11-14.09.2009 - 3 1/2 x Dynamo Dresden in 5 Tagen ...

Club Supporting extrem: 3 1/2 x Dynamo Dresden in nur 5 Tagen - Viel Spass beim Lesen... ;-)

11.09.2009 - FSV Zwickau – 1. FC Lok Leipzig 1:1 (0:0) - 2539 Zuschauer

Freitag, 13:00Uhr. Was macht man, wenn die Präsentation für die Budgetplanung immer noch nicht fertig ist und der Chef nervt … Auf zum Fussball! Mit der Straba zum Bahnhof, schnell noch was zum Essen geholt, Ticket gelöst und ab zum Bahnsteig. Na aber hallo, dort warteten am Zug nach Zwickau bereits an die 40 Robocops in Vollausrüstung, Fanfreundschaft der Ultras DD und Red Kaos lässt grüßen. Auf dem Bahnsteig in Chemnitz sah man ein paar sportlich begleitete Neugierige vom Jungvolk aus Chemnitz, schade dass die Ultras aus DD einen Zug später gefahren sind.

In Zwickau angekommen glich der Bahnhofsvorplatz einer grünen Festung, den Steuerzahler freut's. Lange nicht mehr so viele Einsatzkräfte gesehen, irre. Willkommen in der 5.Liga im Osten von Deutschland… Ach ja, da war doch was. Beim letzten Aufeinandertreffen beider Klubs (April 2009, wenn ich mich nicht irre) gab es ja ein paar Kontakte im Stadion, daher wohl die aufgestockte Anzahl der Ordnungshüter. Beim Überschreiten des Vorplatzes wurde ich sage und schreibe 3x angehalten, und immer stellten Sie mir die gleiche Frage: „Leipziger?“ – Antwort: nee, Erfurter… ;-)

Auf dem Weg zum Westsachsenstadion (ich bin den scheixxxx langen Weg gelaufen, da mir jemand sagte, ich bräuchte ja NUR 10min …) kam mir eine Gruppe hochmotivierter Jungs aus Zwickau entgegen, welche sich dann auch schön vor mich aufbauten und fragten, ob ich ein „Lokist“ bin. Ok, zur präventiven Vermeidung von Missverständnissen holte ich lieber gleich meinen Ausweis raus und machte den Jungs klar, dass ich aus DD komme. Puhhh! Wir waren Freunde.

Weiter zum Stadion, und wieder hielten mich die grünen Helfer an, welche mir erklärten, dass ich in Richtung der Wagenburg (abgesperrter Bereich der Gäste) gehen sollte. Nix da, also auf zum Haupteingang der Zwickauer, Karte geholt (7€) und ein wenig vor dem Stadion „gechillt“. So nach und nach füllte sich der Bereich vor dem Tor mit Leuten … und ich wurde das Gefühl nicht los, dass mich einige anschauten wie ein Schaf… Kurzes Brainstorming mit mir selber, was war hier los … und dann kam mir die Lösung meiner „Probleme“, es war meine Trainingsjacke. Frisch gekauft von Bench, tief blauer Stoff, alle Labels + Reißverschlüsse schön in Gelb gehalten. Idiot! Jacke ausgezogen und auf einmal fühlte ich mich so sauwohl „neutral“.

Jeder, der das erste Mal das Westsachsenstadion betritt, hat so ein Gefühl von „vor 1945“. Das Stadion mit seinen Turmbau schreit förmlich nach Propaganda Veranstaltungen in jener Zeit. Dazu passte auch der Artikel im aktuellen Programmheft, in welcher die beste Spielzeit von Zwickau gelobt wurde: Gauliga Sachsen 1943/44 – 2.Platz hinter dem DSC. Dazu die Bitte, sich nicht von den Lok Fans provozieren zu lassen, auf dass es ein schönes Spiel wird. Kein Kommentar.

