Tag 4 - Heut verlassen wir Europa

Wenn auch in den letzten beiden Tagen schon einiges anmutete, als wäre es aus einer anderen Welt oder zumindest aus einer anderen Zeit, sollte uns der heutige Trip noch ganz woanders hinführen. Nicht so, dass man dort keinen Fuß hinsetzen sollte, aber mit Europa hat das halt auch überhaupt nix mehr zu tun! Sollte einer der Mitreisenden noch leben, wenn ernste Aufnahmeverhandlungen zur EU mit der Ukraine geführt werden, bitte massiv einschreiten.
Da wir auch heute wieder einige hundert Kilometer zu überwinden hatten und mit Frankreich - England (endlich wieder Live-Fussball) auch noch das frühe Spiel auf dem Plan stand, hieß es mal wieder Ausschlafen nein Danke! Kollegen, wenn ich wieder da bin, muss ich mich erstmal vom Urlaub ausschlafen! Also stand 7:00 Uhr Frühstück auf dem Programm, da der Speisesaal dann erst öffnen sollte, konnte man auch davon ausgehen, dass alles noch frisch und ausreichend vorhanden ist.
"Öffnen sollte" ist dann aber auch schon das nächste Stichwort! Völlig entgegen aller Erwartungen an eine 7-Mann + 1-Frau - Fussballreisegruppe mit leichtem Hang zum übermäßigen Alkoholgenuss, standen große Teile von uns um sieben an der verschlossenen Tür zum Mastraum.
Kurz nach 6 geweckt werden, um dann doch erst um 9 loszukommen und sinnlos im Treppenhaus rumzustehen fällt aus! Also hoch und bei der immer noch netten und auch lateinische Buchstaben beherrschenden Rezeptionessin nachgefragt. Peinlich berührt gestand sie ein, dass heute nicht alles nach Plan gelaufen sei und sie uns doch bittet halb 8 wieder zu kommen. Gepäck war schon verstaut und alle zur Nahrungsaufnahme und anschließender Abreise bereit, also war Nochmal aufs Zimmer sinnlos, was uns Quartier in der Lobby beziehen ließ! Dies wiederum nervte das Personal dann offensichtlich so sehr, dass wir schon 10 nach 7 in den noch nicht ganz fertig eingedeckten Frühstücksraum durften. Erfolg durch Penetranz, wenn doch immer alles so einfach wäre! 
Das Dargebotene konnte durchaus als reichhaltig bezeichnet werden, Kaffee aus nem sinnvollen Automaten, lecker Spiegelei, Säfte, Obst, Joghurt und für Delf und mich noch ne richtige Leckerei. Die anderen konnten sich nicht so recht begeistern, wir fanden es lecker, mich erinnerte es total an Quarkkeulchen bei Mutti! Als was die es dort anboten war nicht rauszubekommen. Äußerst reichhaltig und lecker gefüllt sollte die Reise weiter Richtung Dnipropetrovsk gehen, der letzten großen Ortsdurchfahrt vor unserem Ziel Donetsk. Wie gestern schon kurz angedeutet galt es aber noch dem heimischen Ground einen Besuch abzustatten, lag der doch auf dem Weg und dank Delf, der sich auch für das Inaugenscheinnehmen und Ablichten von leeren Grounds begeistern kann, gab es auch in beiden Autos Interesse an dem Job. Die beiden Fahrer konnten direkt bis an ein großes Tor am südwestlichen Ende des Stadions fahren, welches sehr sportlich von der Groundspotter-Mafia überwunden wurde. Keine Ahnung was es da von Seiten Peter gar nicht mal so leise zu schmunzeln gab, tse. Auf meinem Rückweg hat dann keiner mehr zugeschaut und konnte so auch nicht bejubeln, wie ich das Tor quasi einem Hürdenläufer gleich stehen ließ! Auf jeden Fall waren bei besten Lichtverhältnissen schnell ein paar schicke Bilder von einem typischen Osteuropäer gemacht! Eine freistehende Haupttribüne, Berge von vereinsfarbenen Schalensitzen, Laufbahn und rostfarbene, aufwendige, stählerne Flutlichtmasten schmückten den Durchschnittsground! 
