hallo hier bin ich, für mich ist etwas hinterlegt. Hmm von wem? Können Sie das buchstabieren? Ist der privat oder mit einer Firma hier? - Firma ist gut, mit dem FC Bayern halt! - FC Bayern??? - Ähm, wie heißt den der Laden hier? Wie er hieß weiß ich nicht mehr, aber nicht mal ähnlich wie das Hotel, was ich dem Taxi-Jockel genannt UND gezeigt habe! Also wieder raus und den Kunden angeschissen. Dieser ist daraufhin zu den Security-Pauls und hat die befragt. Da deren Aufgabe ja ist, mit Spiegeln unter Autos gucken und nicht Wege zu kennen, kam er da aber auch nicht weiter. Also dann ne Hoteltante geholt und die konnte auch helfen. Sowohl ihm als auch mir, in dem sie ihm den Weg beschrieb und mir sagte, dass der Typ nicht lesen kann! Bingo!!! Naja offensichtlich konnte er aber zumindest Auto fahren und sich merken was die Tante ihm gesagt hat, jedenfalls kamen wir dann wenig später im richtigen Hotel an. Die Details hier unterliegen der Schweigepflicht, dass wichtigste war, dass ich keine 3 Minuten später im Besitz eines Tickets für den Audi Football Summit (so sollte die abendliche Veranstaltung heißen) war...und was für eins! VVIP sag ich nur :-)! Was das bedeuten sollte kommt dann später, auf jeden Fall hätte ich auch nen Parkplatz direkt am Stadion gehabt - zu dumm, dass ich nicht mit dem Dicken sondern dem Flieger hier war. Hätte gut her gepasst, STOP STOP STOP, dass weiß ich doch alles erst in ein paar Stunden. Die Fahrt zu meinem Hotel (Steinwurf entfernt) dauerte dann auch nochmal 10 Minuten und zwei Fragehalte. Einchecken,  Weg checken, Wecker stellen und einschlafen ging dann übergangslos und hurtig! Ziemlich gut erholt, frisch und munter konnte es also losgehen, zum Audi Football Summit - Indias best and Germans finest so der Haupt- und Untertitel der Veranstaltung. Und was für eine zentrale Rolle Audi hier spielen sollte, konnte ich nach einer 30-Minütigen Metrofahrt, gespickt mit zweimal Umsteigen und einer unfreiwilligen Stadionumrundung feststellen. Und nach dem Durchschreiten der VVIP-Sicherheitsschleuse. Hier hatten die Kollegen auch gleich mal eine Stellung aus Sandsäcken aufgebaut, hinter der 3 Typen lauerten. Einer davon erstmal an nem richtig schweren MG. Sehr vertrauenseinflößend. Direkt hinter selbiger Stellung grinsten dafür sehr viel freundlicher, ZWEI R8´s den ankommenden, gut betuchten Zuschauern entgegen. Schnell Bändchen abgeholt und dann flux ins Innere, um noch einigermaßen Foto-Licht zu haben. Von außen hat das Stadion, welches 2010 ein Dach und eine grundlegende Renovierung bekam, deutlich mehr zu bieten. Innen ist es eine ganz simple zweirangige Konstruktion mit Laufbahn und endlos Auslaufzone. Man kanns kaum glauben aber hier ist man auf der Haupttribüne weiter weg als in Erfurt in der Kurve. Was außerdem noch auffiel war der gruselige Gesamtzustand, in dem sich der Ground präsentierte. So kurz nach einer grundlegenden Renovierung. Dies war zwei Tage darauf sogar Thema in der hiesigen Presse (siehe Bild).
Wie dem auch sei, das Licht war noch perfekt und jeden Vogelschiss sieht man ja auch nicht auf nem Panoramafoto, also ein paar Bilder gemacht und dann mal geschaut, was das Armbändchen so konnte. Und das konnte einiges. Gabs schon in der A6 - Lounge viele Leckereien, wurde das in der A8 - Lounge noch deutlich übertroffen und man konnte selbige Leckereien auch noch in gemütlichen, schweren Leder - Couches zu sich nehmen. Neben ein paar Ergänzungsspielern des FCB sowie einigen anderen Angehörigen des Bayern-Trosses waren vornehmlich indische Familien hier zu finden. Sicher irgendwie aus dem Dunstkreis von Audi, denn die haben der Veranstaltung deutlichst ihren Stempel verpasst. Ziemlich aggressive Werbespots flimmerten die ganze Zeit vor dem Spiel über die Videowand, auf der Laufbahn waren die aktuellen Modelle ausgestellt, der Chef von Audi - Indien persönlich hielt eine herzerweichende Ansprache und auch sonst war der Schriftzug Audi omnipräsent. Lustiger Weise auch "Vorsprung durch Technik", find ich ja witzig, dass das nicht mal hier übersetzt wird!
Nach einer ganz netten Eröffnungs-Show und dem mehrmaligen Ankündigen des FC BAYERN MÜNCHEN wurde dann sogar noch "Stern des Südens" gespielt, was sich dann noch einmal unfreiwillig nach der Ankündigung der indischen Nationalhymne wiederholte! Beim Vorlesen der Mannschaftsaufstellung konnte man am Jubel der ca. 35000 anwesenden genau erkennen, wer es durch WM-Teilnahme oder Ähnlichem in der Bekanntheit auch schon nach Indien geschafft hat. Lahm, Schweinsteiger, Müller, Ribery und Robben bekamen deutlich mehr Applaus bzw. Geschrei ab, als Petterson oder Rafinha. Gänzlich leer ging der Jupp aus, wird er aber sicher verschmerzen können.