Kurz vor dem Spielbeginn strömten dann auch zeitgleich die Zugfahrer aus Leipzig sowie die 30-40 Ultras aus DD (alle komplett in schwarzen Trainingsklamotten) ein, nett anzuschauen auf beiden Seiten. Für die Fans von Lok Leipzig war der Block hinter dem Tor sowie jener auf der Gegengeraden reserviert, der letztere nur einen „halben“ Steinwurf von den Block der „RED KAOS“ entfernt. Seltsamerweise platzierten sich die Ultras von Lok im Block hinter dem Tor, was dazu führte, dass man während dem Spiel sehr oft 3 Fangesänge zeitgleich vernahm; RED KAOS + Ultras von Lok + Lok Supporter auf der Gegengerade.

Das Spiel war geprägt von vielen Fehlpässen, Fouls und ab und wann ein paar guten Chancen, letzteres vornehmlich vom FSV. Als absoluter Kenner der 5.Liga (…nicht wirklich) vernahm ich mit Schmunzeln, dass Sebastian Helbig (ehemals ein selbsternannter Fussballgott als Stürmer beim RWE) nun beim FSV Zwickau kickt, und dass ansehnlich auf max. Landesliga Niveau. Gute Stimmung in beiden Fanlagern, vor allem der gemischte Block aus den Ultras aus DD sowie den RED KAOS überzeugte mit lauten Gesängen + Choreos. Ebenfalls nett anzuschauen war das aufgehängte “BRUTALO FANS DYNAMO“ Banner (min. 15m lang) direkt hinter dem Tor. Ein wenig irritiert war ich von einer Zaunfahne im Leipziger Block, auf jener stand in altdeutscher Schrift: „In aller Freundschaft“, darunter die Vereinslogos von Lok, Halle und Erfurt. Social Network lässt grüßen, man hat auf einmal Freunde, die man gar nicht kennt… ;-)

Richtig spannend wurde es jedoch erst mit Beginn der 2.Halbzeit, Herr Helbig schoss direkt nach der Pause das 1:0, was nun endlich auch für ein wenig Spannung auf den Rängen sorgte. Unzählige Knaller aus dem Leipziger Block + Bengalos im Zwickauer Block hatten eine Spielunterbrechung von 10min. zur Folge. Zum „Glück“ sperrten die Robocops den Zugang zwischen den beiden Leipziger Blöcken, somit wurden die erlebnisorientierten Leipziger darin gehindert, sich den Block der RED KAOS auf den besagten „halben“ Steinwurf zu nähern. Mitte der 2. Halbzeit erzielte Lok durch einen Foulelfmeter den Ausgleich, welches entsprechend für ziemlich netten Jubel unter den Lokisten sorgte.

Nach dem Spiel wurde an den Zäunen noch ein wenig gepöbelt, der richtige Spass sollte aber draußen stattfinden. Die Separierung der Fans durch eine Wagenburg macht Sinn – jedenfalls in der vertikalen Ausdehnung. Für die horizontale Ausrichtung sollten zukünftlich jedoch Fangnetze angebracht werden, nicht dass jemand auf die Idee käme, Flaschen oder ähnliches über die Fahrzeuge zu werfen … ;-) Auf der Kreuzung vor dem Stadion gab es dann noch ein paar Höflichkeiten zwischen den Fanlagern, die grünen Robocops trugen zur Deeskalation Ihren Teil bei. Ab in Richtung Bahnhof, bevor der Mob aus Leipzig gebracht wird. Kurze Diskussion mit den grünen Helfern, damit mich jene zum Zug ließen und zurück nach DD. Am nächsten Morgen entnahm ich der Zeitung, dass die Zwickauer noch ein wenig Spass mit den Cops in der Innenstadt hatten, es flogen wohl einige Steine + Flaschen. Und da war er wieder, der ganz normale Wahnsinn bei einem Punktspiel der 5. Liga im Osten der Republik … ;-)

Sehr gelungenes Video über die Block-Aktivitäten findet Ihr unter folgenden Link:
www.youtube.com/watch