Deswegen herfahren fällt 100 pro aus, aber in 2 Stunden hier Kick-Off zu nem Kick und ich wäre schwer bis nicht loszureißen gewesen! Da dem aber ganz offensichtlich nicht so war, wurde der Foto-Stopp noch spontan zu einem Cash-Stopp erweitert und ich durfte bewundernd mit ansehen, wie fünf Leute mit ihren schäbigen Plastekarten Geld aus der Wand holten, Danke Sparkasse Mittelthüringen!!!
Jetzt hieß es aber endgültig "Tschüss Kirovohrad" und "Dnipropetrovsk wir kommen". Auf dem Weg dorthin wurde sich intensiv mit der doch recht einseitigen, genauer genommen waren es drei, landwirtschaftlichen Nutzung dieses Teils der Ukraine auseinandergesetzt. Die hintere Sitzreihe, besetzt mit dem ambitionierten Kleingärtner Olli und der Frau (weitere Qualifikationen sind für Frauen beim Thema Blumen / Pflanzen nicht von Nöten, selbst wenn, wie in diesem Falle zweifelsohne vorhanden) Ilka, erkannten schnell und einmütig, ob es sich mal wieder um einen Sonnenblumen-, Weizen- oder Maisfeld handelte und diskutierten im Anschluss noch, wie der Grad der Entwicklung der Pflanzen im Vergleich zu denen in Deutschland sei. Spannende Geschichte :-)! Für mich spannend an der Sache waren die Ausmaße, die die Felder hier annehmen. Kennt man in Deutschland ja auch recht ordentliche Weizen- oder Rapsfelder,  enden diese dann aber nach ein paar Kilometern, weil eine Strasse oder Ortschaft dazu zwingt. Hier für man gefühlte Ewigkeiten an eben solchen Feldern entlang, die auch beim seitlichen Blick zum Horizont nicht enden wollten. Von so einem Sonnenblumenfeld hier, hätte ich gerne mal ne Satellitenaufnahme zur Blütezeit, mal schauen ob die Datenkrake zufällig was im Angebot hat.
In den wenigen Dörfern, die wir durchfuhren, wurden dann von den beiden gründäumigen auch die lokalen Gärten im Vorbeifahren analysiert und eine deutlich größere Vielfalt festgehalten. Besondere Freude bereitete hier das Vorhandensein von Knoblauch (ihhgitt Rattenzeug), was gleichzeitig eine Unterhaltung über die Vor- und Nachteile der privaten Anpflanzung von Knoblauch aus Samen bzw. aus einer Zehe, in Gang setzte. 
Tabak wurde zwar keiner gesichtet, wollte aber in einer der sehr fein dosierten Pausen vernichtet werden. Da diese Stopps ebenfalls zum Entleeren der geplagten Leiber und paradoxer Weise gleich zur Beschaffung neuer alkoholischer und alkoholfreier Getränke, sowie zum Auseinanderfalten zu großer Körper aus zu kleinen Autos genutzt wurde, hatten alle etwas davon! Auch das mittlerweile obligatorische Waffeleis war bei dem einen oder anderem am Start.
So langsam aber sicher näherten wir uns dann auch dem Großraum Dnipropetrovsk und wir waren wirklich gespannt, was uns erwartet und wie schnell wie hier durchkommen. Umgehungsstraßen sind auf jeden Fall ein komplettes Fremdwort hier. Außerdem hat einer meiner persönlichen Osteuropa-Experten Mar Tin mir im Vorfeld schon einiges von der Stadt berichtet. Normal kann es ihm eigentlich gar nicht alt und gammelig genug sein, aber selbst er hat hinsichtlich baulichem Zustand kein gutes Haar an dieser Stadt gelassen. Kaum waren wir in die Stadt eingefahren, sollte dies auch schon ansatzweise Bestätigung finden, musste Peter unser Gefährt doch gleich über ziemlich große "Baustelle" namens Kreuzung manövrieren. Wer das noch nicht gesehen hat, kann das Geschriebene definitiv nicht richtig einordnen bzw. nachvollziehen. Maximal fahrbare Geschwindigkeit die hier gefahren werden kann ist fünf km/h und selbst dann muss man seine Spur noch mit voller Obacht wählen - der Wahnsinn, der leider aus dem fahrenden Auto heraus nicht eindrucksvoll genug abzulichten war. Wird Zeit für ordentliche 3D-Fotos. Und um der ganzen Sache noch das Sahnehäubchen aufzusetzen quälte sich kurz vor uns noch eine Pick-Up-Straßenbahn älteren Baujahrs hindurch. Pick-Up - Straßenbahn, wie bitte? Ja genau, eine recht normaler älterer Tatra-Triebwagen, allerdings nur bis zur Hälfte. Am hinteren Teil war nichts weiter als eine große Ladefläche, auf der sich passender Weise auch gleich ein ordentlicher Schutthaufen befand.