Zum Spiel gibt’s nicht allzu viel zu erzählen. Bayern in der ersten Halbzeit einigermaßen engagiert, hatte Null Probleme sich gefühlt 90% Ballbesitz heraus zu spielen. Die Inder völlig überfordert suchten ihr Heil in absoluter Defensive mit gelegentlichen Kontern, die aber speziell im ersten Durchgang kaum bis nie stattgefunden haben. Der FCB schoss folgerichtig 4 Tore, von denen immerhin eins richtig sehenswert war. Schweini schlenzte sehr straff aus über 20 Metern in den Winkel und jubelte anschließend in Basketballer - Wurfpose. Die zweite Halbzeit sah dann bissel aus wie im Thüringenpokal, wenn sich der RWE völlig überlegen gegen einen Landesklasse-Vertreter einen abmüht und kein Tor mehr zu Stande bringt. Am Rande zu erwähnen bleibt noch, dass das Spiel gleichzeitig das Abschiedsspiel für den indischen Fußball-Superstar schlechthin, Bhaichung Bhutia - wer kennt ihn nicht - war. Irgendwer hatte die Bayern gut darüber informiert und so bekam der Kollege von Phillip Lahm ein Bayern-Trikot mit seinem Namen und allen Unterschriften überreicht.
Nach dem Spiel hieß es flinke Füße, da ich weder ne Ahnung hatte, ob vor dem Stadion eventuell Taxis warteten, noch wie lange die Metro wochentags operiert. Da ich ja vor dem Spiel schon eine Ehrenrunde ums Stadion gedreht habe sollte es nun ratz-fatz gehen, da ich mich quasi schon dort befand, wo ich hinwollte. Leider haben da die Städteplaner von Delhi ne andere Idee gehabt und dort eine nicht zu unterquerende Hochstraße hingezaubert. Aber gleichen Weg zurück gehen ist doof, also der Masse folgen und hoffen, dass man irgendwie zur Metro findet. Das Ziel wurde auch nach ner viertel Stunde erreicht, aber um den Preis die Hälfte der Strecke an einem Flusslauf langspaziert zu sein. Klingt gar nicht dramatisch, oder? Ist es in Deutschland auch nicht, schön gemütlich an einem recht warmen Abend nach dem Fußball an Elbe, Isar, Neckar, Weser, Rhein oder Gera zur Haltestelle zu laufen, hat was. Und woran liegt das? Richtig, daran, dass wir zu Hause halt flächendeckend Kanalisation haben. Nicht so hier. Also lief man nicht gemütlich an einem schicken Fluss lang, sondern watete geruchstechnisch quer durch ne uralte, übervolle Klärgrube. Auf Studi-VZ hab ich ein Foto-Album mit dem Namen "Im Zeichen des Scheiße-Flusses" vom Aufenthalt in Bangkok bei der Asien-Cup 2007 - Tour, wo es auch schon verdammt widerlich gestunken hat.  Das hier war allerdings 1000 mal schlimmer. Keine Ahnung, warum Menschen das tun, also Menschen, die offensichtlich ziemlich geniale Metros, 120000 - Mann Stadien und die teuersten Privathäuser der Welt bauen können. Im eigentlichen Ort der Sauberkeit und Zufriedenheit, der Metro angekommen war ich einerseits sehr froh, andererseits durfte ich hier das Befüllen von öffentlichen Verkehrsmitteln indischer Art kennenlernen. Obwohl die Bahn voll war - so voll, dass die Türen nicht schlossen, drängten immer mehr Leute in die Bahn. Als es dann so voll war, dass nicht nur die Türen nicht zugingen, sondern die Leute noch nicht mal mit allen Körperteilen in der Bahn waren, schritten endlich die Bahnmitarbeiter ein. Aber nicht etwa, dass die die Leute rausgeholt und zum Warten auf die nächste Bahn verdonnert hätten - nein, die nahmen Anlauf und quetschten die Leute rein. Erstaunlicherweise waren alle solidarisch, bissen auf die Zähne, ertrugen die Schmerzen und nach einer gefühlten Ewigkeit schlossen dann auch die Türen. Zum Glück war ich mit meinem Kopf hier nicht im Gedränge sondern gute 20 Zentimeter über dem Geschehen.
Zurück im Hotel war erst einmal ausgiebigstes Duschen bei kaltem Wasser (hey was erwarte ich denn auch warmes Wasser, hab ja schließlich nur 4 Sterne gebucht) angesagt, um den Schmutz des Tages loszuwerden. Ich will mal nicht zu viel meckern, Länderpunkt ist gemacht, Stadion war ganz okay, Spiel eh egal, ich hab lecker zu Essen bekommen und brauchte mich nicht anderweitig darum zu kümmern und ich lebe noch. Richtige Freunde werden das Land und ich in den nächsten 4 Tagen aber wohl nicht, das bahnte sich heute an.

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