12.09.2009 - SG Dynamo Dresden – Holstein Kiel 3:0 (2:0) - 10424 Zuschauer

Nach dem Spass vom Vortag ging es heute zum Heimspiel der SGD ins Rudolf Harbig Stadion. Der Innenbereich war bereits komplett fertig gestellt, die geplante Stadioneröffnung am kommenden Dienstag konnte also kommen. „Nur“ 10424 Zuschauer sorgten für eine Stimmung, als wenn sich dann doch noch 10000 Zuschauer irgendwo mehr im Stadion befänden. Das liegt vor allem an der Konstruktion des Daches, welches relativ weit über das Spielfeld gezogen wurde. Dazu der steile Neigungswinkel der Tribünen, fertig ist eine Akustik wie auf dem Betzenberg. Ein Bitte an Alle Stadtratsmitglieder aus Erfurt, welche nach wie vor der Meinung sind, eine Leichtathletikbahn im Stadion minimiert die Stimmung in keinster Weise – wir sehen uns am 20.02.2010 in Dresden!

Das Ergebnis sowie die Spielfreude der Schwarz-Gelben tat Ihr übriges, fairerweise muss man aber erwähnen, das Holstein Kiel einfach unterirdisch schlecht spielte. Aus Kiel waren ungefähr 100-150 Fans angereist, im kleinen Ultrablock direkt unter dem Dach befanden sich handgezählte 27 Personen. Lustig war die Aktion, als jene Ihre Schuhe auszogen und damit rhythmisch klatschten. Interpretationsfreiheit hin oder her, ich fand es immer noch lustig, auch wenn ich damit wohl der Einzige Nicht-Kieler im Stadion war. Jene Aktion erregte dermaßen den Zorn der DD-Anhänger (Warum auch immer???), dass nach den bekannten Schlachtgesängen „Wessis, assoz. … - Ihr seid so lächerlich …“ tatsächlich einige Dresdner anfingen, mit den Ordnern den Teil der Stadionordnung zu diskutieren, warum einheimische Fans nicht ungehinderten Zutritt zu allen Zonen des Stadions bekamen. Als nachfolgend handgezählte 3 Kieler Ihrerseits in Richtung Absperrung liefen und mit Handbewegungen den Dresdnern klar machten, dass Sie ganze harte Jungs sind, darauf hin der Mob der Dresdner an der Absperrung zum Gästeblock immer größer wurde und man anfing, sich liebevoll anzutätscheln … da habe ich es das erste Mal wirklich verstanden, warum der Fussballfan in den Augen der bürgerlichen Obrigkeit eine Gefahr für die Menscheit darstellt. Und alles nur wegen „Wir klatschen mit unseren Schuhen“. Nicht auszudenken, wenn jemand aus dem Kieler Block einen Pulsnitzer Pfefferkuchen zerbrochen hätte…. ;-)

Nach dem Spiel wurde Ruud Kaiser gefeiert wie einst Beckenbauer nach der WM. Links und rechts neben mir träumte man schon wieder vom Aufstieg, vor mir fragte doch tatsächlich eine Schwester Ihren Bruder (es muss einfach Bruder und Schwester gewesen sein, auch wenn sich beide ab und wann Ihre Zungen in den Mund geschoben haben…), ob das Stadion denn nicht zu klein wäre für die 1.BL. Dresden, „isch“ liebe Dich … ;-)


13.09.2009 - SC Borea Dresden – SG Dynamo Dresden II 1:2 (1:1) - 800 Zuschauer


Part III am 3.Tag, auf zum Stadtderby in den Jägerpark. Ein wenig enttäuscht über die wenigen Zuschauer, sah man eine spannende Party, bei der vor allem die Zweite von der SGD überzeugen konnte. Viele Fouls in der ersten Halbzeit, welches dann letztendlich zu einer roten Karte (Tätlichkeit) für SGD II führte. Letztendlich wurde eine alte Fussballweisheit wieder mal bestätigt, mit 10 Spielern ist irgendwie alles leichter … ;-) Sehr zur Freude der „mitgereisten“ 100-150 Schwarz-Gelben, welche eine gute Stimmung im Stadion verbreiteten.