Ein paar Kreuzungen und Straßenzüge weiter blitze dann auf der rechten die Fassade des hiesigen Stadions durch. Noch bevor wir mit Lichthupe und wildem Winken der anderen Gruppe Signale geben konnten, hatten die ihrerseits schon den Blinker gesetzt und Kurs auf den Ground genommen. Sind halt ein paar Profis an Board :-)! 
Ziemlich schicke und von außen auch komplett intakte Bude, die anfänglich auch als EM-Spielort geplant war, aber auf Grund zu geringer Kapazität schlussendlich dem Konkurrenten aus Charkiw  unterlegen war.
Da leider kein reinkommen möglich war, mussten wir uns mit einer Stadionrunde und ein paar Schnappschüssen von außen begnügen.
Ein paar weitere Schnappschüsse wurden gemacht, als man den imposanten Dneper überquerte, schon bissel was anderes als so ne Elbe oder so.
Den Dnepr hinter uns ging es dann auch ganz zügig aus raus aus der Stadt auf den letzten Abschnitt der heutigen Etappe, die dann der immer knapper werdenden Zeit geschuldet auch schnell und ereignislos absolviert wurde.
Da das Kollektiv Südharz deutlich besser vorbereitet war als unsereins trennten sich unsere Wege am Ortseingang Donetzk und die einen fuhren zu ihrer Ferienwohnung, während sich Peter von mir, durch große Teile der Stadt zum südlich gelegenen Fan-Camp - Zeltplatz lotsen lies. Die Qualität der Strassen war hierbei deutlich besser als erwartet, in Sachen Verkehrsführung war das aber wieder der absolute Hammer. Eine dreispurige abbiegende Hauptstraße mündet am Kreuzungsausgang nicht selten in einer unterirdischen einspurigen Nebenstraße und umgekehrt.
Nichts desto trotz wurde das Fan-Camp rasch gefunden, was ob der gleich folgenden Ereignisse auch dringend nötig war. 
Schon mit einer gewissen Vorahnung in der Magengegend ließen wir das Gepäck im Auto und machten uns zum Check-In zu unserem Zeltplatz auf. Dort angekommen sah eigentlich alles ziemlich professionell vorbereitet aus. Ein großes Zelt mit 4 komplett eingerichteten Arbeitsplätzen und auch durchaus ausreichend Personal konnten annehmen lassen, dass die knapp 30 Leute vor uns Ratz-Fatz abgefertigt sein werden. Wie so oft aber kam es dank der völlig sinnbefreiten Arbeitsabläufe anders und wir standen dort über eine Stunde. Warum zum Henker muss ich von jemand, der einen Monat im Voraus unter Angabe aller Details inklusive Kreditkartennummer gebucht hat, hier und jetzt im Zweifingersuchsystem den Namen aus dem Pass abtippen. Zumal auf der Buchungsbestätigung ja sogar eine Referenznummer angegeben ist. Okay nachdem das dann irgendwann geschafft war wurden die Pässe noch abfotografiert und das Prozedere erklärt, welches Hund samst Hütte zum jammern bringen kann. Man bekommt jetzt hier vorne einen kleinen mit Bleistift bekritzelten Klebezettel, mit dem geht man auf den eigentlichen Zeltplatz, sucht dort eine Servicekraft, überreicht den Zettel, wird zum Zelt gebracht, merkt oder notiert sich seinerseits die Zeltnummer und geht zurück zur Rezeption und meldet dort seine Nummer, nee ist klar! Wer jetzt noch denkt, "jetzt hab dich mal nicht so" lese bitte weiter! Ach ja, hatte ich erwähnt, dass es schon seit Stunden 36 Grad heiß war und auch die Zeit immer weiter auf den Anstoß zulief. Und wie sollte es anders sein, hatten wir ja heute unser einziges Frühabendspiel! 
Auf jeden Fall taten wir nach Begleichen unserer Schuld wie uns geheißen war und überreichten einer recht mürrisch dreinblickenden weiblichen Servicekraft unseren Schmierzettel. Anstatt uns allerdings zu unserem Zelt zu bringen, erklärte sie uns auf absolut ausreichendem Englisch, dass unser Zelt noch nicht aufgebaut sei und dies auch noch 1,2 Stunden dauern könnte. Alternativ könnten wir auch gerne unsere Sachen hier lassen und dann heute Nacht unser Zelt beziehen. Da nun bekannt war, dass sie Englisch spricht und mir mittlerweile echt jedes, zugegebener Maßen nicht unendlich verfügbares Verständnis fehlte, durfte sie sich eine ordentliche Abhandlung zum Thema "Beschissene Organisation" anhören. Ich hatte vor Wochen, wenn nicht Monaten gebucht, heute war erstes Spiel hier in Donetzk, die EM lief schon 3 Tage und Vergeben wurde die EM an die Ukraine und auch an den Spielort hier vor sechs Jahren!!! Und alles was denen heute einfällt ist ein Trupp von 20 Mann, die Kies schaufelten und eilig noch ein paar Zelte aufstellten. Im Ergebnis hab ich ihr auf jeden Fall klar gemacht, dass wohl logisch ist, dass wir heute Abend beim Fussball sind, nie sicher ist, wann man da raus kommt und schon gar nicht wann ein öffentliche Verkehrsmittel in der Ukraine dann wieder herbringen würden. Ergo keine Ahnung wann wieder hier und ich sicher nicht 40 Euro für einen Schlafplatz in nem Zelt bezahle, was ich dann effektiv 4 Stunden nutze. Sichtlich beeindruckt aber im Endergebnis völlig ohne Effekt hat sie dann unsere Namen an zwei halbfertige Zelte geschmiert und uns die Nummer 100 und 102 aufgeschrieben. 
Mit dem etwas besseren Gefühl in der Tasche, ein Schlaflager für die Nacht zu haben, ging's ab zum Shuttlebus, welcher - Achtung!!! - direkt vor dem Eingang zum Zeltplatz abfuhr und offensichtlich auch in ausstreichender Menge zur Verfügung stand.
Dummer Weise musste ein Mitglied (in dem Fall eher nich) der Brigade Erfurt noch mal die Örtlichkeiten aufsuchen, was dank genauer Schilderung des Gesehenen dazu führte, dass der Zeitpunkt meines nächsten Toilettenbesuchs schon jetzt feststand und deutlich in der Zukunft liegen würde. Wir schreiben das Jahr 2012 und in weiten Teilstrichen unseres Kontinents wird sich in Löcher auf der Erde entleert, meinen absoluten Glückwunsch!
Im Shuttlebus traf man 4 Deutsche, die es irgendwie geschafft haben einen deutschen Mietwagen hierher zu ergattern, sich schon dreimal von der ukrainischen Polizei haben anhalten lassen und auch sonst schon ne Menge erlebt haben und so mit zu erzählen hatten. Dies verkürzte auf jeden Fall die gefühlte Fahrtzeit um einiges, der Verkehr sorgte seinerseits nämlich dafür, dass 2 Kilometer 20 Minuten dauerten. Leider hielt die Kiste dann auch nicht wirklich nahe am Stadion, so dass noch 15 Minuten flotter Fußmarsch auf dem Programm stand um endlich das schicke Stadion bewundern zu können. Auch das Umfeld des Stadions konnte sich sehen lassen. Nicht aus Sicht eines Fussballliebhabers mit Pubs, Fressständen, Souvenirverkäufern etc. aber sehr gepflegt, weitläufig, sauber mit schönen Grünanlagen und Springbrunnen sowie Strassenbahnschienen, die mal wie verlegt und nicht wie hingeworfen aussahen.