Ok, Stadion ist ein weitläufiger Begriff. Im Jägerpark verspürte ich mehr so ein Feeling wie auf dem guten, alten Bolzplatz im Dorf. Grund: jeder „Fan“ von Borea kannte min. 2 Spieler persönlich, entsprechend auch die Zurufe bzw. Stories auf den Rängen. So erfuhr ich, dass der Spieler XY mit seiner Freundin Schluss gemacht hat bzw. der Spieler YX dann doch noch eine Ausbildung zum Betriebswirt beginnen will. In Zeiten der Red Bull Invasion irgendwie auch mal ganz angenehm… ;-)



15.09.2009 - SG Dynamo Dresden – Schalke 04 1:2 (0:1) - 32000 Zuschauer


Dank eines guten Freundes von mir, welcher aktiv an der Planung + Gestaltung der Aussenbereiche vom neuen RHS verantwortlich ist/war, bekam ich ein Freikarte für den Block K3. STOP! Freikarten für den K-Block?! Was hat sich eigentlich die Firma meines Freundes dabei gedacht, jene Karten Ihren Mitarbeitern bzw. Kunden zu schenken, eventuell noch per Post mit den Kommentar: „kleine Aufmerksamkeit unter Geschäftspartnern“ bzw. "Für Ihre Treue und Leistung"? Ich hab nun wirklich keinerlei Schmerzen, im Block der Ultras bzw. Hardliner über 180min gestoßen, angegröllt sowie mit Bier überkippt zu werden. Andere vielleicht dann schon … ;-)

Reichlich vor dem Spiel hat man sich mit 2 Freunden getroffen, um noch schnell ein altes Ritual zu tätigen bzw. zu leeren (Flasche Jägermeister mit Vita-Cola im 1:1 Verhältnis) und ab in die Bude. Da wir ja im K-Block standen, konnten wir die beiden Choreo‘s der Ultras natürlich nicht im Gesamtbild sehen (die hochgeladenen Bilder der Choreo‘s stammen vom Freund, welcher auf den VIP Plätzen eifrig Häppchen spachtelte), es war jedoch ein tolles Gefühl, mal wieder mehr als nur eine Bengale in einem deutschen Stadion zu sehen. BTW, ich wurde das Gefühl nicht los, dass sich "Einige" zuviel in den Blöcken befanden. Nichts gegen Enge, wenn es aber nach vorn überhaupt nicht mehr weiter geht, hinter einen jedoch noch hunderte von Leuten das selbe versuchen wie wir, nähmlich irgendwie in den Block zu kommen, ist dass doch irgendwie seltsam. Die Ordner am Eingang hatten wohl unglaublich viele Freunde oder ein offenes Händchen... ;-)

Zur Stimmung muss ich wohl nicht viel sagen, das nette Pfeifkonzert der 32000 Besucher vor dem Spiel, als Stadratspolitiker aller Fraktionen lauthals verkunden mussten, dass „nur“ Ihre Partei dafür Sorge trug, dass Dresden ein neues Stadion besitzt (Wahlkampf im Stadion, was für ein unglaublich gutes Marketing Konzept…), die geschlossene Blockstimmung der knapp 10000 Stehzahler während dem Spiel, die mitunter sehr befremdlich wirkende Textsicherheit der Dynamo-Anhänger beim Auftritt von Roland Kaiser sowie die Wechsel-Ufta „Block K vs. Rest vom Stadion“.

Ja, ich gebe es zu; auch als Nicht-Fan von Dynamo Dresden habe ich mehr als nur einen netten Abend in einem Stadion verbracht, welches man sich so auch in 200km entfernt, westlicher Richtung wünscht… Schöne Grüße an Alex und Ronny, hätte nicht gedacht, dass Ihr so abgeht…. ;-)




Fazit: 3 ½ Dynamo Dresden in 5 Tagen. Um das gleich klar zustellen: Nein, ich bin kein Schwarz-Gelber gewurden! Mein Interesse am Spiel Zwickau – Lok Leipzig sowie die unerwartete Freikarte für die Stadioneröffnung war der Auslöser, sich einmal im Leben Dynamo Extrem zu geben... ;-)
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