Da es jetzt echt schon reichlich spät war, machten wir uns nach nem kurzen Foto-Stop auch gleich zum Einlass. Manche von uns kamen sogar rein, ich durfte mich zurück durch die Massen wühlen und meinen Rucksack abgeben. Ein Glück, dass ich das gleiche Ding nicht schon in Breslau und Lemberg mit drin hatte. Aber sei es drum, ich wollt jetzt nur noch rein und folgte klaglos den Wünschen der eifrigen Ordnungskräften. Auf meinem Weg zurück traf ich Delf vom Kollektiv Südharz, der selbstverständlich auch einen Rucksack auf hatte. Also gemeinsam abgegeben, rein ins Stadion, schönes Spiel gewünscht und jeder ab auf seine Plätze. Saßen wir sonst fast immer mindestens zu zweit zusammen, hatte ich heute mal alleine das Vergnügen und checkte nach betreten der doch recht beeindruckenden Spielstätte erstmal meine Plätze. Gegengerade, Unterrang, rechts von der Mittellinie hin zum überschaubaren Block der Franzosen. Im direkten Umfeld sehr viele Russen und Ukrainer, deren Sympathien deutlich auf englischer Seite lagen. Die Kollegen berichteten von ganz anderen Zuständen in ihrem Umfeld, hier waren wohl mehr unbeteiligte Fans auf Seiten der Franzosen. Alles in Allem aber eine totale Enttäuschung, was die Franzosen aber auch die Engländer hier mit her gebracht haben. Haben unsere westlichen Befreier immer noch solche Angst vorm Russen?!
Heute hatte ich auch etwas mehr Glück mit der Stadiongastronomie und ließ mir so ganz kurz vor Anpfiff noch nen Cheesburger (ganz okay), ein Wasser (Brand wie ne Ziege) und ein Bierchen (eines der leckersten bleifreien Biere, die ich jemals hatte, kein Vergleich zu der flüssigen Körperverletzung der Allianz-Arena) schmecken. Auswahl an Speis und Trank waren hier sowohl auf der Karte als auch in Tatsächlicher Verfügbarkeit absolut top, leider fiel auch hier das Personal deutlich ab. Keine Ahnung, ob hier lebenslänglich als Strafe für nen Fehler in der Kasse ausgerufen wurde, irgendwer die Anweisung gegeben hat, jede Aktion 4 mal zu verifizieren oder ob Kopfrechnen herkunftsbedingt nicht zu den vorstechendsten Merkmalen gehört. Als erstes wird 25+25+28 mit einem bereitliegenden Taschenrechner ausgerechnet, das geht immer noch weil zeitgleich nach hinten gebrüllt wird was bestellt wurde, also hält sich der Zeitverlust noch einigermaßen in Grenzen. Sobald man aber nicht passend bezahlt nimmt das Drama seinen lauf. 78 Grifna der Preis, 100 Grifna gegeben, das Bestellte ist lange ausgehändigt wird mit Taschenrechner ausgerechnet, wieviel rauszugeben ist. Steht diese Zahl fest wird eine kleine Ewigkeit damit verbracht herauszufinden, in welcher Stückelung diese Zahl zu erreichen ist. Wenn auch dies gelungen ist und die entsprechenden Scheine aus einer Schublade ohne Einsatz, also dutzende Scheine jeglicher Couleur und Wertigkeit in einem großen Durcheinander, herausgefingert wurden, beginnt die letzte und langwierigste Phase - das Kontrollieren des Ausgerechnetem und Herausgesuchten. Mehrfach werden die Scheine des Wechselgeldes einzeln aus der Hand auf einen Stapel gelegt, dabei gezählt, addiert und mit dem Ergebnis auf dem Taschenrechner verglichen. Ein absolutes Schauspiel, was von jedem in der Schlange vor mir mit Kopfschütteln quittiert wurde.
In der Heimat meckere ich und viele Bekannte immer über die unausgereiften Arena-Karten, die oft dazu führen, dass der Auswärts-Fan Restguthaben verschenkt oder eben genau deswegen komplett auf den Kauf bzw. Verzehr verzichtet.
Hier bei so einer EM mit 8 Spielorten, 2 verschiedenen Währungen, unzähligen Fress- und Souvenirständen und auch als Sammelobjekt selbst wäre so eine Karte mal voll sinnvoll gewesen.
Egal, irgendwann hatte ich dann auch mal Geld gegen Nahrung getauscht und konnte es mir, wie schon geschrieben schmecken lassen.
Zufrieden und bereit für ein großartiges Spiel zwischen zwei Schwergewichten des europäischen Fußballs, ging's zurück zum Platz, der zum Glück für mich, schade für das Event viel Freiraum in Form von einigen weiteren freien Sitzen bot. 
Auch dieses Spiel wurde wieder mit einer sehr netten kleinen Show eingeleitet. An der Stelle mal ein großes  Lob und Respekt an/für das Fingerspitzengefühl der Verantwortlichen für den Umfang und die Art dieser Show. So einem Event absolut angemessen und trotzdem zeitlich so beschränkt und nicht kitschig, dass es den Charakter eines Fußballspiels nicht beeinflusst. Absolut nettes Intro, bevor ein ziemlich überflüssiger Countdown das Spiel endgültig starten lässt. 
Das Spiel endete 1:1 und das entsprach auch so ziemlich den Spielanteilen und den Bemühungen der Akteure. Einen Sieger hatte das Spiel nicht wirklich verdient, dafür konnte man keinem der beiden Teams anmerken, dass sie wirklich gewinnen wollten.
Wenn es überhaupt einen Grund gegeben hätte, warum hier einer gewinnen sollte, dann das deutlich schönere Tor der Engländer durch einen Super Kopfball in Folge eines perfekt getretenen Freistoßes von rechts außen. Ende der zweiten Halbzeit verbesserte ich meine Sitzposition hinsichtlich schneller Flucht nach dem Abpfiff, wollte ich doch zum Foto schießen und vor allen fürs Gruppen-Fratzen-Foto zu den Kollegen in den Oberrang. Plan ging auf und so kam ich sehr schnell zum ersten Hindernis in Form eines Ordners, der schlussendlich aber sehr schnell einsah, dass er alleine mich nicht von meinem Vorhaben würde abhalten können. Etwas hartnäckiger war da schon der mittlerweile eingesetzte Strom an Zuschauern, der in exakt gegengesetzter Richtung unterwegs war und äußerst ungehalten über mein antizyklisches Laufverhalten war. Drei Schritte vor, in der Masse zwei zurück kam ich ziemlich außer Puste und klatschnass geschwitzt bei den Kollegen an. Hatte ich heute schon angemerkt, dass es hier immer noch knapp 30 Grad hatte?! Dann das übliche Prozedere mit Fratzenfoto der drei Jungs, dann Pärchen-Fratzenfoto und Einzelfotos vom leeren Ground für ein möglichst schickes Panorama. Irgendwie immer wieder eine coole Situation, den Ground 30 Minuten nach Abpfiff fast für sich alleine zu haben, ohne die ganzen lästigen Zuschauer.
Wo wir gerade beim Thema lästig sind! War der doch ziemlich aufreibende Tag ob der letzten 2 Stunden schon fast vergessen, sollte jetzt die gnadenlose Fortsetzung folgen. Das Böse schon leicht ahnend wurde mein Rucksack wieder eingesammelt, noch ein paar Außenaufnahmen vom jetzt Blau leuchtenden Ground gemacht und dann der Rückweg zur Bushaltestelle angetreten. Ja genau, zur Bushaltestelle - was eigentlich für ne Haltestelle? Nüchtern betrachtet hat der Bus vorhin irgendwo im zu dicht gewordenen Verkehr gehalten und uns rausgeworfen. Auf jeden Fall suchten wir selbigen Ort auf und fanden wie schon erwartet nichts, was auf die Abfahrt eines Buses zum Fan-Camp schließen ließ. Jetzt war guter Rat teuer und offensichtlich hatten wir nicht genügend Geld  dabei, denn außer den erstbesten Bus (oder was auch immer das sein sollte) in die richtige Richtung zu nehmen, fiel uns nix ein! Dieser "Bus" war genauer betrachtet ein vor 30 Jahren gebauter Mini-Van, dem im Lauf der Jahre immer weitere Sitze eingebaut wurden. Bei diesen Modifikationen wurde leider vergessen ab und an mal ein Blech auf die durchgerosteten Stellen zu heften und die Dampfmaschine im Inneren durch ein modernes Diesel-Aggregat zu tauschen. Das alles wäre sicher irgendwie zu ertragen gewesen, aber als wir eingestiegen sind, war der Bus schon doppelt überfüllt und die meisten Fahrgäste stiegen noch nach uns ein. Am Ende hockte ich zwischen Motorblock und Beifahrersitz, auf dem der "Schaffner" saß, Ilka auf dem Motorblock und Peter sowie Olli irgendwo im Bus verteilt. Und von Station zu Station wurde es voller und wärmer. Letzteres, nämlich den Temperaturanstieg wusste auch Ilka zu berichten, unter deren Heck der Motor Höchstleistung verrichtend auch immer heißer wurde. Bezahlt wurde in dieser Art Fortbewegungsmittel indem man einen angemessenen Betrag persönlich beim Schaffner entrichtete, was natürlich ebenfalls unnötige Bewegung in das Menschenkonglomerat brachte. Mal ganz von den Transportbedingungen, kein so transportiertes Schwein dürfte je als Wurst in deutsche Supermärkte, waren wir immer noch nicht sicher, ob das Teil wirklich bis zum Fan-Camp fahren würde. Dies tat "es" dann am Ende doch und nach einem weiteren Umweg über ein, zwischen der Innenstadt und dem Fan-Camp liegendes Neubaugebiet, waren wir dann auch da und gewillt jetzt unsere Zelte zu beziehen! Vorsorglich mal noch ohne Gepäck, wer weiß was noch so passiert. Und als könne die Zeltplatz Gedanken lesen und wolle selbige nicht enttäuschen, waren die Zelte 100 & 102, an denen mit Bleistift immer noch unsere Namen standen, selbstredend belegt. Endlich hatte auch Peter die Nase voll und wollte einfach das nächste freie Zelt besetzen, irgendwie gelang es aber doch noch eine Einweiserin für uns und unser Problem zu interessieren. Die Entschuldigung für dieses Chaos war dann auch folgerichtig, wurde sie doch zu 100% erfunden und erlogen, der böse, böse Rechner war mal wieder Schuld, stürzte er doch komplett ab! Schon mal drüber nachgedacht, das wenn es so wäre, sich der Rechner nur gegen die murxigen Abläufe zu Wehr setzt?!
Auch diese Kapitel war irgendwann abgeschlossen und so begab man sich dann, endlich mit einem Nachtlager ausgestattet, vor aufs Festival-Gelände um mit einem Schlummer-Trunk den Abend ausklingen zu lassen. Hier startete dann noch das letzte Kapitel des Tages - Internet - zweimal gekauft und trotzdem nicht zu benutzen - welches ich aber weder inhaltlich noch sprachlich ausschmücken möchte!
Nur so viel: einmal gekauft aber Zugangsdaten gefehlt, Servicekraft gefragt mit dem Ergebnis, dass schlussendlich 5 Leute im Kreis standen und berieten, eine sechste wurde per Funkgerät zugezogen, im Ergebnis hab ich die Zugangsdaten einfach ein zweites mal gekauft, Verbindung dann geklappt, laut Anzeige hervorragende Verbindungsqualität aber Google-Startseite brauchte zwei Minuten zum Laden, Spiegel.de war gar nicht möglich und timte immer aus. Also kein Internet mehr heute, wird sowieso überbewertet.
So nahm die Reisegruppe noch 2 Bierchen und einen sehr leckeren, milden Schlummer - Wodka zu sich und begab sich dann zur Nachtruhe ins Sauna-Zelt. Einschlafen ging noch ganz gut....

Vorbericht: Road Trip - Heißer Trip nach Donezk
Vorbericht: Die Gefährten
Vorbericht: Das Gefährt
Vorbericht: Die Uniform
Tag 1 - Aufbruch gen Osten
Tag 2 - Ukraine wir kommen
Tag 3 - Die Vereinigung
Tag 4 - Heut verlassen wir Europa
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